"Gewaltige Gewalt" – 15 Jahre Akademie St. Blasius

Karlheinz Siessl aus Völs leitet die Akademie St. Blasius! | Foto: privat
  • Karlheinz Siessl aus Völs leitet die Akademie St. Blasius!
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Abseits der üblichen Programme setzt Leiter Karlheinz Siessl seltene Kompositionen, statt bloß Zugkräftiges aufs Programm. Solistisch gibt er aufstrebenden Instrumentalisten eine Chance, statt auf Stars zu setzen. Außerdem vergibt er Kompositionsaufträge, statt nur Altbewährtes zu wiederholen. Nun besteht die Akademie St. Blasius seit 15 Jahren und feierte sich selbst in einem Konzert. Getrübt war diese Freude von den eben so alten Mankos: Das finanzielle Flämmchen bringt keine angemessenen Arbeitsbedingungen zum Leuchten: Eine zeitgleiche Produktion des Landestheaters hatte viele Musiker abgeworben, und so fehlten gerade beim Jubiläumskonzert bewährte Instrumentalisten. Es spricht für die hohe Qualität des Orchesters, dies problemlos kompensieren zu können. Außerdem fehlt immer noch ein passender Konzertsaal in Innsbruck: Der Kaiser-Leopold-Saal der Theologischen Fakultät war nicht nur für den Publikumsandrang, sondern auch akustisch gehörig überfordert.
Mit Tschaikowskys Sinfonie Nr. 1 erklang ein so gut wie unbekanntes Werk. Johann Rufinatscha gilt als bester Komponist Tirols der Romantik. Sein Klavierkonzert spielte der derzeit bekannteste junge Pianist Michael Schöch aus Hall. Stilistisch passend war auch dessen Wahl der virtuosen Zugabe von Julius Reubke. Nach diesem gewohnt souverän musizierten Programmteil überwältigte dann als Höhepunkt die zweisätzige Sinfonie Nr. 3 des Innsbruckers Michael F.P. Huber als fulminante Uraufführung.
Hier drängte die Musik geradezu über sich hinaus: Solch brachialer Sarkasmus wie im ersten Satz schien eine Tradition sinfonischer Kompositionen jenseits des Eisernen Vorhangs weiterführend auf die Spitze treiben zu wollen. Niederschmetternd ertönte eine beißende Groteske auf den Rhythmus, der stark an einen berühmten Tiroler Marsch denken ließ, als sollte eine unkritische Auseinandersetzung mit Tirols Umgang seiner Musik der Vergangeheit und Gegenwart auf Korn und Kimme genommen werden.
Ganz unerhörte Klangwelten eröffneten sich dann im zweiten Satz in sublimer Expressivität: Aus streng thematischem Material entstand durch Metamorphosen ein verwirrend stimmiges Konglomerat aus An- und Entspannungen, sehr dicht und doch durchhörbar, sowie vertraut und noch kaum nachvollziehbar neuartig. Machte Huber bei seinen ersten beiden Sinfonien als „großes Talent“ und „exzellenter Könner“ von sich Reden, lässt spätestens diese neue Sinfonie keinen Zweifel, dass wir es mit einem großen Meister zu tun haben. Der unermüdliche Einsatz um die Musik Hubers ist ein weiteres großes Verdienst der Akademie St. Blasius, die sich mit dieser Uraufführung kein imposanteres Geburtstagsgeschenk hätte bescheren können.

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