Liebestaumel auf amerikanisch

Foto: TPZ Hall
2Bilder

Wenn das Projekttheater Hall zu einer seiner seltenen Produktionen im TPZ Hall einlädt, sollte man mit Überraschungen der angenehmen Art rechnen. Diesmal wurde nun der junge, aber bühnenerprobte Florian Hackspiel gewonnen, um Neil Simons Klassiker „Ein Mädchen wie das Sternenbanner“ in eine zeitgemäße Inszenierung zu verpacken.

HALL. Mit viel Gefühl für das Wesentliche hat Hackspiel Abgelebtes und politisch nicht mehr

Aktuelles aus dem Originaltext geschnitten und den Fokus auf die intimen Befindlichkeiten der drei Figuren Sophie, Andy und Norman gerichtet. In flottem Tempo und witziger Verve, akzentuiert durch Klänge der “Ungarischen Rhapsodie“ wird in fünf Szenenbildern immer mehr Zugang zu den verschiedenen Charakteren geschaffen, wobei durchaus Reminiszenzen an Schwarz-Weiß-Filme mit Jack Lemmon, Marilyn Monroe, Tony Curtis oder Jerry Lewis wach werden können. Man muss den amerikanischen Humor mögen, er führt nicht die feine Klinge des französischen Boulevards oder die der Ironie britischer Stücke, er haut in kräftigen Farben hin und schreckt auch vor Kalauern nicht zurück. Da wird das Mädchen aus der Provinz im New York der 60er-Jahre zur „Landpomeranze, mit Mais gefüttert“, da wird „Gottesfurcht und Sauberkeit“ dem Lotterleben in der Stadt gegenübergestellt.

Amarilla Ferenczy gibt gekonnt spröde das naive Landmädel Sophie, das sich jedoch nach und nach in die Liebe zum Stadtneurotiker Andy verstrickt. Dieser wird hinreißend von Wolfgang Oliver verkörpert als unternehmerischer Kompagnon des im Liebestaumel suhlenden und zum Stalker mutierenden Norman (Markus Kozuh).

„Der Koschuh“, als Kabarettist vor allem in Tirol umtriebig, bewältigt mit der Vorgabe, als Schauspieler einmal kein Soloprogramm an der Rampe abzuziehen, quasi Schwerarbeit. Seine komödiantische Ader verführt ihn jedoch nicht, das Schauspieldebüt zu gefährden, er bleibt „im Bunde der Dritte“ (ja, Zitat, Schiller). Und last but not least: Eine gefällige Bühnenausstattung von Andrea Spiegel und Theo Moschen. Bis 2. April in Hall!
Peter Teyml

Foto: TPZ Hall
Foto: TPZ Hall
Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Folge uns auf:

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.