"Die tote Stadt" lebt weiter
Wie ein langer Gewittersturm brach Korngolds Musik über die Premierenbesucher. Grandios, verstörend, düster.
Sie, Marietta ist eine "femme fatale", er, Paul, ist ein bigotter Biedermann. Dann treffen beide aufeinander und es folgen knapp drei Stunden Erotik, Drama, berührende Düsternheit aber auch pralles Leben, Lust, Liebe und Leidenschaft. Erich Wolfgang Korngolds Opernepos "Die tote Stadt" stand erstmals am Spielplan des Tiroler Landestheaters. Und eines vorweg: Selten besser kann eine Produktion mit dem Prädikat "absolut sehens- und hörenswert" bedacht werden.
Susanna von der Burg hat sich mit dieser Premiere in den Olymp gesungen und auch gespielt. Auf der Bühne schauspielerisch enorm präsent, strahlt sie Erotik pur aus, fühlt sich sichtlich wohl in der Rolle und agiert betörend. Stimmlich ist sie der überaus schwierigen Partitur gewachsen, die Kraft, Ausdauer und hohe Spitzentöne verlangt. Eine Glanzleistung der Sopranistin, die mit großem Jubel bedacht wurde.
Desgleichen Wolfgang Schwaninger. Zwei Stunden steht er ohne Unterbrechung auf der Bühne, diese Tenorpartie des "Paul" ist unglaublich anspruchsvoll. Und Schwaninger überzeugt restlos. Strahlend in der Höhe, feinste Nuancen in der Dynamik, er kommt nie an seine Grenzen, auch im Finale zeigt er keine Müdigkeit und singt das "Glück, das mir verblieb,
Lebe wohl, mein treues Lieb" zum Weinen schön. Auch er genoss den frenetischen Jubel.
Joachim Seipp gastierte wieder am TLT und sang den Frank. Und wie immer ohne Tadel und mit viel Enthusiasmus.
Daniel Rschinsky durfte als Fritz die wohl berühmteste Arie der Oper, "Mein Sehnen, mein Wähnen, es träumt sich zurück …" singen. Als Pierrot auf einer Kugel schwebend gelang diese wunderbar.
Perfekt besetzt war Anna-Maria Dur als Brigitta, ebenso der Rest des Ensembles. Die kurze Chorszene im dritten Bild gelang mächtig, Chor, Extrachor und die Wiltener Sängerknaben harmonierten exzellent.
David Laera tanze den Gaston. Sein perfekter Körper und sein ästhetischer Tanz begeisterte ebenfalls.
Alexander Rumpf stand am Pult des TSOI. Umsichtig, mit viel Balance ließ er dieses vielfarbige Klanggemälde wirken, auch die Sänger erhielten die Chance, nicht in dieser großartigen Orchestermusik unterzugehen, die MusikerInnen spielten in Hochform.
Perfekt passte die Inszenierung von Ernö Weil zur Musik, fantastisch Bühne und Kostüme von Karin Fritz.
Die Handlung:
Die „Kirche des Gewesenen“ – so nennt Paul den Raum, der dem Andenken seiner
geliebten verstorbenen Frau Marie geweiht ist. Ihr Bild ist ständig präsent. Wie eine
heilige Reliquie bewahrt er eine ihrer Haarlocken auf. Ein beklemmender Eindruck für
seinen Freund Frank, der ihn nach langer Zeit besucht. Doch als Paul den Raum betritt,
wirkt er wie verwandelt, denn er ist einer anderen Frau begegnet. Wird er das gedankliche
Leben in der Vergangenheit hinter sich lassen und in die Gegenwart zurückkehren?
Schnell ist klar, dass der Hoffnungsschimmer trügt, denn die Tänzerin Marietta ist ein
Ebenbild von Marie. Paul meint, eine Art wundersame Wiederauferstehung seiner toten
Frau erleben zu dürfen. In seiner Phantasie erliegt er den Verführungskünsten Mariettas.
Der Wunschtraum endet jedoch in einem Albtraum – und in der Erkenntnis, dass Paul
dem wahnhaften Totenkult endlich ein Ende setzen sollte.
Termine:
Februar: 14. (19.30), 17. (19.00), 24. (19.00)
März: 1. (19.30), 6. (19.30), 20. (19.30), 28. (19.30)
April: 4. (19.30), 6. (19.00), 19. (19.30)
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