Säbelrasseln im Pielachtal
Gemeinden drängen Hausbank auf gütliche Lösung und pilgern gleich direkt zu Generaldirektor Hameseder
Falls Pielachtaler Gemeinden ihre Fremdwährungsgeschäfte nicht auflösen können, stehen ihnen Zinsverluste ins Haus. Bürgermeister fordern Lösung von Bank.
PIELACHTAL (wp). 16 Gemeinden sind im Pielachtaler Abwasserverband vertreten. Sie haben ein gemeinsames Problem: Nach Zinsswapgeschäften mit Schweizer Franken, drohen veritable Verluste (die Bezirksblätter berichteten).
Ein Ausstieg aus diesen Geschäften wurde von der Bank die diese einfädelte, nicht akzeptiert, was zu Empörung der Bürgermeister führte: „Wir sind der Meinung, dass uns die Bank über die Risiken nicht ausreichend informierte“, erklärte etwa Kirchbergs Ortschef Anton Gonaus gegenüber den Bezirksblättern. Ähnlich äußert sich Rabensteins Bürgermeister Kurt Wittmann. Nur Hofstetten-Grünaus Bürgermeister Josef Hösl (VP) konnte aus den Geschäften rechtzeitig mit Gewinn aussteigen, denn die Bank kündigte den Vertrag ihrerseits. Hösl hatte sich geweigert, ein sogenanntes Anlegerprofil zu unterschreiben, welches das Geschäft nahezu unauflöslich gemacht hätte.
Für den Abwasserverband, dessen Obmann er ist, hat er dies verabsäumt. Der Abwasserverband und sechs betroffene Gemeinden wehren sich nun mit Vehemenz und drohen ihrer Hausbank mit Klage, falls diese nicht Zugeständnisse für den Ausstieg macht. „Wir haben auf die Beratung der Bank vertraut und fallen jetzt auf die Schnauze. Das kann es ja nicht sein!“, meint ein Lokalmandatar. Man verweist auf ähnlich gelagerte Fälle im Burgenland, wo die Gemeinden vor Gericht recht erhielten. Das vehemente Auftreten der Gemeinden dürfte nun fruchten.
Im Juni pilgert eine Abordnung nach Wien in die Generaldirektion der Bank. Sie werden mit einem eigenen Bus der Raiffeisenbank dorthin gebracht. „Ich hätte mir dieses Treffen zwar lieber in St. Pölten gewünscht, aber ich hoffe, dass unser Vorsprechen bei Generaldirektor Hameseder von Erfolg gekrönt ist und man kundenorientiert agiert“, meint Hösl zuversichtlich. Was, wenn nicht? „Ich will kein Szenario entwerfen, ich denke aber, dass wir nicht so schlechte Argumente haben.“ Seitens der Raiffeisen-Holding heißt es: „Wir sind mit den Gemeinden in direktem Gespräch.“ Mehr könne Pressesprecherin Michaela Stefan dazu nicht sagen.
Canossagang?
(Kommentar)
Zähne zeigen die Bürgermeis-ter des Pielachtals gegenüber ihrer Hausbank. Sie vertrauten auf die Bankberater, die ihnen ein gutes Geschäft verkaufen wollten. Jegliches Risiko sollten aber die Gemeinden tragen. Jetzt fühlen sich diese verschaukelt, denn die Versprechungen nach dem schnellen Geld lösten sich in Luft auf, Verluste drohen. Wahrscheinlich haben die Bürgermeister nun erkannt, dass sie zuviel Vertrauen an den Tag gelegt haben und wollen diesen Fehler wieder gutmachen. Man überlegte sogar eine Klage der Hausbank.
Aufgrund ihrer Vehemenz erhalten sie nun beim Raiffeisen-Generaldirektor Audienz in Wien. Sie sehen sich aber nicht als bittstellende Canossagänger, sondern als Fordernde. Ob sich der mächtige Raiffeisenverband davon beeindrucken lässt, ist fraglich. Trotzdem: Man kann nur an alle Beteiligten appellieren, die Sache gütlich und im Sinne der Steuerzahler zu regeln, denn diese müssten im Fall von langfristigen Zinsverlusten die „Krot“ schlucken.Und das ist natürlich weder im Sinne der Bürgermeister, noch kann es im Interesse des Raiffeisenkonzerns sein, der eines seiner Hauptgeschäfte im ländlichen Raum sieht. Und da entscheiden aber noch immer die Bürgermeister, oder?
Werner Pelz, Tel.: 0676 700 11 75 // Mail: wpelz@bezirksblaetter.com
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