Kampf um Hausapotheken der Ärzte
Bürgermeister sind gegen Bestimmung des Apothekengesetzes, die medizinische Versorgung gefährdet
Eine Auseinandersetzung zwischen Landbürgermeistern und Apothekerkammer sorgt für Erregung.
ALTLENGBACH/KIRCHSTETTEN (wp). Nach der jetzigen Gesetzeslage werden Kirchstetten und Altlengbach in Zukunft keine ärztlichen Hausapotheken mehr haben, denn nach einer Gesetzesnovelle aus dem Jahr 2006 darf ein Arzt eine Hausapotheke nur dann betreiben, wenn die nächste Regel-Apotheke weiter als sechs Kilometer entfernt ist, was auf die beiden Standorte nicht zutrifft. Schließt ein Arzt seine Ordination, etwa aufgrund Pensionierung, darf sein Nachfolger die Hausapotheke nicht weiterführen, was sich erheblich auf das Einkommen niederschlägt. „Das wird ein Riesenproblem“, sorgt sich Kirchstettens Bürgermeister Paul Horsak (ÖVP), „denn welcher Arzt geht in eine kleine Landgemeinde, wo er aufgrund des Wegfalls seiner Hausapotheke einen erheblichen Verdienstentgang hat?“– „Ich könnte mich schon in Pension begeben“, erklärt Kirchstettens praktischer Arzt, Dr. Rudolf Burg, „aber damit wäre Kirchstetten mit ziemlicher Sicherheit ohne Arzt“. Akut wird das Problem noch nicht, da Burg noch einige Zeit zu bleiben verspricht. Nicht ganz so dramatisch ist die Lage in Altlengbach. Dort führen zwei Praktiker eine Hausapotheke, einer ist Alois Schweighofer: „Ein Landarzt ohne Hausapotheke verdient nicht nur wenig, es ist überdies schlecht um die Medikamentenversorgung für die Bevölkerung bestellt.“ Schweighofer führt als einen wenig mobilen, kranken Patienten an, der zuerst den Arzt besucht, dann mit dem Rezept, womöglich öffentlich, in die nächstegelegene Apotheke fährt. Falls er eine Injektion benötigt, muss er zum Arzt zurück, wenn dessen Ordination noch geöffnet ist. „Das ist ein enormer und unnützer Zeitaufwand. Bei einer Familie mit Kindern kann das noch belastender sein.“
Luks: „Lösungen finden“
200 Vertreter betroffener Landgemeinden des Bezirks unterschrieben eine von Rabensteins Bürgermeister Kurt Wittmann organisierte, scharf gehaltene Petition an die Apothekerkammer, damit diese gemeinsam mit der Ärztekammer eine Gesetzesänderung vorbereiten. . „Ich habe natürlich Verständnis für die Sorge der Bürgermeister“, räumt Luks ein, „allerdings bieten viele Landapotheken einen Zustelldienst. Ich denke, wenn man sich zusammensetzt, kann man Lösungen finden, die dem Gesetz auch entsprechen“. Dass Landärzte ohne Hausapotheke schlecht verdienen, bezweifelt Luks: „In Städten betreut ein Arzt oft viel weniger Patienten als am Land, da ja die Auswahl an niedergelassenen Ärzten und damit der Mitbewerb höher ist“.
Siehe auch
Kampf des Bürgermeisters für die Hausapotheke.
Hausapotheken sind in Gefahr (Bianca Werfring, Wr. Neustadt).
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