Als man in Thaur noch mit Schwertern kämpfte

Nicht nur für Joe Bertsch zeichnet sich am Schädel des Verstorbenen deutlich der tödliche Schwerthieb ab. | Foto: Joe Bertsch
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  • Nicht nur für Joe Bertsch zeichnet sich am Schädel des Verstorbenen deutlich der tödliche Schwerthieb ab.
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THAUR. Wenn ein Unterarmknochen aus der Baggerschaufel ragt, dann heißt es erst mal STOPP! Berni Höpperger, der Mann am Bagger, reagierte richtig und Joe Bertsch und Franz Brunner vom Thaurer Geschichtsverein Chronos erledigten die nächsten Schritte.
Penibel haben sie das Skelett freigelegt, vermessen und dokumentiert. Bereits am nächsten Tag ging die Arbeit an der Stützmauer weiter. Drei Wochen später hatte Joe Bertsch in Wien zu tun; mit im Gepäck eine Schachtel mit den Knochen, die er in der Ubahnstation der Antropologin Marliers Steinhauser zur weiteren Analyse übergab.
Manche Auffälligkeiten hatten die beiden Thaurer bereits beim Freilegen des Skeletts bemerkt. Dazu kam noch der interessante Fundort gleich neben dem Romedikirchl. Entsprechend gespannt waren sie auf die Analyse. Doch vorerst hieß es warten!
Nach ein paar Wochen tröpfelten erste Informationen zur Anatomie herein. Um die 60 Jahre alt war der Mann geworden. Ein durchaus respektables Alter, doch Zeit seines Lebens muss er wegen einer lange zurückreichenden Hüftverletzung unsägliche Schmerzen erlitten haben. Dazu noch eine schwere, aber verheilte Lungenentzündung und diverse andere Schlagverletzungen konnte die Anatomin feststellen. All dies hatte er überlebt. Erst der brutale Schwerthieb auf den am Boden liegenden Krüppel führte letztlich zu seinem gewaltsamen Tod.
So detailliert der anatomische Befund auch war, es war der Zeitpunkt dieses Ereignisses, welcher Joe Bertsch brennend interessierte. „Eine Datierung um die Zeit der spätmittelalterlichen Burg hätte uns nicht viel weitergebracht“, meint er. „Doch dann ergab die C14-Untersuchung, dass der Mann noch im Frühmittelalter - um 700 n.Chr. – gelebt hatte, also noch lange vor dem Bau der späteren Burg am Schlossbichl!“
Dieses Ergebnis sowie die Entdeckung einer weiteren Mauer neben dem Grab fügt sich nach Ansicht von Joe Bertsch perfekt zu mehreren anderen Puzzlesteinen. „Sie deuten alle darauf hin, dass dort oben rings um die heutige Romedikirche über viele Jahrhunderte hinweg eine spätantike Siedlung Bestand hatte. Ob es das regionale Machtzentrum war, welches später im Gerichtsitz der Thaurer Burg eine Fortsetzung erfuhr, werden wohl erst weitere archäologische Untersuchungen ernsthaft belegen können.“

Nicht nur für Joe Bertsch zeichnet sich am Schädel des Verstorbenen deutlich der tödliche Schwerthieb ab. | Foto: Joe Bertsch
Franz Brunner beim Freilegen des 1300 Jahre alten Skeletts in der Nähe des Romedikirchls. | Foto: Joe Bertsch
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