"Es bedarf mehr Weitblicks"
NR Johann Hell im Interview
BÖHEIMKIRCHEN (wp). Johann Hell ist ein freundlicher, leutseliger Bürger Böheimkirchens. Sein unaufgeregtes Auftreten würde Uninformierte nicht vermuten lassen, dass er die Ämter des Vizebürgermeisters und seit 2008 das eines Nationalrats für den Bezirk St. Pölten bekleidet. Arroganz oder Überheblichkeit, die manche Politiker nach einer gewissen Zeit in ihrem Amt übermannt, ist Hell fremd. Aggressive Schimpftiraden gegen den politischen Mitbewerb kennt man vom sozialdemokratischen Urgestein Hell nicht. Hell, gelernter Maschinenschlosser, Lokführer und -ausbilder, wird gern auch als Anlaufstelle von Bürgern wahrgenommen und ist in Böheimkirchen als Vizebürgermeister fest im Tagesgeschehen verankert. Sein Wort hat Gewicht, auch, oder gerade weil er sich in Opposition zur Mehrheitspartei befindet.
Daher liegt es nahe, dass Hell im Gespräch mit den Bezirksblättern auch Kritik an Vorgängen in seiner Heimatgemeinde übt. Vor allem die Entwicklung um das entstehende Fachmarktzentrum sorge ihn. Das Fachmarktzentrum sei zwar positiv zu bewerten, aber es fehle ein Entwicklungskonzept für Böheimkirchen. „Hier hat sich die VP als Mehrheitspartei überhaupt nicht bewegt“, so Hell. Jetzt führe das dazu, dass nach Absiedelungen großer Kundenfrequenzbringer wie BIPA, NKD und Volksbank aus dem Marktzentrum große Geschäftsflächen leer stehen und die verbleibenden Unternehmer Umsatzeinbußen hinnehmen werden müssen.
Verärgert zeigt sich Hell auch darüber, dass seiner Meinung nach zu wenig für Pensionisten vorgesorgt wird: „Es gibt sowohl von roten als auch schwarzen Seniorenvertretern den Wunsch nach betreutem Wohnen oder Ähnlichem in der Gemeinde." Offenes Ohr hätten sie bei der VP bislang nicht dafür vorgefunden.
In Sachen des ungeliebten Bürgerzentrums, wogegen sich eine starke Protestbewegung gebildet hatte, gibt es eine Abkühlphase. Aber: „Die VP sollte uns sagen, was das genau kostet. Denn immerhin muss in den geschätzten Kosten von bis zu 6 Mio € eine Sanierung des Rathauses dabei sein. Wir wollen ja nicht, dass dieses nach Errichtung des Gemeindezentrums dann leer steht."
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