Weinbau
Wenn der Jahrgang 2020 im Fass bleibt: Krise bei den Winzern
BEZIRK. Es wird ein guter Wein, der Jahrgang 2020, so viel kann man schon sagen. Und dennoch sind die heimischen Winzer voll der Sorge - aber nicht nur die heimischen. Die Corona-Krise zieht sich quer durch alle Lebenslagen und Wirtschaftsbereiche, so sind auch die Winzer von ihr betroffen. "Wir haben noch den Wein vom Vorjahr, den Jahrgang 2019 in unseren Kellern, denn die Gastronomie hat extreme Einbrüche, die großen Abnehmer fehlen uns", teilt der Sierndorfer Winzer Werner Zirnsack, Obmann des Weinbauverbands Zistersdorf, mit.
Nun blickt man voll Sorge auf den Herbst und Winter, denn wenn der Tourismus zum Erliegen kommt, bleiben auch die Flaschen in den Kellern liegen. Zirnsack: "Wir kleinen Winzer können uns noch einigermaßen mit Privatverkäufen d'rüberretten, offensichtlich wird heuer daheim mehr getrunken, als sonst, aber den größeren Betrieben kommen die Großabnehmer abhanden, der Export ist eingebrochen."
Regen zur rechten Zeit
Voll Zuversicht blickt Werner jedenfalls auf die Qualität das Jahrgangs 2020. Seit 2019 ist er zertifizierter Biowinzer, was im heurigen Jahr eine Menge Aufmerksamkeit und Arbeit bedeutet hatte. Die Sorgen während des extrem trockenen April erwiesen sich als unbegründet, im Mai kam der Regen und er blieb während des Sommers. "Es kann fast nie zu viel sein", grinst er, so lange man seine Hausaufgaben macht.
Im Falle des Biowinzers bedeutet dies: Intensives Entblättern, damit er Pflanzenschutz alle Teile benetzt die geschützt werden sollen. Zum Einsatz kommen Schwefel, Backpulver und Orangenöl. Die Gefahren bei feuchtem Wetter habe Namen: echter und falscher Mehltau. Der echte mag Regen und Wärme, der falsche mag Schlechtwetter.
Knackig, fruchtig
"Wer heuer schlampig gearbeitet hat oder wegen Zeitrucks seine Weingärten nicht ausreichend schützen konnte, hatte heuer mit dem echten Mehltau Probleme", sagt Zirnsack.
Seine ersten Jungweine sind bereits fertig gegoren und der Sierndorfer freut sich darauf: "Er wird sehr fruchtig, knackig, mit guten Säurewerten." Der Rotwein wird allerdings nicht die Reife, wie in den heißen Jahren aufweisen.
Zusammengefasst war 2020 nach vielen zu warmen, trockenen Sommern wieder einmal ein typisches österreichisches Weinjahr. Auch die Lese, die im Bezirk Mitte September begonnen hatte, fand diesmal nicht zu früh statt. Und auch der Ausblick auf 2021 verspricht - vorerst - Gutes: "Wir hatten im Oktober bereits bis zu 150 Millimeter Regen, der Boden ist bestens vorbereitet."
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.