Mit 93 Jahren noch im Revier – Hildegard Hechenberger, Tirols älteste Jägerin, im Portrait

Hildegard Hechenberger ist Tirols älteste Jägerin. Ihren Jagdschein machte sie 1972. | Foto: Hildegard Hechenberger
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  • Hildegard Hechenberger ist Tirols älteste Jägerin. Ihren Jagdschein machte sie 1972.
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Im Alter von vier Jahren spielte Hildegard Hechenberger im Rahmen einer Theateraufführung des Tiermärchens „Der Wolf und die sieben Geißlein“ den Jäger. Letztes Jahr war die älteste Jägerin Tirols auch wieder im Revier unterwegs. Zwischen diesen beiden Ereignissen liegen fast 90 Jahre und prägen ihre beeindruckende Persönlichkeit. Und wenn sie von „damals“ erzählt, offenbart ihr Blick immer wieder den aufgeweckten Glanz strahlender Kinderaugen.
„Man hat mich letztes Jahr wieder zur Murmeljagd eingeladen, so wie jedes Jahr. Aber diesmal musste ich wegen einer Toskanareise absagen und konnte auch nicht an der anschließenden Feier teilnehmen“, erzählt Hildegard Hechenberger. Sie lebt und liebt Geselligkeit. Sie mag es gerne heiter und auch, wenn es trübe Momente gibt, scheint es, als würde ihr der Humor nie von der Seite weichen. Ihre Wohnung zeugt davon, dass die Jagd eine große Rolle in ihrem Leben spielt: Bilder, Fotos, Jagdgeschirr, Trophäen, Auszeichnungen. Es sind die kleinen Details, in denen sich ihre Wertschätzung für das Große widerspiegelt. Viel weiß die Landeckerin zu erzählen, von einer kargen und glücklichen Kindheit, von einer arbeitsintensiven und aufregenden Jugend, die Zeit vor, während und nach dem zweiten Weltkrieg, der eigenen Familiengründung, dem Heranwachsen der Kinder, Enkel sowie Urenkel und vieles mehr. „Es gibt immer noch so viel zu tun“, erzählt die älteste Jägerin Tirols. Auf einer Kommode stehen unter anderem vier dicke Bücher: Sie sind prall gefüllt mit dem, was Hildegard Hechenberger alles erlebt hat. Geschrieben habe sie immer oft und gerne, erklärt sie. Die Bücher bewahren auch viele jagdliche Erinnerungen. Gedichte, Geschichten, Bilder und Zeichnungen erzählen von den Erlebnissen im Revier, mit dem Wild und den Jägern sowie deren Eigen- und Besonderheiten. Wenn Hildegard Hechenberger im Revier unterwegs war, nahm sie immer ihren Fotoapparat mit – ihre Sammlung umfasst rund 8.000 Fotografien/Dias. „Als die Kinder noch jünger waren und ich gearbeitet habe, hatte ich nicht so viel Zeit für die Jagd. Aber ich war immer sehr gern in der Natur und den Bergen und habe dabei viel fotografiert.“

Ausdauer und Geduld
Hildegard Hechenberger hat einige Rehböcke und einen Spielhahn geschossen. Sie ging und geht jedoch besonders gern auf Murmeljagd. „Die Liebe zu den Tieren hat mich auch dazu gebracht, Jägerin zu werden. Die Jagdprüfung habe ich 1972 abgelegt. Gleich nach meiner Jagdprüfung und Zugehörigkeit zum Tiroler Jägerverband fand in Landeck das erste und einzige Jägerschirennen am Krahberg statt. Der damalige Bezirksjägermeister Gitterle überredete mich dazu, weil sie fast keine Damen hatten. Ich war seit mindestens fünf Jahren nicht mehr auf Schiern gestanden, erreichte aber doch den 2. Platz. Dazu erhielt ich außertourlich von der Frau des Pächters der Goldseen Nauders eine Einladung auf einen Spielhahnabschuss, mein erstes Weidmannsheil. Ein guter Schuss in der Sonnenbalz, ein kapitaler Hahn mit vier Krumpen“, lächelt sie. Es könne im Wald nicht alles stehenbleiben, was auf die Welt komme, erklärt Frau Hechenberger und betont, wie wichtig es ist, dass es erfahrene Jäger gibt. Die Frage, ob sie als eine der ersten Jägerinnen Tirols innerhalb der männlichen Jägerschaft jemals Probleme erlebt hätte, verneint sie. „Obwohl es damals kaum weibliche Jäger gab, fühlte ich mich in der Jägerschaft von Anfang an wohl und anerkannt.“ Auf die Jagd zu gehen – alleine der Trophäen wegen – davon hält sie nichts. „Ein Jäger kennt sein Revier und begleitet manche Stücke jahrelang, ehe sie zum Abschuss freigegeben werden. Jagen bedeutet auch warten zu können und das ist oft alles andere als gemütlich“, so Hildegard Hechenberger. Die Jagd sei im Laufe der Jahre schwieriger geworden. Einerseits gäbe es immer neue Auflagen. Andererseits stünden durch die Öffnung der Wälder und durch den zunehmenden Wander- und Schitourismus dem Wild kaum mehr wirkliche Ruhezonen zur Verfügung. Frau Hechenberger erinnert sich an einen Tag im Revier, den sie stundenlang im Schnee liegend verbracht hat, in freudiger Erwartung zum Jagderfolg zu kommen. „Mein Bauch hat sich danach angefühlt wie ein Eiskasten“, erzählt sie schmunzelnd.

Hier geht's zur Online-Ausgabe (Feber 2015) des Mitgliedermagazins des Tiroler Jägerverbandes"Jagd in Tirol"

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