Reaktion auf M. Diesner-Wais' Redebeitrag zum Thema Katzenkastration von Andrea Specht

Sg. Frau Nationalrätin Martina Diesner-Wais,

Ignoranz und Dummheit sind schlechte politische Ratgeber und manchmal nur schwer voneinander zu unterscheiden. Mit Ihrem Statement gegen die Linderung des landesweiten Katzenelends ist es Ihnen vielleicht gelungen, mediale Aufmerksamkeit auf Ihre bis dato wenig bemerkte Person zu lenken, dem Ansehen der ÖVP haben Sie hingegen geschadet. Das bedaure ich insofern, als ich unseren Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll hoch schätze, nicht zuletzt wegen seiner Verdienste um den Tierschutz unseres Bundeslandes.

Bevor man sich mit Sagern wie den Ihren aufs öffentliche Parkett wagt, sollte man immer erst die Fakten prüfen. Fakt ist, dass das heimische Katzenelend die Folge unkontrollierter Vermehrung ist. Fakt ist, dass ein Großteil der Katzenbabies, die heimische Tierheime zum Platzen bringen, direkt oder indirekt von landwirtschaftlichen Betrieben stammt. Fakt ist, dass diese Katzenwelpen unter Krankheitsbildern wie Schnupfen, Herpes, FIP, Leukose, FIV, Parasiten- und Pilzbefall oder durch Inzucht bedingte gesundheitlichen Problemen leiden. Fakt ist, dass das andauernde Katzenelend den unterbezahlten Mitarbeitern der Tierheime ein enormes Maß an Arbeitseinsatz und Leidensdruck abverlangt. Fakt ist, dass die Kosten der tierärztlicher Versorgung dieser Tiere die Tierheime an ihre finanziellen Grenzen treibt.

Sie befürworten eine „kontrollierte Zucht“ von Bauernhofkatzen, weil Sie Urlaubskindern am Bauernhof süsse Katzenbabies nicht vorenthalten wollen. Frau Diesner-Wais, Sie hätten besser vor Ihrer Rede recherchiert, was unter kontrollierter Zucht im Sinne von seriöser Zucht zu verstehen ist. Kontrollierte Zucht bedeutet überlegte Auswahl der Zuchttiere nach Kriterien von Gesundheit und Genetik, die Vermeidung von Inzucht und Erbkrankheiten, liebevolle Aufzucht sowie eine gesicherte tiermedizinische Versorgung durch regelmäßige Schutzimpfungen und Entwurmungen. Das, was Sie als Zucht bezeichnen, ist eine Ohrfeige für jeden seriösen Züchter.

Und was bitte wollen Sie einem tierlieben Kind antworten, wenn es fragt, was denn nach den Ferien mit all den süssen Katzenbabies passiert? Würden Sie diesem Kind wahrheitsgemäß erklären, dass viele dieser Kätzchen den kommenden Winter ohnehin nicht überleben, an unbehandelten Krankheiten sterben, im Wald ausgesetzt, von rohen Menschen ertränkt, von Mardern oder Füchsen erlegt oder schlicht und ergreifend verhungern werden? Das nennen Sie dann vermutlich „natürliche Auslese“. Sie könnten das entsetzte Kind anschließend ein wenig trösten, weil vielleicht ein paar glückliche Kätzchen darunter sind, die jemand aus Mitleid adoptiert oder in ein Tierheim bringt, wo sie aufwändig gesund gepflegt werden.
Nicht zu vergessen, die vielen Bauernhofkatzen und deren zahlreiche Nachkommen, die mangels Futterressourcen abwandern, verwildern und sich zum Ärger der Jägerschaft an Gelegen von Vögeln oder Niederwild zu schaffen machen.
Ich unterstütze mit Begeisterung jede Aktivität, die Kindern einen respektvollen und emphatischen Umgang mit unseren Mitgeschöpfen nahe bringt. Das ist eine ehrenwerte Aufgabe unserer Gesellschaft. Was Sie hingegen propagieren, ist eine beschämende Wegwerfmentalität, die das Engagement unserer niederösterreichischen Tierheime mit Füssen tritt.

Sie berufen sich dabei auf Traditionen. Traditionen sind wunderbar und wichtig, bedeuten Heimat, Sicherheit und kulturelles Erbe. Doch Traditionen werden von Menschen wie Ihnen missbraucht, um Leid und Grausamkeit zu rechtfertigen, sich dem Zeitgeist entgegenzustemmen und verzopfte Strukturen am Leben zu erhalten. Verehrte Frau Nationalrätin, es ist noch gar nicht so lange her, da war es eiserne Tradition, dass Frauen in der Politik nicht zu suchen haben. In manchen Staaten gilt diese eherne Einstellung nach wie vor. Wenn es hingegen eine Tradition gäbe, die ich sehr begrüßen würde, dann jene, Dummheit und Ignoranz von der politischen Bühne zu verbannen.

Um es auf den Punkt zu bringen: Es geht hier um Menschlichkeit, nichts anderes, wenn wir eine Ausweitung der geltenden Kastrationsverpflichtung auf Bauernhofkatzen einfordern und ganz sicher nicht um die Wählerstimmen einiger ewiggestrigen Landwirte, denen ein Katzenleben weniger wert ist als die Kosten eines einmaligen tiermedizinischen Eingriffs.
Mein Rat an Sie, Frau Nationalrätin: Riskieren Sie doch einen Blick über Ihren persönlichen Tellerrand hinaus ins reale Leben. Vielleicht besuchen Sie eines unserer NÖ Tierheime, wo zur Zeit hunderte Kätzchen als wertlose Nebenprodukte landwirtschaftlicher Betriebe sprich saisonaler Abfall der von Ihnen besungenen „Urlaub am Bauernhof-Idylle“ zusammen gepfercht und in Käfigen übereinander gestapelt ein elendes Dasein fristen. Oder, Frau Diesner-Wais, zeigen Sie einfach Courage und entschuldigen sich öffentlich für Ihre verbalen Ausrutscher.

Andrea Specht, Präsidentin des NÖ Tierschutzverbandes auf "www.meinBezirk.at"

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