Heidenreichstein: "Hunde-Horror geht in nächste Runde"

Die Hunde wurden in Käfigen vorgefunden. | Foto: www.respektiere.at
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  • Die Hunde wurden in Käfigen vorgefunden.
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HEIDENREICHSTEIN. "Nach den Kistenhunden nun die Käfighunde - der Horror geht in die nächste Runde! Die Käfighunde von Heidenreichstein – unser Geschichtsbuch ‚Worst of Waldviertel‘ ist um ein erbärmliches Kapitel reicher", ist Tom Putzgruber vom Tierschutzverein "RespekTiere" nach einer Rettungsaktion am Samstag entsetzt.
Schon vor zwei Wochen erreichte den Verein ein aufgeregter Anruf. Es wurde von unhaltbaren Zuständen in einem Einfamilienhaus in Heidenreichstein erzählt, von einer Züchterin, welche dutzende Hunde unter schlimmsten Bedingungen halten soll. "Natürlich waren wir sofort hellhörig, besonders bei einer solchen Dramaturgie: in selbiger Ortschaft nämlich – später stellte sich heraus, nur wenige hundert Meter vom letzten Tatort entfernt – hatten wir doch erst im Mai dieses Jahres Hunde befreien können, welche, kaum anders als im hiesigen Verdachtsmoment, in sargähnlichen Kisten gehalten worden waren", schildert Putzgruber.

Dramatischer Gesundheitszustand

Die Vorwurfsliste im neuen Fall ist eine lange: Vor zwei Wochen musste besagte Züchterin auf Anweisung der zuständigen Amtstierärztin fast 20 Hunde abgeben. Übernommen wurden die Tiere von einem nahen Tierschutzverein, nämlich Animal Hope Nitra. Dort wurde den Hunden ein besorgniserregender Gesundheitszustand diagnostiziert, sie waren völlig verfloht und litten an diversesten Problematiken. Ein auffallend aggressives Verhalten, gepaart mit gleichzeitiger völliger Unterordnung, von Angstzuständen gepackt, ein extremer Sexualtrieb, all dies ließ auf eine beschämende vorangegangene Haltung schließen. Drei übernomme Welpen überlebten die kommenden Tage nicht, zu angeschlagen war ihr Gesundheitszustand. Einer Pflegestelle wurden weitere vier der Winzlinge, es handelt sich durchwegs um Chiuahua- und mehr oder weniger ‚reinblütige‘ Russkij Toy-Hunde, übergeben. Auch diese zeigten sich extrem ängstlich, zwei davon wiesen einen Knochenbruch an den Beinen auf.

Züchterin ist amtsbekannt

"Laut Zeugenaussage wurden der Frau vor einigen Jahren mehr als 100 Hunde in einem Haus in Wien abgenommen. Daraufhin verließ sie die Bundeshauptstadt und verlegte ihrer Tätigkeit, ‚35 Jahre Erfahrung in Hundezucht‘, wie sie uns gegenüber stolz bestätigte, in etwas entlegene Gebiete in Niederösterreich. Angeblich soll die ‚Züchterin‘ in Wien noch dazu ein Hundehalteverbot ausgefasst haben, wofür wir aber noch keine Bestätigung haben", so der Tierschützer. In Niederösterreich folgten mehrere Stationen, zuletzt Krumau am Kamp, dann Irnfritz, jetzt Heidenreichstein. Überall dort blieb das Leiden der Tiere nicht unbemerkt, jedenfalls folgten Anzeigen, inklusive Einsätze zuständiger AmtstierärztInnen.

"Probe-Ankauf"

Im Internet waren schnell einige Inserate entdeckt. Ganz sicher also bot besagte Frau Hunde an, übereinstimmend mit den Angaben des Informanten um tatsächlich 680 Euro pro Tier. Jetzt war die Neugierde vom Verein RespekTiere endgültig geweckt. Der erste Schritt, sollte ein ‚Probe-Ankauf‘ sein. Die Frau brachte zwei Welpen zum Ansehen, zwei herzige Rüden. Allerdings, beide zeigten sich – wie die Hunde, welche bei den Pflegestellen landeten – extrem scheu, jede Berührung ließ sie panikartig aufschreien. Die Augen verklebt, das Fell stumpf, einer der beiden – nicht zu vergessen, erst wenige Wochen alt - mit großen haarlosen Stellen am Körper. Und dann die Flöhe, überall im Fell, mit freiem Auge sofort erkennbar.
"Ins Haus selbst dürfen wir nicht. Ich frage nach der Toilette, allerdings begleitet mich die Dame des Hauses in das vom Gang erreichbare WC und bleibt, wohl eine Vorsichtsmaßnahme ihrer langen Geschichte, an der Türe stehen. Aus allen Zimmern ringsum erklingt lautes Gebelle, unaufhörlich. Da sich der Standort des Lärms konzentriert, keiner Veränderung unterworfen ist, gehen wir nun mit Bestimmtheit davon aus, dass die Armen in Gefängnissen gehalten werden. Die Geschichte mit den Käfigen, sie dürfte also stimmen. Ein weiteres Indiz: vor dem Haus stehen rund zehn prall gefüllte, große, gelbe Müllsäcke. Der Inhalt: Mit Kot und Urin durchtränktes Zeitungspapier", meint Putzgruber.

Langes Warten

Am nächsten Tag bestätigen anonym übergebene Fotos das Vermutete – Hunde in kleinen Käfigen, fast ohne jede Bewegungsfreiheit. Ein Leben auf nassem Zeitungspapier, alleine gelassen in den eigenen Exkrementen. Zwar ist Samstag, aber die Tierschützer wollen keinen Tag länger warten. "Eine letzte Besprechung, schon stehen wir mit Transparenten vor dem Haus der Hundequälerin", erzählt Putzgruber. Die Polizei wird herbeigerufen, ein Einsatzfahrzeug trifft auch schnell ein. Dann beginnt das lange Warten: Es dauert beinahe zwei Stunden, bis die zuständige Veterinärin erscheint. Weil aber die beklagte Frau nicht zu Hause ist, wird sie nun telefonisch von dem Aufstand vor ihrem Haus verständigt. Sie erklärt aber, sie können erst in weiteren eineinhalb Stunden vor Ort sein.

Konsequenzen noch ungewiss

Erst abends beginnt das Durchsuchen der Räume, kurz vor Mitternacht wurde die Aktion dann beendet. "Von den Ergebnissen erfahren wir wenig, Amtsgeheimnis, aber so viel sickert durch: die Käfige wurden entfernt, es ist ‚dauerhaft sichergestellt‘, dass die Hunde nicht mehr in diesen Gefängnissen gehalten werden können. Weiters gibt es ‚weitreichende Konsequenzen‘, wie immer die auch aussehen mögen. So weit, so gut, Fakt ist aber auch, keiner der Hunde wurde behördlich beschlagnahmt. Ob es eine Anzeige wegen schwerer Tierquälerei geben wir, erfahren wir nicht – also werden wir vorsichtshalber eine solche einbringen", versichert Tom Putzgruber. Die Polizei war bis Redaktionsschluss leider nicht für eine Auskunft erreichbar.

"Da ich nichts zu verbergen habe, melde ich mich auch zu Wort", reagiert die Hundehalterin wenig später. Hier geht's zum Folgeartikel.

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