Chefs hören nicht auf ihren Bauch!
Entscheidungen soll man mit Kopf und Bauch treffen, vor allem in Firmen.
Die Psychologin Maja Storch ist eine der Referenten beim dritten Managementkongress von WIFI und „M/O/T“. Sie spricht über die Notwendigkeit, Gefühle in wichtige Entscheidungen einzubeziehen.
WOCHE: Warum reicht der Verstand für wichtige Entscheidungen nicht aus?
STORCH: Der Verstand ist ein Computer, wie Google. Man gibt Fakten ein, und er liefert uns Ergebnisse. Wir müssen dann aus der Liste der Vorschläge entscheiden, welche Seite sie aufrufen, dafür brauchen wir ein Gefühl.
Für welche Art der Entscheidungen ist dies notwendig?
Geht es lediglich um einen einfachen Einkauf, reicht der Verstand völlig aus: Man greift zum günstigen Produkt. Komplexe Entscheidungen mit mehr Komponenten kann der Verstand nicht mehr entscheiden. Vor allem in Unternehmen braucht man Kopf und Bauch für richtige Entscheidungen.
Wie merkt man, dass man eine richtige Entscheidung getroffen hat?
Wenn Verstand und Gefühl zu derselben Bewertung kommen. Ist das nicht der Fall, sollte man die beiden Systeme synchronisieren, noch einmal mit den Entscheidungsträgern über Details der sprechen.
Wenden Führungskräfte diese Methode heutzutage an?
99 Prozent der Firmen kommunizieren heute gegen die neurobiologischen Erkenntnisse der letzten Jahre. Das ist eine Tragödie! Die Folge sind viele Fehlentscheidungen.
Woran liegt das?
Es gibt keine somatische Markerkultur – also man achtet nicht auf ein mulmiges Gefühl im Bauch oder einen Kloß im Hals. Wer es in einer Sitzung wahrnimmt, darf es nicht sagen, weil er sonst sofort als esoterischer Sitzpinkler abgestempelt wird.
Sind Führungskräfte offen für Ihre Methode?
Manche finden es spannend, andere sitzen mit verschränkten Armen in den Seminaren. Das ist aber nachvollziehbar. Unter dem Begriff „emotionale Intelligenz ist in den 80er-Jahren viel Mist erzählt worden. Dieser Psychojargon ist unerträglich!
Das ist heute anders?
Ich stütze mich auf die Basis von seriösen Untersuchungen. Ich kann Führungskräfte sachlich und mit Fakten überzeugen, dass Gefühle entscheidend sind.
Wie lange wird das dauern, bis dies in Firmen flächendeckend eingesetzt wird?
50 Jahre. Eine Generation braucht es immer. Wichtig ist, dass es der Nachwuchs lernt. Die Universitäten sind aber noch weit davon entfernt.
Zur Sache: Kongress:
WIFI-Österreich-Institutsleiter Michael Landertshammer über den Businessmanagement-Kongress: „Führungskräfte müssen täglich Entscheidungen treffen. Viele dieser Weichenstellungen betreffen den Erfolg des Unternehmens und haben direkte Auswirkungen auf die Mitarbeiter. Umso wichtiger ist es, zu wissen, wie Entscheidungen eigentlich zustande kommen, ob man sich auf das Bauchgefühl verlassen kann und welches Know-how es braucht, um im Betrieb die richtige Richtung vorzugeben. Ich freue mich besonders auf authentische Erfahrungen aus der unternehmerischen Praxis, die wir am Businessmanagement-Kongress diskutieren.“
Zum dritten Mal veranstalten das WIFI und die „M/O/T“ Management-School der Alpen-Adria-Universität den Businessmanagement-Kongress – präsentiert von der WOCHE.
Thema des Kongresses: Kopf oder Bauch? Die Freiheit der Entscheidungen.
Vortragende: Psychiatrie-Professor Manfred Spitzer, Psychoanalytikerin Maja Storch, Betriebswirt Markus Tomaschitz, Mediziner Roman Szeliga, Prof. Peter Heintel und Alexander Groth.
Termin: 25. und 26. November 2011 an der Uni Klagenfurt.
Infos und Anmeldung unter www.mot.ac.at oder unter www.wifi.at/bmkongress.
Autor: Gerd Leitner
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