Historischer Tag
Waldviertler Karpfenteichwirtschaft ist Weltkulturerbe

- Der gesamte Vorstand des NÖ Teichwirteverbandes freut sich riesig über die Ernennung der Waldviertler Karpfenteichwirtschaft zum Weltkulturerbe.
- Foto: Georg Pomassl
- hochgeladen von Katrin Pilz
Am 9. Mai 2025 wurde Geschichte geschrieben: Die Waldviertler Karpfenteichwirtschaft wurde zum Weltkulturerbe ernannt.
LITSCHAU. Bei einer Festveranstaltung in Litschau erfolgte die offizielle Auszeichnung der Waldviertler Karpfenteichwirtschaft zum landwirtschaftlichen Weltkulturerbe durch die Welternährungsorganisation (FAO) der Vereinten Nationen. Es ist das erste landwirtschaftliche Weltkulturerbe Niederösterreichs und das erste ausgezeichnete Aquakultursystem Europas.
"Wir sind sehr stolz, dass der Niederösterreichische Teichwirteverband nach einem fünfjährigen dauernden intensiven Einreichprozess diese Auszeichnung erlangt hat. Besonders gefällt uns am landwirtschaftlichen Weltkulturerbe die zukunftsorientierte Sichtweise, sodass eine lebendige Weiterentwicklung des Produktionssystems Waldviertler Karpfenteichwirtschaft im Rahmen der FAO Auszeichnung möglich und erwünscht ist", freut sich der Obmann des NÖ Teichwirteverbandes, Ferdinand Trauttmansdorff gemeinsam mit dem Bundesobmann des Österreichischen Verbandes für Fischereiwirtschaft und Aquakultur, Markus Payr.
Aufgrund seiner Bemühungen wurde dem Teichwirteverband wenige Tage vor der Veranstaltung auch das Recht zur Führung des Landeswappens durch Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner und Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf zuerkannt.
Herrenteich getauft
Gestartet wurde die Festveranstaltung mit einem Get-together beim Herrenteich, der schon viele Jahre auch als Herrensee bezeichnet wird. Kraft der internationalen Auszeichnung wurde der Herrensee mit den Worten "kein natürlicher See, aber ein echter Teich" durch die NÖ Karpfenkönigin und die NÖ Karpfenprinzessin auf seinen ursprünglichen Namen Herrenteich getauft.
Teichwirtschaft älter als bisher angenommen
Eingangs wurde in einer Expertenrunde erläutert, was das neue landwirtschaftliche Weltkulturerbe ausmacht. Die Moderation dieses Fachteils erfolgte durch NÖ Teichwirteverband-Geschäftsführer Leo Kirchmaier. Die fünf im Antragsdokument von einem Expertengremium der FAO beurteilten Kriterien wurden hier näher beleuchtet.
Christian Bauer von der Ökologischen Station Waldviertel, die Zwettler Stadtarchivarin Elisabeth Moll, Professor Martin Kainz von der Universität für Weiterbildung Krems, Daniela Achleitner vom Bundesamt für Wasserwirtschaft und BOKU-Professorin Rafaela Schinegger boten spannende Einblicke in die Leistungen der Karpfenteiche für Mensch, Tier und Umwelt. Gesprochen wurde über die Jahresproduktionsmenge von 400 Tonnen an Waldviertler Karpfen, was Teiche ökologisch so wertvoll macht und über die Ausbildung in der österreichischen Aquakultur.
Elisabeth Moll berichtete, dass man im Zuge der jüngsten Nachforschungen festgestellt hat, dass die Teichwirtschaft im Waldviertel viel älter sein dürfte als bisher angenommen. So fand man einen Hinweis auf einen Teich in einer Notiz aus dem 12. Jahrhundert in der berühmten Zwettler "Bärenhaut".
Sternstunde für den heimischen Fisch
FAO-Direktor Kaveh Zahedi würdigte in seiner Festrede das nachhaltige Produktionssystem, das seit Jahrhunderten existiert. "Waldviertler Karpfenteiche sind ein lebendiges Beispiel für die zentrale Vision der FAO für bessere Produktion, bessere Ernährung, bessere Umwelt und bessere Lebensqualität. Die Karpfenteichwirtschaft befindet sich in einem faszinierenden Mosaik von wertvollen Wasserflächen und trägt zum ökologischen und landschaftlichen Wert der Region bei", strich Zahedi hervor.
Die Mitglieder des Teichwirteverbands nahmen gemeinsam mit Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig, Nationalrätin Martina Diesner-Wais in Vertretung von Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner und der Landwirtschaftskammer NÖ-Vizepräsidentin Andrea Wagner die internationale Würdigung entgegen. Der EU-Kommissar für Fischerei und Meere, Costas Kadis, ließ speziell für diesen Anlass eine Videobotschaft zukommen. Darin lobte er die Waldviertler Karpfenteichwirtschaft als Best-Practice Modell einer nachhaltigen Lebensmittelproduktion innerhalb der EU.

- Thomas Kramer, Markus Payr, Martina Diesner-Wais, Norbert Totschnig, Johannes M. Szypulski, Conrad K. Müller, Kaveh Zahedi, Ferdinand Trauttmansdorff, Leo Kirchmaier, Melanie Haslauer, Karpfenkönigin Sandra I, Andreas Kainz, Andrea Wagner, Karpfenprinzessin Michaela I und Lorenz Mayr.
- Foto: Georg Pomassl
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"Die Anerkennung der Waldviertler Karpfenwirtschaft als landwirtschaftliches Weltkulturerbe würdigt nicht nur eine jahrhundertealte Tradition, sondern spiegelt auch das Engagement unserer Bäuerinnen und Bauern für österreichische Qualitätsprodukte wider. Ich gratuliere herzlich zur Anerkennung und wünsche den Teichwirtinnen und Teichwirten weiterhin viel Freude und Erfolg. Diese Auszeichnung zeigt: Österreichs Teichwirtschaft hat Tradition, Zukunft – und weltweite Strahlkraft", ist Bundesminister Norbert Totschnig stolz.
Andrea Wagner hob die Wichtigkeit der Erhöhung des Selbstversorgunggrades beim heimischem Fisch besonders in Hinblick auf die Ernährungssicherheit hervor. Zudem betonte sie die Wichtigkeit der guten Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaftskammer und den Agrar-Verbänden, wie dem NÖ Teichwirteverband: "In Niederösterreich ist das ein Erfolgsmodell und die Auszeichnung untermauert das."
Abt Johannes M. Szypulski von Stift Zwettl und Prälat Conrad K. Müller von Stift Geras segneten nach der offiziellen Verleihung die hochkarätige Auszeichnung.
Rahmenprogramm
Im Anschluss an den Festakt, der von Bernadette Laister moderiert wurde, lud der NÖ Teichwirteverband zum genussvollen Ausklang beim Karpfenbuffet. Die Gäste konnten sich an vielen Infoständen informieren und das Abfischen wurde mittels virtueller Realität hautnah erlebbar gemacht. Musikalisch umrahmt wurde die Verleihungsfeier von der Violinistin Barbara Helfgott und ihrem Musikerteam.
Eckdaten zur Karpfenteichwirtschaft
2.200 Fischteiche mit insgesamt knapp 2.000 ha dienen im Waldviertel vorrangig der Karpfenproduktion. Jährlich werden nachhaltig etwa 400 Tonnen Karpfen produziert. Die größten Karpfenteiche (Gebhartsteich, Winkelauerteich, Haslauerteich und Jägerteich) befinden sich im nördlichen Waldviertel. Rund 150 Teichwirte im Haupt- und Nebenerwerb halten das wertvolle Ökosystem der Waldviertler Karpfenteichwirtschaft durch ihre Bewirtschaftung aufrecht und sichern dessen Fortbestand.






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