Köfer: "Ich bin ein Fan von Urteilen"
Gerhard Köfer ist Spitzenkandidat im Kärntner Team Stronach. Er schließt keine Partei für eine Koalition aus. Das Interview
WOCHE: Wie schwierig ist es Leute für das Team Stronach zu gewinnen?
KÖFER: Das ist das Faszinierende. Wir bekommen im Moment aus allen Bevölkerungsschichten zu 100 Prozent das Angebot, dass sie von selber mitmachen wollen. Das habe ich in 30 Jahren bei der SPÖ nicht erlebt. Wir haben jetzt an die 1.000 Mitarbeiter, die etwas bewegen wollen.
Das Parteiprogramm ist ja noch nicht fertig – ist der Zuspruch mehr als Protest gegen etablierte Parteien?
Das muss man relativieren. Es hat sich noch nie jemand für Programme interessiert, sondern für Inhalte. Und die haben wir längst transportieren können. Wir wollen ein dezidiertes Programm für Kärnten schreiben, weil wir Lösungen anbieten wollen. Dann werden wir schauen, wie weit man damit punkten kann.
Wie weit wollen Sie punkten?
So gut es geht. In den Umfragen liegen wir zwischen 10 und 15 Prozent. Alles, was über zehn Prozent ist, ist sehr erfreulich.
Frank Stronach sagt zu einer Koalition im Bund klar nein. Können Sie sich eine Koalition in Kärnten vorstellen?
Grundsätzlich ja. Ich schließe mit niemandem eine Koalition aus. Wir wollen mit niemandem koalieren, der im Verdacht steht Korruptionsgeschichten gemacht zu haben.
Es gibt noch einige Fälle, in denen ermittelt wird.
Ich bin ein Fan von Urteilen und nicht von Anklagen und Anzeigen. Wenn es ein Urteil gibt, ist eine klare Haltung einzunehmen, aber bis dahin sollte man jedem die Chance geben, seine Unschuld darzustellen.
Der Wechsel in den Landtag ist vorstellbar für Sie?
Der wird fast stattfinden müssen. Wenn wir ein entsprechendes Ergebnis haben, wird mein Interesse in Kärnten sein. Keine Frage.
Auch über eine Regierungsbeteiligung wird bereits spekuliert.
Ich strebe keine politische Funktion mehr an. Mir geht es darum, dass wir in Kärnten etwas bewegen. In welcher Funktion auch immer.
Was muss in Kärnten bewegt werden?
Es muss sich in Kärnten alles verändern. Wir haben einen Schuldenstand von 2,5 Milliarden Euro und ein Landesbudget von knapp über zwei Milliarden. Es wird, was das Budget betrifft, gelogen, dass sich die Balken biegen.
Ist das auch ein Plädoyer für neue Gesichter?
Auch, natürlich. Der Scheuch geht rein, der Scheuch kommt raus – das ist Wählertäuschung. Nichts gegen die Leute persönlich, aber es ändert sich nichts. Es ändert sich nur der Mandatsstand. Und plötzlich sagt die SPÖ, sie hat Anrecht den Landeshauptmann zu stellen. Was hat die SPÖ für eine Leistung erbracht, dass man mit einer Selbstverständlichkeit den Landhauptmann fordert? Was hat die FPK gemacht, dass sie ihn behalten will? Der Mandatsstand muss sich dramatisch verändern.
Team Stronach hat auch noch nichts geleistet – Sie brauchen Vertrauensvorschuss.
Das ist richtig. Den erhoffen wir uns.
Wie stehen Sie zur Beschränkung der Wahlkampfkosten?
Damit habe ich grundsätzlich kein Problem, weil unser derzeitiges Budget deutlich unter dem liegt, was sie da beschränken wollen.
Vorerst.
Naja. Es ist die Frage, inwieweit der 3. März Bestand hat. Ich traue der PFK zu, dass sie die Wahl nach hinten verschiebt. Wenn der Termin nicht hält, lassen sich die Wahlkampfkosten in dieser Form auch nicht beschränken. Wir führen wahrscheinlich von allen Parteien den sparsamsten Wahlkampf.
Wie glaubwürdig kann jemand Erneuerung kommunizieren, wenn er wie Sie seit Jahren Teil des Systems ist?
Das ist der Grund, warum ich es so gut kenne und auch verurteile. Trotzdem glaube ich, dass man das Modell Spittal auf Kärnten umlegen kann. Ich bin 15 Jahre Bürgermeister von Spittal und habe keinen Euro Schulden im ordentlichen Haushalt gemacht.
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