Rehkitz-Rettung
Eine Todeszone für die Rehkitze
Sobald auf unseren Feldern gemäht wird, bedeutet das für viele dort abgelegte Rehkitze „Todesgefahr“.
GAILTAL. Im Mai und im Juni, also in jener Zeit, in der die meisten Kitze gesetzt (geboren) werden, ist in der Landwirtschaft auch der Zeitpunkt für die erste Mahd.
Da diese beiden Ereignisse in das gleiche Zeitfenster fallen, sind Konflikte die logische Folge.
Hermagors Bezirksjägermeister Bruno Maurer richtet daher einen aktuellen Appell an alle Landwirte: „Rehe ziehen ihre Jungen gerne in Wiesen auf. Die Rehkitze können allerdings unterschiedliche Gefahrenquellen nicht unterscheiden und flüchten somit auch nicht vor dem Mähwerk.“
Traurige Statistik
Laut Schätzungen fallen jährlich in Österreich bis zu 25.000 Rehkitze den Mähwerken zum Opfer; allein in Kärnten sollen es jährlich etwa 1.500 sein.
Die Feindvermeidungs-Strategie der Rehkitze, am abgelegten Platz regungslos zu verharren und sich bei drohender Gefahr möglichst unsichtbar zu machen, ist sehr erfolgreich, wenn die Gefahr in Form eines Fuchses oder anderer Beutegreifer auftritt. Aber gegenüber anderen Gefahren wie Mähwerken ist diese Methode natürlich mit verheerenden Folgen für die Rehkitze verbunden.
Um diese schweren Verluste zu verringern, gibt es vielerlei einfache und praktikable Techniken. Parallel dazu ist die intensive Zusammenarbeit zwischen Jägern und Landwirten von großer Bedeutung.
Vergrämen und Verblenden
Wenn Rehgeißen Veränderungen im Gebiet wahrnehmen, in dem sie ihre Rehkitze abgelegt haben, kann dies dazu führen, dass ihre Kitze holen und an einem anderen Platz ablegen. Auslöser können verschiedene störende, fremde Objekte auf der zu mähenden Wiese sein. Wichtig ist allerdings, dass diese Maßnahme erst am Tag der Mahd, oder am Vorabend, umgesetzt wird, weil sonst die Gefahr der Gewöhnung droht. Auch das sogenannte Verblenden ist eine bewährte Methode. Dabei werden kurz vor der Mahd Stöcke aufgestellt, auf denen Plastik-Säckchen, flatternde Tücher usw. angebracht sind. Durch den Wind entstehen dadurch akustische und optische Störungen. Auch Baustellenlampen sind bewährte Methoden, die mit wenig Aufwand angewendet werden können.
Technische Geräte
Darüberhinaus gibt es im Fachhandel diverse technische Geräte, die allesamt nach dem Störungs-Prinzip (akustische Töne, die in verschiedener Intensität und in verschiedenen Abständen ausgestoßen werden) funktionieren, damit die Geißen ihre Kitze vor der Mahd vom Feld holen, und damit das Leben ihrer Jungtiere schützen.
Drohnen mit Wärmebildkamera
Diese Methode ist sehr effizient und ermöglicht schnelles, zuverlässiges Absuchen der zu mähenden Flächen. Durch die hochsensiblen Wärmebildkameras der Drohnen wird verlässlich sichtbar, wo Rehkitze abgelegt sind. Am besten funktioniert das in den frühen Morgenstunden, solange der Boden und das Gras noch nicht durch die Sonne aufgeheizt sind.
Mährichtung beachten
In welche Richtung gemäht wird, entscheidet darüber, ob auch andere Tiere die Möglichkeit haben, aus der Wiese zu flüchten oder eben nicht.
Mäht man von außen nach innen, werden alle Tiere in die Mitte der Flächen getrieben, und folglich in den sicheren Tod. Deshalb sollte möglichst von innen nach außen, oder gegebenenfalls Richtung Wald, gemäht werden, um die Flucht zu ermöglichen. Aber stets daran denken, dass sich Rehkitze durch Mähwerks-Geräusche nicht vertreiben lassen.
Bei der Rehkitz-Rettung ist auch darauf zu achten, dass möglichst Handschuhe getragen werden, damit das Kitz keine Menschengerüche aufnimmt, wodurch die
Praxis-Tipp
Für den Gitschtaler Milchbauern Roman Berger aus St. Lorenzen hat sich in der Praxis folgende Methode bewährt: „Einen Tag vor der Mahd die Felder mit einem kleinen Mähwerk rundum ausmähen, dann holen die Muttertiere ihre Kitze automatisch aus den Feldern. Im Raum Weißbriach informiere ich am Tag vor der Mahd einen befreundeten Jäger, der dann mit seinem Hund an der Leine durch die Flächen geht und damit das Wild vertreibt.“
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