Lachsfarm in Gmünd
Sind Lachse die neuen Karpfen?
Am 13. April wurde bekannt, dass in der Waldviertler Stadt Gmünd eine riesige Lachszuchtfarm gebaut werden soll. Der VEREIN GEGEN TIERFABRIKEN (VGT) übt Kritik.
Es ist seit gestern "das" Topthema im Waldviertel: In der Bezirksstadt Gmünd soll eine Fischfabrik gebaut werden, in der Lachse gezüchtet werden. Lachse im Waldviertel? Da wo seit Jahrhunderten Karpfen gezüchtet werden? Was wie ein schlechter Witz klingt, ist ernst. Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner höchstpersönlich scheint sehr erfreut und spricht in den Medien von einem Leuchtturmprojekt, das aus der Region heraus weit über die Landesgrenzen hinwegstrahlen wird. Die Gmünder Bürgermeisterin Helga Rosenmayr sieht Gmünd als zukünftige Fischhauptstadt Österreichs.
Wird die geplante Fischhauptstadt Gmünd dann auch zum Himmel stinken, werden sich zynische ZeitgenossInnen fragen? Nach Fisch und Fischabfällen?
Tierschutz wurde vergessen
Schon jetzt passt nicht alles. Denn wie die Tierschützer vom VGT erklären, wurde in den bisher bekannten Plänen vollkommen auf den Tierschutz vergessen. Lachse sind empfindsame Wirbeltiere, die nach dem österreichischen Bundestierschutzgesetz grundsätzlich zu schützen sind. Wie genau eine art-, tier- und tierschutzgerechte Haltung von Lachsen in Becken aussehen kann, weiß die österreichischen Gesetzgebung noch nicht.
Keine Lachswanderungen in Zuchtbecken
Nicht funktionieren kann und wird die verhaltensgerechte Haltung der Lachse. Lachse ziehen beispielsweise Hunderte von Kilometern vom Meer in Flüsse hinauf, um dort abzulaichen, wo sie geboren wurden. Das gibt es in der geplanten Fischfarm nicht. Die Tierschützer vom VGT sehen darin schon jetzt nicht art-, tier.- und tierschutzgerechte Lebensbedingungen und dadurch verursachte vorprogrammierte Verhaltensstörungen der Fische.
Lachse als neue Karpfen?
Die Projektbetreiber und Unterstützer sprechen davon, dass die Waldviertler Region rund um Gmünd mit ihrer breiten Expertise für Fischkultur rund um den Karpfen sehr bekannt ist. Stimmt. Aber Lachse sind keine Karpfen. Lachse haben völlig andere Bedürfnisse als Karpfen. Lachse leben ganz anders wie Karpfen. Wer sich mit Karpfen auskennt, kennt sich nicht automatisch mit Lachsen aus. Oder sind Lachse die neuen Karpfen?
Fischmehl ins Waldviertel?
Nehmen wir nur die Fischnahrung. In der traditionelle Waldviertler Karpfenteichwirtschaft wird kein bis kaum Fischmehl verfüttert. In der Lachszucht ist Fischmehl ein Hauptbestandteil des Futters. Fischmehl, das als Nebenprodukt der industriellen Meeresfischerei erzeugt wird. Die Gmünder Lachse werden dann möglicherweise Fischfutter erhalten, dass aus allen Teile der Weltmeere ins Waldviertel transportiert wird. Und das soll nachhaltig, ressourcenschonend, ökologisch und natürlich sein?
„Waldlachsfarm“ soll die Fischfabrik heißen. Ursprünglich war geplant, die Fischfabrik im Burgenland zu bauen. Dort hätte es „Burgenlachsfarm“ oder ähnlich geheißen. Daraus ist nichts geworden. Warum ist nicht bekannt. Wie es weitergeht, wird interessant. Widerstand regt sich bereits. Der VGT sagt dazu: „Wir sind die Stimme der Lachse und werden uns für sein einsetzen“.
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