Die Akademie St. Blasius in Liebesleid und Liebesfreud

Karlheinz Siessl ist musikalischer Leiter des Orchesters Akademie St. Blasius | Foto: privat
  • Karlheinz Siessl ist musikalischer Leiter des Orchesters Akademie St. Blasius
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Das historische Streichinstrument Viola d’Amore hatte ihre Blütezeit im Barock. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhundert erlebte es noch einmal eine kleine Renaissance. Einst als „lieblich“ beschrieben wird heute ihr heller Klang eher als dünn, näselnd und quäkend empfunden. Mit der Strömung der Historischen Aufführungspraxis hat es aber eine weltweite treue Anhängerschaft gefunden. So fand der 16. Kongress der Viola d‘Amore Society mit mehrtägig dichtem Programm in Innsbruck statt. Die Qualität der Instrumente und Interpreten zeigte sich dabei höchst unterschiedlich. Das spiegelte sich auch im langen Abendkonzert im Konservatoriumssaal wider, zu dem unter anderem auch drei Werke mit Kammerorchester erklangen. Dafür war das Orchester der Akademie St. Blasius unter der Leitung von Karlheinz Siessl engagiert.

Uraufgeführt wurden das Viola d´amore Konzert op. 51 von Michael F.P. Huber sowie die Fantasie „Peri - Tales“ von Christian Reimeir. Beide Werke mussten sich am Viola d'amore-Konzert op. 46/1 von Paul Hindemith mit gleicher Kammerorchesterbesetzung messen lassen. Darin lebte die barocke Concerto-Praxis mit einem lustvollen Mit- und Gegeneinander erneut auf. Hindemith verband die 1927 geläufigen modernen Harmonien mit tradierten Formen. Nun reihten sich die neuen Werke in dieselbe Tradition ein, die gültigen Errungenschaften der Musikgeschichte mit heutigen Spiel- und Kompositionstechniken zu verbinden. Huber orientierte sich mehr an der klassischen Konzertform und zeigte seine große Meisterschaft kontrapunktischer und motivischer Arbeit sowie durchhörbarer Instrumentation. So wie sich die großen Komponisten der Vergangenheit von Melodien der Volksmusik ihrer Zeit angenommen hatten, so nahm auch er Anleihen beim rhythmischen Groove populärer Musik unserer Tage. Damit erzielte die Musik vordergründige mitreißende Wirkung. Darin walteten dennoch moderne Techniken und atonale Klänge großartig wie fast versteckt, ohne das Alte-Musik-Publikum plakativ durch geräuschhafte Neutöne verschrecken zu müssen. Auffallend war der spieltechnische Einsatz der Flatterzunge im Orchester, der bei Huber motivisch und bei Reimeir als Klangeffekt eingesetzt wurde. Reimeir schlug überhaupt einen klanglich verdichtenden Weg ein: Die Solostimme war eng gesetzt zu einem und wie akkordisch wirkenden Orchesterklang, der weniger kontrapunktisch als mehr begleitend wirkte.

Den durchgängig kraftvollen Solopart bei Hindemith meisterte der australische Solist James Wannan mit viel Verve und rhythmisch über alle Taktstriche entschieden hinweg. Das spielfreudige Orchester machte bei den vielen Freiheiten hellwach mit. Von der berührend natürlichen Spielweise der Tiroler Solistin Edda Stix hätte man gerne nicht nur das ruhigere Stück von Reimeir gehört. Bei Huber spielte Marianne Rônez, die große Pionierin dieses Instruments, die auch als Organisatorin des Kongresses einer Mehrfachbelastung ausgesetzt war. Das Stück führte die Expertin für das Barock in modernes Neuland. Siessl trug sie einfühlsam wie auf Händen durch das Werk und die rhythmischen Herausforderungen. Auch wenn der Komposition Hubers nicht Genüge getan werden konnte, so riss die spürbare Begeisterung für die Musik alle zur bestmöglichen Leistung hin.

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