Wahl-Taktiker im Finale
Expertin glaubt nicht an Unmuts-Wahl in Kärnten und rechnet mit einer geringeren Wahl-Beteiligung.
(gel). Vier Tage vor der Nationalratswahl wartet die Politologin Kathrin Stainer-Hämmerle mit Fakten auf: "Das letzte Mal haben 30 Prozent die Partei gewechselt", erklärt sie. Insgesamt werden 80 Prozent zu zumindest potenziellen Wechselwählern gezählt.
40 Prozent der Stimmen sind für kommenden Sonntag noch nicht vergeben. "Die taktischen Wähler entscheiden sich nun", so Stainer-Hämmerle. Sie wollen Koalitionen vermeiden oder möglich machen. Stainer-Hämmerle sieht eine Chance für BZÖ und Neos, Wähler zu gewinnen, um die große Koalition zu verhindern.
Allerdings: "Das Ergebnis in Deutschland ist schlecht für BZÖ und die Neos, da es kleine Parteien nicht ins Parlament geschafft haben", analysiert die FH-Professorin. Dass die ÖVP vom Sieg Angela Merkels profitiert, bezweifelt sie ebenfalls. "Das Signal lautet eher Kontinuität und Stabilität – also die Wahlkampf-Inhalte von Kanzler Werner Faymann."
Die Wahl in Kärnten
Bei der Landtagswahl im März haben drei Viertel der Kärntner ihre Stimme abgegeben; am Sonntag rechnet Stainer-Hämmerle mit niedrigerer Beteiligung. "Der Unmut scheint sich in Kärnten erledigt zu haben", glaubt sie. "Ich habe nicht das Gefühl, dass die Wähler noch ein Zeichen setzen wollen."
Insgesamt hat sie den Eindruck, dass "vermeintliche Affären" wenig Einfluss auf die Wahl haben. "Die Grünen nutzen auch den Seen-U-Ausschuss gar nicht", so Stainer-Hämmerle. Sie sei sich ebenfalls nicht sicher, ob die "FPK-Fehler HC Strache schaden" werden.
Gute Chancen auf ein zweites Mandat rechnet Stainer-Hämmerle Gabriel Obernosterers ÖVP aus – "es könnten auch BZÖ-Wähler zur ÖVP zurückkommen." Riskant sei es von den Roten, dass die nicht auf den Kanzler-Bonus setzen. Und die Landesregierung mit Peter Kaiser "hat noch nicht wirklich eine Bilanz vorzulegen". Allerdings setzen sie erneut auf die Hausbesuche.
Das erste Mandat für die Kärntner Grünen mit Matthias Köchl hält sie für praktisch fix. Die Chance der Neos ist Hans Peter Haselsteiner. Und: "Das Team Stronach halte ich für ein wenig unterdeklariert", so Stainer-Hämmerle.
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