"Die Jagd funktioniert nur in Teamarbeit" – Dr. Hermann Tscharre im Portrait

Emeritierter Rechtsanwalt, Disziplinaranwalt des Tiroler, Jägerverband seit 2008 | Foto: Tscharre
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  • Emeritierter Rechtsanwalt, Disziplinaranwalt des Tiroler, Jägerverband seit 2008
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Auf dem Tisch liegen zahlreiche Akten, ein Diktiergerät, ein Dokument wartet geduldig auf die Unterschrift des Disziplinaranwalts Dr. Hermann Tscharre. „Diktat Ende“ tönt es aus dem Diktiergerät – Dr. Tscharre schaltet es aus, verräumt die Akten und bedeutet damit, dass er nun bereit ist für das Gespräch.
Dr. Hermann Tscharre beginnt zu erzählen, von seiner Kindheit, die er im Innsbrucker Stadtteil Hötting in bescheidenen Verhältnissen verbracht hat und davon, dass der Wald für ihn immer ein willkommener Spielplatz war. Dort entdeckte er die Liebe zur Natur in ihrer Gesamtheit. Er gönnte sich schon bald philosophische Gedanken zum irdischen Dasein. „Ob Wald, Wild oder auch Mensch – irgendwie gehören wir doch alle zusammen“, erklärt der emeritierte Rechtsanwalt. Zahlreiche Artikel verfasst Dr. Tscharre für das Mitgliedermagazin des TJV, stets darum bemüht, trockene Gesetzestexte für den Leser möglichst „griffig“ zu beschreiben. Zweierlei spielt ihm dabei in seine Hände: Er kennt die Perspektive des aktiven Jägers (Jagdprüfung abgelegt 1974) und die (jagdliche) Gesetzgebung. Allerdings zählt die Wissensvermittlung nicht unbedingt zu den Hauptaufgaben des Disziplinaranwaltes. Stellt sich die Frage: Was sind seine Aufgaben?

Der Wirkungsbereich
Die Bezirksverwaltungsbehörde übermittelt dem Jägerverband jede rechtskräftige Entscheidung in jagdbezogenen Verwaltungsstrafsachen. „Als Disziplinaranwalt verschaffe ich mir einen Überblick, ob in diesem Fall auch ein disziplinäres Verhalten vorliegen könnte und formuliere dann eine Empfehlung an den Disziplinarausschuss, der letztendlich darüber bestimmt, ob ein Disziplinarverfahren eingeleitet wird oder nicht“, so Dr. Tscharre. Die Frage, ob er wegen seines Amtes schon einmal persönlich angegriffen wurde, verneint der Diziplinaranwalt. „Es kommt immer auch darauf an, wie man sein Amt ausübt. Ich bin keiner, der auf den Leuten herumhackt – im Gegenteil. Als Disziplinaranwalt komme ich lediglich meiner Verpflichtung nach“, ergänzt Dr. Tscharre. Seiner Meinung nach sollte man als Disziplinaranwalt – neben dem juristischen Fachwissen – über ein gewisses Alter sowie Lebenserfahrung verfügen und unbedingt selber Jäger sein. „Nur so kann man erfassen, was bei der Jagdausübung ein gröbliches Fehlverhalten ist und was nicht“, so Dr. Tscharre. Von den Mitteilungen an den Jägerverband gelangt nur ein Bruchteil zur Verhandlung. „Im Kalenderjahr 2013 wurden beispielsweise vom Disziplinarausschuss 23 Fälle verhandelt. Acht davon endeten mit einem Verweis, fünf mit strengem Verweis, der Rest der Verfahren wurde eingestellt“, erläutert Dr. Tscharre. Im selben Zeitraum gab es 179 Mitteilungen betreffend möglicher Disziplinarvergehen an den Jägerverband. „Ein direkter Zahlenvergleich zwischen Mitteilungen und tatsächlich durchgeführten Verfahren, ist aber nicht zulässig, weil zum ersten auch früher angefallene Akten verhandelt wurden und zum zweiten im genannten Jahr angefallene Akten erst im Folgejahr zur Verhandlung kommen“, so Dr. Tscharre. Die Antwort Dr. Tscharres auf die Frage, was ihn dazu bewogen habe, das Amt des Disziplinaranwaltes auszüben, fällt bescheiden aus: „Man hat mich darum gebeten.“ Mit gleicher Bescheidenheit erklärt Tscharre, wie ihm im Laufe seines Lebens das Disziplinarwesen „auf den Leib“ geschneidert wurde und gewährt einen Einblick in seine Laufbahn im Disziplinarrat der Tiroler Rechtsanwaltskammer: von 1979 bis 1982 war er als Mitglied tätig, von 1982 bis 1985 bekleidete er die Position des Vizepräsidenten und von 1985 bis 1994 die des Präsidenten. Übrigens: Auch im Jägerverband war Dr. Tscharre schon von 1997 bis 2008 als stellvertretender Disziplinaranwalt tätig.

Mut zum Abenteuer
Den Konzipienten in seiner Anwaltskanzlei legte Dr. Tscharre nahe, stets für das Abenteuer bereit zu sein. „Der Beruf des Rechtsanwalts ist ein schwerer und fordert viel – Routine ist gut, aber kein Allheilmittel“, so Dr. Tscharre, der hauptsächlich als Wirtschaftsanwalt für Banken und als Masseverwalter bei Großinsolvenzen tätig war. Beim Jagen sei es ähnlich: Auch als Jäger komme man nach dem Gang ins Revier von einem Abenteuer zurück. Dabei heißt das für Dr. Tscharre nicht etwa, Trophäen zu ernten, sondern die Natur als Ganzes zu erleben. „Die Liebe zu den Tieren hat mich – auch – dazu gebracht, Jäger zu werden. Mich freut natürlich ein guter Abschuss, aber nur dann, wenn er jagdlich passt“, ergänzt Dr. Tscharre.

Die Zukunft der Jagd
In dem Fachartikel „Bambimörder oder schießfauler Geselle? Der Tiroler Jäger und die Zukunft“ (erschienen in „Jagd in Tirol“, Ausgabe April 2011) formulierte Dr. Tscharre damals seine Gedanken über das Image des Jägers in der Gesellschaft, die Rolle der Medien und wie es den Jägern gelingen könnte, mittels Öffentlichkeitsarbeit ein positives Bild von der Jagd zu zeichnen. „Was ich damals geschrieben habe, würde ich auch heute wieder schreiben. Es stimmt mich zufrieden, dass wir auf einem guten Weg dorthin sind. Allerdings muss uns bewusst sein, das es nur gemeinsam weitergehen kann und es zu nichts führt, wenn in den eigenen Reihen Uneinigkeit herrscht", so Disziplinaranwalt Dr. Hermann Tscharre.

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