Bezirksjägermeister Ernst Strasser: "Die Jagd sollte Berufung sein!"
Bezirksjägermeister Ernst Strasser gibt Antwort auf die brennendsten Fragen rund um die Jagd.
BEZIRK (eju). So mancher Herbstspaziergang wird von dumpfem Knall akkustisch begleitet. Die Jagd hat Hochsaison, kaum eine Gruppe entzweit die Meinungen so wie die Waidfrauen und Männer. Wir begleiteten Bezirksjägermeister Ernst Strasser auf die Pirsch und stellten beim Interview am Hochstand die brennendsten Fragen.
BB: Warum sind Sie Jäger?
STRASSER: "Jagd sollte Berufung sein, war es bei mir auch. Ich war von Kind an im Wald, hatte eigene Tiere und habe als Bub, wenn ich Treibjagden gesehen habe, davon geträumt, selbst dabei zu sein. Mit etwa 25 war ich es dann auch."
BB: Ist Jagd ein Eliten-Hobby?
STRASSER: "Nein. Ganz im Gegenteil. Wir sind gerade an einem Wendepunkt. Jagd war früher mit wenig Arbeit verbunden. Das hat sich verändert. Man muss Hochstände sanieren, in der Mähsaison die Kitze retten, wiesen, die von Wildschweinen verwüstet wurden, reparieren, Mais und Erbsenfelder elektrisch zum Schutz vor Wildschweinen einzäunen, Wildschwein-Kirrungen täglich kontrollieren, in der Nacht auf die Wildschweine ansitzen und vieles mehr. Das tun sich Reiche nicht an. Die wollen nur jagen, aber nicht die Arbeit haben. Das wird in Zukunft ein Problem bei den Jagdvergaben werden."
BB: Wie teuer ist Jagd?
STRASSER: "Der Durchschnittspreis liegt hier bei neun Euro pro Hektar. Eine anständige Jagd hat 350 - 600 Hektar. Die Ausrüstung kostet natürlich auch nicht wenig, man braucht ein entsprechendes Auto, also ganz billig ist Jagd nicht."
BB: Ihr Verhältnis zu Jagdtouristen?
STRASSER: "Mich interessieren jene nicht, die nur herumfahren und schießen wollen. Ich persönlich hab noch nie für einen Abschuss bezahlt. Eingeladen auf Gams oder Hirsch war ich allerdings schon einige Male. Wir haben hier noch nie einen Abschuss verkauft."
BB: Alkohol am Hochstand?
STRASSER: "Es gibt vom Landesverband die Vorschrift von 0,0 Promille. Daran halten wir uns. Nach der Jagd darf es dann schon einmal ein Bier oder ein Glas Wein sein. Ich trinke aber nie zu viel, ich brauche meinen Führerschein."
BB: Ihre Meinung zur Treibjagd?
STRASSER: "Seit etwa 15 Jahren gibt es hier relativ wenig Treibjagden, weil die Hasen- und Fasanpopulation so stark gesunken ist. Treibjagden sind jedoch positiv. Solange es sie gibt, sind die Jäger auch interessiert, sich um den Niederwildbestand zu kümmern. Außerdem wird durch Treibjagden die junge landwirtschaftliche Bevölkerung in die Jagd eingebunden, was der Kommunikation und dem Verständnis für die Jagd zu Gute kommt."
BB: Was würde mit dem Wald ohne Jäger passieren?
STRASSER: "Der Wald würde durch Verbiss und Schälschäden stark darunter leiden."
BB: Wie schaut es mit Wildschweinschäden aus?
STRASSER: "Für Landwirte, die heutzutage fünfmal mähen, sind von Wildschweinen regelrecht umgeackerte Wiesen sehr problematisch. Die Grasernte fällt geringer aus und Erde in der Silage macht auch Probleme beim Vieh. Äcker kann man mittels Elektrozaun schützen, aber das kostet zusätzlich Geld."
BB: Blei in der Munition als Umweltgift?
STRASSER: "Das ist eine schwierige Diskussion. Beim Wasserwild verwenden wir Stahlschrot um die Seeadler nicht zu gefährden, allerdings ist der nicht so effizient. Die Kugelmunition ist meiner Meinung nach nicht schädlich. Bleimunition ist wesentlich wirksamer, als Ersatzprodukte. Unser Auftrag seitens des Tierschutzes ist ein schnelles und wirksames Töten."
BB: Was passiert mit dem Wild?
STRASSER: "Rehwild bekommt großteils der Wildhändler. Hasen oder Wildenten verkauft man privat oder isst es selbst. Auch Wildschweine werden meist privat vermarktet. Ich esse Wild gerne und bereite es auch selber gerne zu."
BB: Ihr Verhältnis zu anderen Raubtieren, wie Fuchs, Luchs, Raubvögel?
STRASSER: "Füchse werden wegen der Niederwildhege bejagt. Raubvögel sind geschützt und werden nicht geschossen, ich beobachte sie gerne, beispielsweise die Seeadler, die in der Gegend brüten. Fischotter haben wir genügend, sie sind auch geschützt, für die Fischerei aber fast untragbar. Luchse kommen nun auch zunehmend vor und können für Rehwild problematisch sein. Wölfe und Bären gibt es hier nicht."
BB: Erschießen Sie streunende Haustiere?
STRASSER: "Hier könnte ich das jeden zweiten Tag tun, mache es aber nicht. Seit zehn Jahren oder länger habe ich keine Katze mehr erschossen. Das Gesetz sagt, dass Katzen über 300 Meter entfernt von einem Haus geschossen werden dürfen zum Schutz des Niederwildes. Nachdem es so gut wie kein Niederwild mehr gibt, muss man auch die Katzen nicht mehr erschießen. Es ist es nicht wert, sich deswegen Ärger mit seinen Bauern oder anderen Ortsbewohnern einhandeln. Vom Hegeauftrag her, wäre es manches Mal notwendig."
Zur Sache
Bezirk Gmünd: 78600 Hektar.
114 Reviere,
18 Hegeringe.
Abschuß:
105 Stk. Rotwild,
798 Stk. Schwarzwild,
3313 Stk. Rehwild: davon 1043 Stk. durch KFZ und Mähtod
Niederwild:
105 Stück Hasen,
977 Stk. Enten
8 Stk. Haselhähne
Raubwild:
1088 Stk. Füchse
71 Stk. Dachse
333 Stk. Marder
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