Der ÖGB als „Lebensberater“
Mit neuem Landessekretär Georg Steiner will ÖGB-Präsident Hermann Lipitsch eine neue Ära einleiten.
Mit der Verjüngung im Landessekretariat des Kärntner ÖGB zieht auch eine andere Kultur in das Haus in der Klagenfurter Bahnhofstraße ein. Der ÖGB heftet sich die Serviceorientierung, bisher im Bereich der Arbeitnehmervertretung ein Fast-Monopol der Arbeiterkammer, auf seine Fahnen. Verantwortlich dafür ist neben Hermann Lipitsch, seit über zwei Jahren Präsident des ÖGB Kärnten, Georg Steiner, der neue Landessekretär. Er folgte auf Dietmar Samnitz. Steiner ist ein Experte für Pensionsrecht, hat sich fundiert in das komplexe Thema eingelesen und ist mittlerweile sogar Referent und Berater in Pensionsfragen und Arbeitsrecht.
Nun will Steiner auch die Sekretäre auf Bezirksebene schulen. Der ÖGB soll zum „Kompetenzzentrum“ werden, so Steiner, „wir verstehen uns als Ombudsleute für die Betroffenen.“ Das geht so weit, dass ÖGB-Mitarbeiter nicht nur beraten sollen, sondern auch entsprechende Anträge für ihre Mitglieder ausfüllen und weiterleiten.
„Wir haben fünf Regionssekretäre, die schnell vor Ort in den Betrieben die Probleme lösen können.“ Steiner betont aber, sich „nicht als Konkurrenz zur AK“ zu verstehen. Lipitsch: „Wir versuchen, den Arbeitnehmern die Wege zu verkürzen.“ AK-Mitarbeiter seien „nicht in dem Ausmaß in den Betrieben wie wir.“ Steiner sieht den ÖGB als Servicestelle – Mitglieder würden sich schließlich eine Gegenleistung für den Mitgliedsbeitrag erwarten.
Einen besonderen Fokus legt Steiner auf Betriebe ohne Betriebsrat, hier will der ÖGB direkt versuchen, sich vor Ort zu präsentieren und Mitarbeiter zu informieren. Um bisher verschlossene Unternehmenstüren zu öffnen, will der ÖGB die Belegschaft gezielt zu Pensionsfragen informieren – „es ist eine Motivation für die Mitarbeiter zu erfahren, wie es ab 60 weitergeht“, meint Lipitsch.
Auch darüber hinaus gehend bietet der ÖGB Hilfestellung an – etwa zur Althaussanierung und zur Weiterbildung. Steiner: „Wir verstehen uns in gewisser Hinsicht als Lebensberater und wollen in die Tiefe gehen.“ Auch das ÖGB-Haus in Klagenfurt, ein eher nüchterner Bau, soll geöffnet werden: „Wir öffnen für Parteienverkehr“ sagt Steiner, „auch den bisher verschlossenen zweiten Stock.“ Dort sitzen der Präsident und sein Neo-Sekretär. „Wir leiten eine neue Ära ein“, meint Lipitsch. Er selbst hält Sprechtage in den Bezirken ab und Steiner will sich auch künftig die Mitgliederberatung nicht nehmen lassen. „Das delegiere ich nicht.“
Autor: Uwe Sommersguter
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