Wasserwerke
Gärtnerei Pöchhacker steht nach 130 Jahren vor dem Aus!
Die Gärtnerei Pöchhacker muss 2021 den Standort am Gersthofer Friedhof räumen.
HERNALS. Die Friedhofsgärtnerei am Gersthofer Friedhof wird von Bernhard Pöchhacker in vierter Generation geführt. Der Jeitnerweg zwischen dem Friedhof und dem Betrieb ist sogar nach Heinrich Jeitner, dem Großvater des Inhabers, benannt. Seit 130 Jahren ist die Familie untrennbar mit dem Friedhof verbunden. Heute werden rund 1.000 Gräber von der Gärtnerei betreut.
Damit soll 2021 Schluss sein. Bereits 2016 hat Pöchhacker den Bescheid bekommen, dass der Pachtvertrag ab 2018 nicht mehr verlängert werde. Von einem Wohnbau war die Rede. Mittlerweile sind diese Pläne vom Tisch, der Pachtvertrag wurde bis 2021 verlängert. Dann soll aber endgültig Schluss sein. Für Bernhard Pöchhacker ist das eine berufliche und private Katastrophe: "Wir sind vom Friedhof abhängig. Daher brauchen wir ein Grundstück in der Nähe."
Eigenbedarf der Stadt
Das Grundstück, auf dem die Gärtnerei angesiedelt ist, gehört der Stadt Wien, konkret der Magistratsabteilung (MA) 31 – Wiener Wasser. Diese hat nun Eigenbedarf angemeldet. Denn neben der Gärtnerei befindet sich der Wasserbehälter Schafberg. Ein weiterer soll jetzt dazukommen. "Aufgrund der Bevölkerungsentwicklung sowie zur Erhöhung der Versorgungssicherheit soll der bestehende Behälter erweitert werden", erklärt Astrid Rompolt von der MA 31. Seitens der Bezirksvertretung gibt es für Pöchhackers Situation Verständnis. Dennoch gehe das öffentliche Interesse vor. Bezirksvorsteherin Ilse Pfeffer (SPÖ): "Ich verstehe, wenn man seinen Betrieb retten will, aber es liegt nicht in unserer Hand. Mehr als die Fristverlängerung war nicht möglich."
ÖVP-Bezirksparteiobmann Klaus Heintzinger will sich damit nicht zufriedengeben: "Es ist noch kein Geld für den Wasserbehälter bewilligt worden. Es gibt auch keine Umwidmung, keine Einreichung, keine Pläne und keinen Gemeinderatsbeschluss. Die Gärtnerei muss zumindest so lange bleiben können, bis tatsächlich gebaut wird."
Noch kein Bautermin
Wann das sein wird, weiß derzeit niemand. Auf Nachfrage der bz teilt die MA 31 mit: "Das Projekt ist derzeit in der Entwurfsphase." Der Bau eines Wasserbehälters soll laut MA 31 "erfahrungsgemäß zwei Jahre" dauern. "Eine unbefriedigende Situation", meint Bezirksvorsteherin-Stellvertreter Kurt Kossek (FPÖ).
Neben dem Ende des Pachtvertrags gibt es eine weitere Hürde: Pöchhacker muss das Grundstück geräumt übergeben. "Grob geschätzt würde mich die Räumung 150.000 bis 200.000 Euro kosten", sagt der Inhaber. Außerdem muss sich die Familie eine neue Bleibe suchen. Bernhard Pöchhacker wohnt nämlich auch auf dem Grundstück.
Vorschläge und Anträge seitens der ÖVP und der FPÖ hat es bereits einige gegeben, vom vorübergehenden Aufstellen von Containern bis zur Rückkehr nach dem Bau des Wasserbehälters. Platz dafür wäre vorhanden.
Weil es aber bisher weder konkrete Pläne noch einen Baustart gibt, kann der traditionsreichen Gärtnerei wohl nur ein Wunder helfen. "Daran glaube ich aber nicht", meint Pöchhacker.
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