Ein Engel ist mehr als die Summe seiner Einzelteile

„Wir sehen uns heute nicht als Wirtschaftsunternehmen hier, sondern als Kollegen. Und der Humor kommt auch nicht zu kurz“, stellt Andreas Jesse, Geschäftsführer der autArK Sozialen Dienstleistungen gleich zu Beginn lachend klar. Er ist mit seinem Leitungsteam heute bei der Tagestätte die Vier Jahreszeiten am Standort Villach im Basteleinsatz, der so manche Kindheitserinnerung bei den Führungskräften weckt. „Ich habe früher ganz viel mit meiner Mama gebastelt“, erzählt die Fachbereichsleiterin Barbara Wrulich.

Jesse und seine Kollegen haben es übernommen, für den Stand der Vier Jahreszeiten am Villacher Sozialmarkt die Produkte herzustellen. Jede Menge Holzengel, Weihnachtskarten und Kerzen sind zu basteln. ‚Cool‘ gestartet sind sie gleich mit einer Jause, denn die Menschen mit schweren Beeinträchtigungen, die hier von Annemarie Winkler und ihren Kolleginnen betreut werden, sind es gewohnt, sich jeden Tag zur gleichen Zeit vormittags zu stärken.
Das sind Rituale zum Start in den Morgen, wie es sie in jeder Firma in den Kaffeeküchen gibt… Aber dann sind Chef, Fachbereichsleiter und das Management der großen Sozialeinrichtungen gefordert, einmal ihre kreativen und handwerklichen Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. „Es sind ganz neue Fähigkeiten, die ich an meinem Team erkenne“, lacht Jesse.

Er selbst widmet sich der Produktion von Holzengeln mit handgebogenen Drahtflügeln, als Kopf wird eine kleine silberne Drahtkugel auf jedes weißgemalte Holzstück gehämmert. Im Nebenraum schneiden und kleben zwei Kollegen bunte Weihnachtskarten, einen Tisch weiter sitzen drei Kolleginnen um ein Bastelbuch und stellen gemeinsam in liebevoller Kleinarbeit aufwendig gestaltete Engerlanstecker her. Die kleinen Köpfe müssen sorgsam aus Papier ausgeschnitten, jedes Gesicht wird handbemalt. Eine Menge Arbeit steckt in jedem kleinen Teil. Daran denkt kaum einer, der am Adventmarkt dann um wenige Euro solche Kleinigkeiten kauft.

„Das könnte man doch rationalisieren, indem einer nur die Köpfe ausschneidet, einer nur Gesichter malt, einer nur die Haare aufklebt und so weiter. Man könnte Einzelteile fertig zukaufen und Schablonen anfertigen“, überlegt Jesse. Rationalisierung heißt das in der Fachsprache der Wirtschaft.

„Ja, dann ginge es wohl schneller, aber dann würde jeder nur irgendwelche Teile machen. Wir machen hier aber Engel“, lacht die für das Kaufmännische zuständige stellvertretende Geschäftsführerin Susanne Hödl. Und mit dieser Aussage hat sie wohl den sprichwörtlichen Nagel auf den Kopf getroffen…

Bildgalerie
Weitere Informationen: Verantwortung zeigen!