Nach Buch+Papier Janetschek-Aus
In Heidenreichstein sperrt neue Buchhandlung auf
Junge Amaliendorferin schließt Lücke in der Burgstadt. Bezirk Gmünd zählt dann wieder drei Buchhändler.
HEIDENREICHSTEIN. "Es ist ein Raunen durch die Stadt gegangen", erzählt Katrin Mehner-Prohaska. Mit dem Aus der Buchhandlung Janetschek hat Heidenreichstein nicht nur seinen Nahversorger für Bücher, sondern auch für Schul- und Büromaterial verloren. "Deswegen habe ich mich entschlossen, den Schulbedarf dazuzunehmen. Aber das ist die letzte Chance für die Leute", betont die 32-Jährige, die sich nach reiflicher Überlegung traut. Am 27. April eröffnet sie direkt neben der Pizzeria Bella an der Schremser Straße ein neues Geschäft. "Blätterwirbel – Lesen und Schreiben" wird es heißen. Damit bekommt der Bezirk neben Stark-Buch in Gmünd und Spazierer in Schrems wieder eine dritte Anlaufstelle für Leseratten.
Blätterwirbel auf 100 m²
Die Bezirksblätter haben die Amaliendorferin im noch leeren Geschäftslokal besucht. Sie strahlt, ist zuversichtlich und weiß durch ihre Erfahrung – Mehner-Prohaska war bis zur Pleite selbst bei Buch+Papier Janetschek beschäftigt – genau, was sie anders machen möchte. Das Angebot an Kinderbüchern wird üppig ausfallen, jenes für Erwachsene etwas konzentrierter. "Aber die Leute können Bücher per Mail, Telefon oder Whatsapp bei mir bestellen und dann abholen." Der Fokus liegt auf Taschenbüchern. "Weniger Hardcover, denn das ist das, was auch bei 70 Prozent Abverkauf noch übrig geblieben ist", erklärt sie. Dafür wird es einen eigenen Bereich mit Werken von Waldvierter Schriftstellern und Künstlern geben. Auch bei den Schulwaren ist die Linie klarer, aber es wird das ganze Sortiment abgedeckt. Beim Bürobedarf hingegen geht Mehner-Prohaska eine Kooperation mit einem regionalen Unternehmen ein und wird bei Bedarf beliefert.
Abrunden möchte die junge Mutter ihr Konzept durch Veranstaltungen wie Filmabende oder die bereits fixierte Lesung der Waldviertler Autorin Maria Publig aus deren neuem Werk "Killerkarpfen". Aber auch eine Spiel- sowie eine Kaffee-Ecke werden eingerichtet. "Es soll ein Treffpunkt für die Heidenreichsteiner sein."
Im Wettkampf mit Onlineriesen
Wie berichtet, war auch die Druckerei Janetschek an einer Fortführung der Buchhandlung interessiert. "Wir ziehen uns jetzt natürlich zurück. Es ist besser, wenn das jemand macht, der mit 100 Prozent Einsatz und Herz dahintersteht", freut sich Verkaufs- und Marketingleiter Manfred Ergott über das Happy End. Auch Wirtschaftskammer-Leiter Andreas Krenn ist froh: "Jeder Schritt in die Selbstständigkeit ist zu begrüßen." Das Buchhändlersterben ist ein überregionales Phänomen, die Onlinekonkurrenz gerade in dieser Sparte unglaublich groß. Daher gesteht Katrin Mehner-Prohaska auch ein, dass es sich um einen Versuch handelt. Beim Ausbleiben der erhofften Nachfrage werde sie die Notbremse ziehen.
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