PAUKENSCHLAG: WILLI STIFT MUSS ALS MESSE-CHEF GEHEN – WOLFGANG STRASSER FOLGT NACH

TULLN (wp). Nach heftigem Disput bei der letzten Aufsichtsratsitzung der Messe Tulln zwischen deren Geschäftsführer Willi Stift und Aufsichtsratsvorsitzenden Edwin Pircher gibt es überraschende Veränderungen: Stift wird als Geschäftsführer der Messe Tulln gehen.

Pircher und Stift, beide ehemalige VP-Bürgermeister der Stadt Tulln, die Eigentümerin der Messe AG ist, waren einander nie besonders grün.

Land NÖ um Hilfe gebeten
Bereits in den letzten Jahren, vor allem nach dem Bau der neuen und größten Halle der sogenannten "NIederösterreichhalle", kam es immer wieder zu Unstimmigkeiten zwischen Aufsichtsratsvorsitzendem Pircher und Geschäftsführer Stift wegen des laufenden Budgets und hoher Außenstände.
Vor allem im aktuellen Betriebsjahr waren die Finanzmittel knapp geworden, sodass sogar beim Land NÖ um finanzielle Hilfe angesucht wurde, da nicht einmal mehr einfache Sanierungsmaßnahmen durchgeführt werden konnten.
Das Land stellte für umfangreiche Hilfe an Tulln Bedingungen, die die Stadt nicht annehmen wollte und konnte, da dies mit Einbußen bei der Entscheidungsmacht einhergegangen wäre.

Stift eröffnet noch die Blumenmesse
Stift verliert mit seinem Rücktritt als Geschäftsführer der Messe AG seine letzte einflussreiche Position in der Stadt nach dem Bürgermeisteramt. Erwartet wurde dieser Schritt erst Ende Oktober, Anfang November. Nach den schweren internen Vorwürfen und Zerwürfnissen letzte Woche muss Stift seinen Sessel nun räumen. Der Altbürgermeister soll allerdings noch die morgige Eröffnung der "Internationale Gartenbaumesse", bei den Tullnern liebevoll "Blumenmesse" genannt, vornehmen dürfen, die von 25. bis 29. August am Tullner Messegelände stattfindet.

Schinnerl: "War alles geplant"
Vizebürgermeister Harald Schinnerl (VP-Tulln) dementiert einen erzwungenen Abgang von Willi Stift: "Der Streit war nicht bösartig, das wird überschätzt. Natürlich gab es immer wieder Debatten zwischen Stift und Pircher. Das kommt in jedem Unternehmen vor." – "Und", so Schinnerl weiter, "Stifts Abgang nach der Blumenmesse war bereits lange zwischen Tullns neuem Bürgermeister Peter Eisenschenk und Stift vereinbart." Stift sollte sein Ausscheiden aus der Messe-Geschäftsführung bei der Eröffnung der Blumenmesse 2011 selbst bekannt geben.

Tulln behält Entscheidungskompetenz
Zur Zusammenarbeit mit dem Land NÖ meint Schinnerl: "Diese wird es geben, das Land wird Tulln sicher unterstützen und dabei in den Aufsichtsrat einziehen. Die Entscheidungskompetenz bleibt aber klar bei der Stadt Tulln."

NEUER GESCHÄFTSFÜHRER
Ab 1. September übernimmt der Purkersdorfer Unternehmensberater Wolfgang Strasser das Ruder. Er soll Umstrukturierungsmaßnahmen im Messe-Unternehmen einleiten. Strasser war bisher bei Unternehmen wie General Electric, Deloitte Consulting und zuletzt bei Sonepar GmbH, Hagemeyer Gmbh tätig, bevor er sich 2010 selbständig machte.
Der studierte Wirtschaftswissenschaftler hat einiges vor sich: Denn die angeschlagene Tullner Messe muss wieder auf eine gesunde Basis gebracht werden. Dies wird ohne Hilfe des Landes NÖ nicht möglich sein. Voraussetzung dafür ist die Offenlegung der Gebarung gegenüber dem Land wogegen sich die bisherige Führung vehement gewehrt hat.

Erfolg sichern
Die Wurzeln der Messe Tulln gehen bis in das Jahr 1953 zurück. Die größten Renner sind die Gartenbaumesse, die Austro Agrar, die Boot Tulln, Pool & Garden aber auch viel später hinzugekommene Ausstellungen wie die Hunde- und Oldtimermesse. Im harten Match mit anderen Messestandorten, etwa dem oberösterreichischen Wels, hat die Messe auch schon Verluste wichtiger Ausstellungen hinnehmen müssen.

Kontakt: Werner Pelz, Tel.: 0676 700 11 75 // Mail: wpelz@bezirksblaetter.com

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