Expressiv, spannend, verzaubernd – Das Haller Theater Szenario mit „Tintenherz“

Foto: Mathias Brabetz, Telfs (Der Theaterfotograf)
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Cornelia Funkes Fantasyroman „Tintenherz“ handelt von Büchern, den darin lebenden Figuren, vom Lesen, Vorlesen und der großen Kraft der Vorstellung.

HALL. Das Lobkowitzhaus, jetzt auch Sudhaus genannt, ist ja Herberge für etliche Theater-gruppen, Wolfgang Klingler, „mastermind“ des Theater Szenario (und Mitproduzentin Simona Schett) erarbeitete für die Zeit der Jahreswende und danach mit den jungen Spielleitern Manuel Wenda & Wolle Viertl (Assistenz Vanessa Eberharter) und dem 10-köpfigen Ensemble eine Bühnenversion des ersten Teils der Tintenherz-Triologie des gleichnamigen Fantasyromans von Cornelia Funke.
„Es tut gut, an fremden Orten ein Buch dabei zu haben“ – so lauten die ziemlich ersten Worte in diesem Stück und liefern somit das Motto für alles Folgende.
Mo, der Vater Meggies, hat die Gabe, mittels seiner „Zauberzunge“ Figuren aus Büchern zum Leben zu erwecken, besonders jene Personen aus Fenoglios Roman, in welchem auch der böse, mächtige Capricorn herrscht, der sich mit allen Mitteln dieses Buches bemächtigen will. Nun beginnt eine wilde Jagd um dieses Werk vom Bücherspeicher Tante Elinors bis ins düstere Reich Capricorns. In ca. 18 Szenen & 2 Akten spult sich der Faden der Story nahezu atemlos auf der mit minimalen, aber effektvoll wirkenden Bühne (rollende Wände, verständliche Raumzitate) ab, spannend bis zum Schluss. Timo Heimerdinger überzeugt als sorgender Vater Mo, dessen besondere Gabe an seine Tochter übergeht, Susanne Jäger wirkt behutsam & einfühlend als Erzählerin und spät sich offenbarende Mutter & Gattin, Manuel Willard verkörpert wendig die Figur Staubfinger, Simone Ralser brilliert originell & wortmächtig als Elinor, Oliver Natterer vermag die sympathisch-jugendliche Figur Farid in Szene setzen, Miriam Brauns als Scherge Flachnase und Andrea Frenademetz als grimmiger Befehlsempfänger Basta sind die glaubwürdigen Vollstrecker des Capricorn, dieser wird lustvoll zelebriert von Felix Söllner, quasi „Fürst der Finsternis“, Bond-Bösewichte und Star-wars lassen grüßen. Wolfgang Klingler taucht mit expressiver Spiellust in die Rolle des alternden, arroganten Dichters Fenoglio, der angesichts der Verselbständigung seiner bösen Figuren doch wagt, der Story eine Wende zu geben. Eine besondere Überraschung liefert Lara Schumacher als Meggie, zart erscheinend, jedoch facettenreich und expressiv kraftvoll die Protagonistenrolle füllend. Der Pressetext bezeichnet das Stück als Schauspiel mit Musik. Ja, im Hintergrund wirkte professionell Alexander Sackl, Wolfgang Klingler absolvierte einige schräge Couplets, aber das war’s auch schon.
Nun, man kann aus diesem „Märchen“ viel herauslesen, z.B. Demokratie versus Diktatur, man erinnert an Missbrauch der Sprache, an Bücherverbrennung, an bewusste Angstverbreitung – und befindet sich damit plötzlich auf dem Minenfeld der Politik. Gut so!
Ein Stück, das man sich nicht entgehen lassen sollte. Gespielt wird bis zum 1. Feber, Beginn schon um 19 Uhr!

Eine Theaterrezension von Peter Teyml

Foto: Mathias Brabetz, Telfs (Der Theaterfotograf)
Foto: Mathias Brabetz, Telfs (Der Theaterfotograf)
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