Gailtal

Jedes Porträt wird als individuelles Kunstwerk gestaltet

Die Kunstschaffende Helga Druml erzählt, wie viel Schweißblut in der Porträtkunst steckt und warum die Neugierde so positiv auf ihren Schaffensprozess ausstrahlt.

NÖTSCH. Helga Druml ist leidenschaftliche Künstlerin und hat sich dabei der Porträtmalerei zugewandt. Sie schätzt vor allem das Potential von Porträts als Charakterstudien, die die positiven Seiten des Menschen unterstreichen und für die Ewigkeit festhalten können. In diesem Sinne taucht sie stets in neue Lebenswelten ein, deren Gefühle und Emotionen sie authentisch darstellen möchte. Ein Einblick in eine anspruchsvolle künstlerische Arbeit, die enorme Konzentration und Ausdauer bedarf.

Emotionen und Gefühle im Fokus

"Porträts nehmen auf längere Zeit eine wichtige Stellung in Familien ein, daher sehe ich es als meine Aufgabe, den dargestellten Menschen mit all seinen Wesenszügen positiv weiterzugeben", betont Druml, die sehr viel Wert auf die Ausstrahlungskraft des Gemalten legt. Ganz gleich ob es sich um ein offizielles Porträt oder ein Familienbildnis handelt, Druml stellt immer den menschlichen Charakter in den Mittelpunkt: „Mein Hauptanliegen ist es, das Wesen des Menschen zu erfassen und darzustellen. Es geht immer um Beziehungen und Gefühle.“ Ihre Neugierde ist dabei kein Stolperstein, sondern die Basis für ein genaues Erfassen des Stimmungsbildes. Die Künstlerin aus Nötsch erarbeitete sich über die Jahre hinweg ihren eigenen Stil. Inspiriert von der barocken Malerei gleichermaßen wie von der modernen Fotografie und dem Film lernte sie, Ausdrücke des Menschen auf individuelle Weise zu deuten: „Ich bin ein Freund der klassischen Kunst und schätze die Portraits der Barockmalerei. Rembrandt beispielsweise konnte die Seele fantastisch einfangen.“ Neben der Klassik widmet sie sich intensiv den modernen Kunstformen. Nach intensiver Beschäftigung mit der Fotografie, rückten in den letzten Jahren Arthousefilme ins Zentrum ihrer Aufmerksamkeit, die vermehrt an Relevanz für ihr eigenes Schaffen gewannen. „Schauspieler in Charakterfilmen sind starke Persönlichkeiten. Sie haben einfach eine starke Präsenz und Ausstrahlungskraft. Auch bei mir geht es darum, die Ausstrahlung des Menschen aufnehmen zu können. Dieses Moment versuche ich nachzufühlen“, betont die Kunstschaffende aus dem Gailtal.

Konzentration und Präzision abverlangt

Druml geht es bei den Persönlichkeitsdarstellungen zuvorderst um die Intensivierung der Charakterzüge. Weshalb die Künstlerin großen Wert darauf legt, den Portraitierten vor dem Auftrag als Persönlichkeit mit all seinen Eigenheiten kennenzulernen. Schließlich ist ein Porträt ein ganz persönliches Artefakt, das innere Eigenschaften des Menschen zum Vorschein kommen lässt. Erst im zweiten Schritt nimmt die Kunstschaffende schließlich Fotografien als Ausgangspunkt, um das Gemälde Schritt für Schritt zu erarbeiten. Um die Aussagekraft zu intensivieren, handelt es sich dabei immer um fünf bis sechs Fotos. Anschließend folgt der aufwendige Prozess des Portraitierens, der über mehrere Schichten erarbeitet wird. „Beim Porträt geht es um Kleinigkeiten, es ist eine Millimeterarbeit, die enorm viel Geduld und Präzision abverlangt. Vor allem bei der Ähnlichkeit muss man sehr präzise vorgehen. Gute Nerven und Geduld werden abverlangt und es muss häufig überarbeitet werden“, erzählt die Gailtaler Künstlerin, die jedes Kunstwerk erneut als Herausforderung begreift. „Die Portraitmalerei erweist sich gerade deshalb als so herausfordernd, weil sie nie nach demselben Schema abläuft. Schließlich ist jeder Mensch anders. In diesem Sinne ist jedes Porträt in ein neues Umfeld eingebettet und dabei geht es darum, dieses immer wieder aufs Neue aufzuspüren“, erklärt die Malerin.

Abwechslungsreiche Arbeit 

Doch ihre künstlerischen Tätigkeiten beschränken sich nicht nur auf die Porträtmalerei. Schließlich ist sie neben ihrer Hauptbeschäftigung auch bei Ausstellungen beteiligt und führt dafür freiere Arbeiten wie Landschaftsdarstellungen aus. Diese begreift sie nicht zuletzt auch als Entspannung: „Da die Portraitkunst als sehr harte Arbeit aufgefasst werden kann und mich als Künstlerin auslaugt, genieße ich umso mehr die freien Arbeiten, die mit mehr Leichtigkeit verbunden sind. Gerade diese Abwechslung erfüllt mich.“ Für ein gelungenes Schaffen streicht die Malerin die Ruhe und die Zurückgezogenheit als Voraussetzung hervor, was sie aus der Coronazeit positiv mitnimmt: „Das erste halbe Jahr im Lockdown war sehr prägend für mich. Ich konnte mich zurückziehen und intensiv arbeiten. Im weiteren Verlauf hat sich das zwar geändert, da sich der Mensch als gemeinschaftliches Wesen nach sozialen Kontakten sehnt. Dennoch habe ich gelernt, dass ich mir öfter so eine Ruhephase gönnen sollte. Die Malkunst ist letztlich eine sehr meditative Arbeit“, resümiert die Künstlerin und blickt zuversichtlich in die Zukunft.