Waldviertel
Es gibt mehr Wölfe, als man annimmt

- Wolf in Pürbach
- Foto: Rene Koppensteiner
- hochgeladen von Katrin Pilz
Der Wolf, der letzte Woche in Pürbach gesehen wurde, wird beobachtet. Allgemein steigt die Wolfspopulation an.
BEZIRK GMÜND. Für Aufsehen sorgten am Mittwoch vergangener Woche Bilder von einem Wolf, der um die Mittagszeit durch Pürbach spazierte. Ein vorbeikommender Autofahrer fotografierte das Tier, als es die Straße entlang trottete. Nach ein paar Minuten ist der Wolf wieder Richtung Wald verschwunden. Der Wolf wird nun im Auge behalten. "Der Fall wurde dem zuständigen Jäger gemeldet, der entscheidet, ob das Tier vergrämt oder entnommen wird. Wie vom Wolfsbeauftragten empfohlen, wird das Tier dazu weiterhin beobachtet", so Michael Oberbichler vom NÖ Jagdverband. Das weitere Vorgehen ist dabei durch die neue NÖ Wolfsverordnung geregelt, die sogenannte auffällige "Problemwölfe" beschreibt und Maßnahmen wie Vergrämung und im äußersten Fall auch Abschuss ohne vorherigen behördlichen Bescheid möglich macht.
14-tägige Frist
"Wir sind sehr eng mit dem Bezirkshauptmann abgestimmt. Seit Mittwoch, dem Tag der Sichtung, läuft eine 14-tägige Frist. Taucht der Wolf innerhalb dieser Frist wieder in einem Ortsgebiet auf, können wir das nicht ignorieren, sondern müssen handeln", erklärt Bezirksjägermeister Ernst Strasser. Der zuständige Jagdpächter ist im Fall einer erneuten Sichtung verpflichtet, das Verhalten des Wolfes genau zu beobachten, bevor eventuell weitere Maßnahmen ergriffen werden. Er ist berechtigt, ihn zu vergrämen (Anm: Warnschuss in die Luft) und wenn das alles nichts hilft, ihn auch zu erlegen. Das darf aber nur außerhalb des Ortsgebietes geschehen.
"Der Wolf scheint auch an der linken Vorderpfote verletzt zu sein. Das macht die Sache noch tragischer, weil man nicht weiß, ob er imstande ist, zu jagen und sich zu ernähren", so Strasser.
Mehr Wölfe
Allgemein steigt die Zahl der Wölfe und damit auch Sichtungen. "Im Gebiet Zwettl, Gmünd und dem angrenzenden Oberösterreich sind vier Rudel bestätigt, geben wird es wahrscheinlich schon fünf oder sechs. Hinzu kommen noch allein umherziehende Individuen. Es gibt mehr Wölfe, als man annimmt", so Strasser. Grundsätzlich werden Wolfsichtungen in Nähe einer Siedlung gemeldet. Laut dem Bezirksjägermeister gibt es aber viele Aufnahmen auf Wildkameras, diese wurden jedoch bisher nicht wirklich dokumentiert.
Warum begeben sich Wölfe überhaupt in Ortsgebiete? "Wölfe haben derzeit keinen Grund, den Menschen zu fürchten, weil sie meist keine negativen Erfahrungen im Zusammenhang mit Menschen gemacht haben. Daher scheuen sie den Menschen zum Teil nicht. Auch vorhandene Nahrung – zum Beispiel auf Kompost- oder Misthaufen, aber unter Umständen auch Haustiere – können den Wolf in Ortsgebiete locken", erklärt Oberbichler. Meistens sind es aber vom Rudel ausgestoßene Jungtiere, die alleine im Wald umherstreifen, sich nicht auskennen und dann plötzlich in einer Ortschaft stehen.
Ein Rudel hat eine Größe von sechs, sieben Wölfen. Es paaren sich nur der Leitwolf und die Leitwölfin. Bei einem Wurf kommen sechs bis acht Junge nach. Im Alter zwischen einem bis zwei Jahren verlassen die Jungwölfe das Rudel, um ein eigenes zu gründen. Bei der Suche nach einem Partner und einem eigenen Revier legen sie oft hunderte Kilometer zurück.


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