Zweites Solartaxi im Anrollen
Kaum hat das erste Solartaxi in Heidenreichstein den Betrieb aufgenommen, braucht man bereits Verstärkung.
HEIDENREICHSTEIN (eju). Zum Solartaxi kam Heidenreichstein beinahe wie die Jungfrau zum Kind – beinahe. Betriebsseelsorge-Leiter Karl Immervoll, in solidar-ökonomischen Kreisen ja durchaus kein unbeschriebenes Blatt mehr, erhielt von Ernst Kininger, dem Geschäftsführer des Österreichischen Filmarchivs mit Interesse in Elektromobilität, einen Anruf, worin er Immervoll ein Projekt anbot. Ziel des Projektes sei es, ein mit Strom betriebenes Taxi in einer infrastrukturschwachen Gegend zu installieren. Karl Immervoll war im wahrsten Sinne des Wortes elektrisiert und begann zu recherchieren, wie das Projekt umsetzbar sein und wer dazu ins Boot geholt werden könnte. Das Ergebnis fährt inzwischen seit drei Wochen durch die Burgstadt, die, wenn es so weiter geht, diesem Beinamen laut Karl Immervoll bald gegen "Alternativenergie-Stadt" tauschen darf.
Breite Akzeptanz
Das Elektroauto, ein Renault Zoe, erfreut sich steigender Beliebtheit bei Gemeindebürgern, die keine Transportmöglichkeit haben. Der bis Jahresende noch günstige Tarif von 1 Euro pro Fahrt trägt das Seine zur breiten Akzeptanz bei. Einige Gewerbetreibende wiederum nutzen diese Möglichkeit, um ihren Kunden Gutes zu tun und übernehmen ihrerseits die Fahrtspesen. Besonders erfreulich: das Solartaxi hat durch seine Installierung auch zwei neue Vollzeit-Arbeitsplätze geschaffen. Zwei Taxler sind nun damit beschäftigt den wachsenden Bedarf abzudecken und es kommt noch besser: ein zweites Taxi wurde bereits geordert und wird Ende des Monats angeliefert. Diesmal etwas größer: ein Renault Kangoo, der Raum für einen Rollstuhl bietet.
Kooperation statt Kampf
Auch eventuell aufkeimenden Rivalitäten zwischen bestehenden Beförderungsunternehmen und dem Solartaxi versucht man von Seiten der Betriebsseelsorge mittels Verkehrskonzept vorzubeugen.
"Wir haben mit der Firma Frank und der Firma Schopf Gespräche geführt. Für erstere kann das Taxi als Zubringer dienen, zweiterer soll es keine Konkurrenz machen, weil unsere Fahrten nur bis zu den Gemeindegrenzen gehen, Katastralgemeinden inkludiert. Nach Amaliendorf oder Eggern beispielsweise fahren wir nicht. Das ist Aufgabe des anderen Anbieters", erklärt Immervoll die Strategie der regionalen Zusammenarbeit. Kostenlos mit Strom aufgetankt werden beide Taxis bei der Firma Janetschek, die erst dieser Tage ihre nagelneue Photovoltaik-Anlage am Firmendach ihrer Bestimmung übergeben hat.
Für Immervoll ist das Solartaxi ein Paradebeispiel wie man regionales Wirtschaften umsetzen kann.
Zur Sache
• Finanziert wird das Taxi vom österreichischen Klimafonds (Bund), vom Land NÖ, vom AMS und durch Eigenerwirtschaftung (Anschaffungskosten rund 20.000 Euro für das erste, etwas mehr für das größere Taxi).
• Geordert wird das Taxi mittels Telefonanruf (0664/88 298 298), auch bereits im Voraus, wenn man beispielsweise einen Arzttermin schon kennt.
• Gefördert werden sollen unter anderem Einkaufsfahrten zu Gewerbebetrieben im Gemeindegebiet für Menschen ohne Fahrgelegenheit.
• Reichweite: ca. 130 Kilometer pro Batterieladung, an kalten Tagen weniger weit.
• Immervoll: "Das Taxi soll Heidenreichstein kommunikativer machen. Dass sich jemand ausgeschlossen fühlt, weil er an einer Veranstaltung nicht teilnehmen kann, weil er keine Fahrmöglichkeit hat, soll der Vergangenheit angehören!"
• Das Projekt soll Arbeit fördern und Arbeit schaffen, beides gelingt bereits.
• Das Taxi fährt im gesamten Heidenreichsteiner Gemeindegebiet samt Katastralgemeinden.
• Jede Fahrt kostet bis Ende des Jahres einen Euro.
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