"Pflege-Daheim-Garantie"

Gänserndorfer werden immer älter

Die Zahl alter Menschen im Bezirk steigt rasant. Die Politik reagiert mit neuen Pflegekonzepten.

BEZIRK GÄNSERNDORF. Die Zahl der Menschen mit 80 Jahren und älter wird im Bezirk Gänserndorf bis 2035 um 75 Prozent steigen. Derzeit werden rund 65,5 Prozent im Bezirk informell, das heißt insbesondere durch Angehörige, gepflegt. 17,4 Prozent durch mobile Dienste, 11,3 Prozent sind in der 24-Stunden-Betreung und 5,8 Prozent stationär in Pflegeheimen (siehe zur Sache).

Wenn sie an ihre Zukunft denken haben die Gänserndorfer  ganz klare Vorstellungen. Neun von zehn wollen auch im Alter in den eigenen vier Wänden leben. Das Land Niederösterreich plant deshalb , eine ‚Pflege daheim‘-Garantie einzuführen und den Grundsatz ‚Mobil vor stationär‘ im Pflegesystem verankern. Auch für pflegende Angehörige soll es Verbesserungen geben (siehe Interview).

Mehr als belastend

Die Bezirksblätter haben mit Wolfgang Schabhüttl gesprochen. Er pflegt seine Mutter Josefa (87) seit mehr als 2 Jahren nach einer schweren Oberschenkeloperation zu Hause. "Die Situation ist mehr als belastend, aber eine 24-Stunden-Pflegekraft kann ich mir nicht leisten", so der pflegende Sohn. Er arbeitet Vollzeit in der Stadtgemeinde Gänserndorf, eilt in der Mittagspause nach Hause um sich um seine Mutter zu kümmern und fährt dann wieder in die Arbeit. 

"Mit der Pflegestufe 5 die meine Mutter derzeit hat, kann ich nicht mal für die Grundvoraussetzungen sorgen. Sie benötigt Windeln, ein spezielles Bett, Medikamente und ich schleppe meine Mutter mehrmals pro Tag durch das Haus weil auch ein Lift für uns nicht finanzierbar ist", so Schabhüttl. 

"Alte Menschen die gepflegt werden müssen, werden beinhart ausgenützt" – Wolfgang Schabhüttl

Mehr finanzielle Unterstützung

Mittlerweile hat Wolfgang Schabhüttl zum zweiten Mal bei der Pensionsversicherunganstalt (PVA)die Pflegestufe 6 für seine Mutter beantragt. Dafür gab es sogar eine Bescheinigung des Hausarztes und eines Neurologen. Dennoch: "Die PVA hat unseren Antrag abgelehnt, mit der Begründung, dass meine Mutter weder sich selbst noch andere gefährdet", sagt Sohn Wolfgang. 

24-Stunden Pflege

Über die Betreuung durch eine 24-Stunden Pflegekraft hat Schabhüttl nur kurz nachgedacht und sagt: "Ich habe mich bei einer Agentur informiert. Die Kosten, zwischen 2.400 und 3.300 Euro für eine Ganztages-Pflegekraft,  kann aber kein Normalsterblicher mit Pflegestufe 5 aufbringen". Für Schabhüttl ist eines klar: "Es müssen mehr Förderungen für Pflegebedürftige Menschen her!".