Historische Beziehungskrisen
Theaterkritik – Die Dorfbühne Sistrans mit “Es war die Lerche”

Gespielt wird das Stück noch bis zum 18. März 2023. | Foto: Karl Zimmermann
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  • Gespielt wird das Stück noch bis zum 18. März 2023.
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Das neue Theaterstück „Es war die Lerche" ist ein heiteres Trauerspiel von Ephraim Kishon.

Der berühmte Satz aus Shakespeares Drama Romeo und Julia lautet ja eigentlich „Es war die Nachtigall, nicht die Lerche“. Aber es wäre nicht der Autor Ephraim Kishon, wenn er nicht die Worte verdreht und dem Geschehen ein neues, satirisches Kleid geschneidert und als „Heiteres Trauerspiel“ betitelt hätte. So lässt er das berühmte Liebespaar nicht jung sterben, sondern beinahe 30 Jahre später in einer verkommenen Veroneser Wohnung mit der pubertierenden Tochter Lukretia zusammen leben. Romeo schlägt sich als Ballettlehrer durch, Julia fristet ein armseliges Leben als Hausfrau in ewigen Geldnöten, sie hasst ihren Mann nur mehr, die Beziehung ist am Ende, und er wartet nur mehr auf den Tod seiner Schwiegermutter, um diese zu beerben. Der uralte Pater Lorenzo will mehr von ihr, als nur die Beichte abzunehmen, während die alte Amme noch immer ein Auge auf Romeo wirft. Der einstige Schöpfer der Figuren, William Shakespeare, kann den Streitereien nicht mehr zusehen und steigt verärgert aus seinem Grab mit der Absicht, das ursprünglich vorgesehene Ende – der Tod der jungen Liebenden – zu verwirklichen. Wird es ihm gelingen – oder gibt’s da noch ein Hintertürl?

Spielleiterin Margit Peer hat den Protagonisten – und das sind auf Augenhöhe alle drei, viel zugetraut, müssen doch 1 Dame 3 Frauenrollen bzw.- 1 Herr 2 ganz verschiedene Männerrollen umsetzen, was ihnen jedoch beeindruckend gelingt. Andrea Praxmarer, hübsch und eloquent, schlüpft geschmeidig in die Figuren Julia Montague-Capulet sowie in die ihrer Tochter Lukretia und dann noch in jene der ehemaligen Amme. Thomas Arbeiter kann die Rolle des Gatten Romeo und auch jene des alten Paters Lorenzo überzeugend verwirklichen. Manche Szenen in dem 2-aktigen Stück werden durch musicalnahe Einlagen aufgelockert, so spült der degenumgürtete Romeo bei Melodien des „Capri – Fischer“ ganz trivial Geschirr, Julia intoniert „Halleluja“ und animiert das begeisterte Publikum zum Mitsingen, während der alte Dichter seine Botschaft mit der Melodie des Italoohrwurms „Ciao, bella ciao, bella ciao..“ verbreitet. Die Morgenszene wird mit Vivaldis „La primavera“
aus den „Quattro stagioni“ versüßt, ehe ein krähender Hahn das Idyll stört. Lukretia verlässt das Elternhaus und brennt mit dem alten Dichter durch, den sie in ihrer krassen Jugendsprache „Willi“ nennt. Und wenn eine dramatische Sterbeszene mit Pucciniklängen aufrauscht – muss es nicht unbedingt das Ende sein. Ein Kultstück mit stimmiger Ausstattung, großartig unterhaltend, flott gespielt und toll inszeniert mit vielen unangenehmen Wahrheiten, die man in dieser Form lieber annimmt, als jene mit erhobenem Zeigefinger. Gespielt wird bis zum 18.3. 2023.


Eine Theaterkritik von
Peter Teyml

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