„Ortschef soll vor den Kadi“
„WIR“ kritisiert offene Rechnungen im Abschluss 2010 und „seltsame“ Vergabepraktiken bei Hausverkauf
Schwierige Zeiten für Ortschef Dockner: Die Opposition fährt mit schweren Geschützen auf.
OBRITZBERG/RUST/HAIN (wp). In der kleinen Gemeinde im Traisental fliegen derzeit die Fetzen. Nicht nur parteiintern hat Bürgermeister Andreas Dockner (VP) mit Turbulenzen zu kämpfen, vor allem seitens der Opposition droht ihm Ungemach: Prüfungsausschussmitglied Gemeinderat Josef Müllner (WIR) ortet Unregelmäßigkeiten beim Rechnungsabschluss. „Es gibt offene Rechnungen in Höhe von 726.881,43 €, davon sind 168.385,01 € einfach nicht im Rechnungsabschluss 2010 gebucht. Damit soll wohl die finanzielle Situation der Gemeinde vertuscht werden.“ Außerdem sei aus Mitteln des Kanalbaus der Kindergartenneubau finanziert worden: „Das ist eine Zweckentfremdung“, so Müllner. „Ja“, will Bgm. Andreas Dockner gar nichts verhehlen, „wir haben auf diese Weise die Notbremse gezogen, da wir ein Darlehen des Landes in Höhe von 800.000 € noch nicht bewilligt bekommen haben, aber die Rechnungen für den Kindergarten zahlen mussten.“ Im Nachhinein gebe es das Fördergeld und dann werde gegengerechnet.
Ungewöhnlich sei es auch beim Verkauf des Amtshauses in Hain zugegangen. Anbote wurden eingeholt, geöffnet, möglicherweise deren vertrauliche Inhalte weitergegeben, worauf weitere Anbote erfolgten. „Allerdings bekam nicht der Bestbieter das zum Verkauf stehende Amtshaus, sondern jemand, den die ÖVP als Käufer auserwählt hatte“, so Müllner.
„Wir haben schon lange den Verkauf des Amtshauses geplant, da ist leider nie etwas weitergegangen“, kontert Dockner. „Nach einem Schätzgutachten bestand endlich die Chance, das Haus an einen Hainer zu verkaufen“, fährt der Ortschef fort. „Plötzlich meinte der geschäftsführende Gemeinderat der Liste WIR in einer Sitzung, er hätte die Vollmacht, ein höheres Anbot für das Haus zu stellen.“ „Allerdings“, so Dockner, „hat er nicht gesagt, wer der Bieter ist. Er hat mir auch die Vollmacht nicht gezeigt. Auf so ein Geschäft wollte ich mich nicht einlassen.“
Die Liste WIR kündigt eine Amtshaftungsklage gegen den Bürgermeister an.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.