Landwirtschaft versus Vogelschutz
BEZIRK. Agrarvögel sind die „Sorgenkinder“ des Vogelschutzes. Denn durch die flächendeckende Intensivierung der Landwirtschaft werden die Gelege zerstört und wichtige Nahrungsflächen gehen verloren.
Besonders das Marchfeld ist im Visier der Vogelschützer. Gábor Wichmann von BirdLife: "Es macht einen gewaltigen Unterschied, ob die Bewirtschaftungs-Struktur kleinräumig ist, wie im Norden des Bezirks, in der Bernhardsthaler Ebene, oder großräumig wie im Marchfeld." Tiere, vor allem Vögel, finden im Süden des Bezirks, wo intensivere Bewirtschaftung vorherrscht, weniger Schutzräume. Die Tiere brauchen Bracheflächen, um zu überleben. Zwar werden für Brachen Fördergelder an die Bauern ausgezahlt, doch bei hochproduktiven Flächen rechnet sich die Förderung für die landwirtschaftlichen Betriebe nicht. "Da ist der Umweltschutz wirtschaftlich nicht konkurrenzfähig", sagt Wichmann.
Letzendlich gebe es aus der Sicht von BirdLife nur zwei Möglichkeiten: diese Gebiete aufzugeben oder mehr Geld in die Hand zu nehmen und zu fördern.
Bezirksbauernkammerobmann Manfred Zörnpfenning bestätigt die Problematika: "Bei extensiver Nutzung ist der Naturschutz durch Brachen einfacher als bei intensiver Bewirtschaftung wie beispielsweise bei Feldgemüse im Marchfeld."
Laut Erhebungen des BirdLife Netzwerkes haben die EU-Staaten etwa die Hälfte ihrer Agrarvögel in den letzten 30 Jahren verloren. Eine ähnliche Situation zeichnet sich in Österreich ab, wo die 22 häufigsten auf Wiesen und Feldern brütenden Vogelarten um 42% zurückgegangen sind. Arten wie Ortolan, Blauracke oder Rotkopfwürger stehen vor dem Aussterben oder sind schon verschwunden.
Für den Vogelschutz ist es nicht relevant, welche Fruchtsorten angebaut werden. Getreidefelder bieten zwar bis zur Ernte Schutz für Tiere, ab Juli sind aber alle Flächen verschweunden. Der Kiebitz brütet im Mais, doch wenn der im Sommer hoch steht, ist er für den Vogel nicht mehr optimal. Besonders negativ wirken sich Zwiebelkulturen und Spargel auf die Artenvielfalt aus. Mit den Folien werden die Böden versiegelt und die intensive Bewirtschaftung der Spargelfelder macht diese unattraktiv für die Tierwelt. "Für den Naturschutz sind Spargelfelder verlorene Flächen", sagt Wichmann.
Am Wochenende fand in Wien eine internationale wissenschaftlichen Fachtagung von BirdLife Österreich mit dem Titel „Biodiversität und Landwirtschaft“ statt. Experten gaben einen Überblick über die bisherigen Erfolge und auch Misserfolge und zeigten Wege auf, um die Bemühungen zu verbessern.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.