"Waldschutz ist Klimaschutz"
IG Waldviertel gegen Ausbau von Windkraft im Waldviertel
Das Thema Windkraftausbau spaltet nach wie vor die Meinungen. Die IG Waldviertel, der Dachverband der Waldviertler Bürgerinitiativen, spricht sich klar gegen mehr Windräder in der Region aus. Warum? Wir haben nachgefragt.
BEZIRKSBLÄTTER: Derzeit ist der Windkraftausbau im Waldviertel in der Diskussion - was sind Ihre Argumente gegen neue Windkraftanlagen im Waldviertel, warum lehnen Sie diese ab?
JIMMY MOSER: Im Waldviertel finden sich um die 20 mögliche Windkraftzonen, alle im Wald. Derzeit findet eine Novellierung der NÖ Raumordnung statt. Gemeinden haben heuer noch die Möglichkeit, diese Zonen zu erweitern, zu verkleinern oder zu streichen. Auch die Bevölkerung konnte Einwände abgeben, wurde aber nicht darüber informiert.
Der Wald ist ein gut funktionierenden Ökosystem, Wasserspeicher, Sauerstofflieferant, Erholungs- und Wirtschaftsraum. Durch den Bau von Straßen, Stellflächen und Betonsockel für 260 bis 280 Meter hohe Industrieanlagen würde eines der letzten Rückzugsgebiete für Mensch und Tier erheblich beeinträchtigt.
Dies ist nicht notwendig, da es Standorte für den weiteren Ausbau gibt, wo keine derartigen schwerwiegenden Folgen vorliegen und die Bevölkerung dafür ist. Außerdem kann durch Repowering, dem Bau von leistungsstärkeren WKA auf bereits verbauten Flächen, das in NÖ angepeilte Ziel von 12.000 Gwh bis 2035 größtenteils auch ohne Zerstörung der Waldviertler Wälder und Kulturlandschaft erreicht werden. Es ist also nicht gerechtfertigt, unnötig Natur und Landschaft zu zerstören. Es gilt wie schon in den 80ern: Waldschutz ist Klimaschutz.
Auf welche Alternativen der Stromerzeugung sollte man Ihrer Meinung nach im Waldviertel stattdessen setzen, um die Energiewende voranzutreiben?
Das Waldviertel ist bereits sehr gut aufgestellt, es finden sich neben den beiden Donaukraftwerken, die zur Hälfte dem Waldviertel zuzurechnen sind, zahlreiche Biomasseheizwerke und Biogasanlagen. Als Beispiel die Firma Nawaro, wo hauptsächlich heimische Biomasse Verwendung findet. In Göpfritz werden 80.000 Tonnen Pellets für etwa 16.000 Haushalte sowie an 340 Tagen 5 MW elektrische Energie erzeugt.
Der Ausbau der Photovoltaik ist im Laufen und sorgt jetzt schon für Überproduktion. Auch die Verwertung von Müll ist ein Thema. Einsparen und Effizienzsteigerungen sind Aufgaben, die ebenfalls zu bearbeiten sind. Erfreulich ist, dass der Stromverbrauch in den letzten fünf Jahren um ca. 8 Prozent gesunken ist.
Am Freitag gab es einen Termin in St. Pölten bei der Landesregierung - was war der Zweck dieses Termins?
Der Termin für den 17. November ergab sich nach Übergabe der 46.200 Stimmen an die Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner am 19. Oktober 2023, die im Rahmen einer Unterschriftenaktion im Bezirk Waidhofen an der Thaya gegen die dort geplanten fünf Windkraftprojekte abgegeben wurden. Vertreter der IG Waldviertel übergaben ein Positionspapier, in dem der aktuelle Stand der Projekte, die sich ergebenden Konflikte, die Umfrageergebnisse sowie die Möglichkeiten des Repowerings zur Vermeidung unnötiger Zerstörung wertvoller Ökosysteme untermauert wurde. Die IG Waldviertel forderte auf Grund der vielen negativen Auswirkungen eine "Nullvariante", die Streichung aller Zonen im Waldviertel.
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