Blätterwald statt nur Beton in der Josefstadt
Nach der langen Hitzeperiode und den Tropennächten wird im Bezirk der Wunsch nach Baumpflanzungen laut.
JOSEFSTADT. "Die Josefstadt ist der Bezirk mit den wenigsten Grünflächen. Das rächt sich in diesem Sommer mit der längsten Hitzeperiode, die es je gab", sagt Bezirksvize Alexander Spritzendorfer (Grüne). An mehreren Orten im Bezirk würde er gerne Bäume pflanzen: "Die Menschen im Bezirk fordern Beschattung – nicht durch den Geheimdienst, sondern durch Bäume", erklärt er beim Lokalaugenschein in der Strozzigasse. "Ein Baum hat denselben Kühleffekt wie zehn Klimaanlagen und absorbiert in seinem Leben das CO₂ von 10.000 Autokilometern."
Messungen der MA 22 ergaben an heißen Tagen einen Temperatur-Unterschied von bis zu 50 Grad zwischen asphaltierten Flächen und Grünflächen. Diesen Effekt nutze Wien bereits in neuen Stadtgebieten, so Jürgen Preiss von der MA 22 (Umweltschutz): „In der Seestadt Aspern etwa haben wir darauf geschaut, dass alle Straßen mit Baumreihen ausgestattet sind.“ Gut für die Seestadt, schlecht für die Josefstadt: Die verfügt zwar über viele Gründerzeithäuser, aber nur über wenige Grünflächen, sodass sich der Bezirk im Sommer stark aufheizt und nachts nur wenig abkühlt.
Parkplätze vs. Bäume
"Langsam wird bemerkbar, welchen Preis wir für unser Mobilitätsverhalten zahlen: Jeder Parkplatz mehr bedeutet einen Baum mit kühlem Schatten weniger", ärgert sich Spritzendorfer. Er betont, dass die Grünen in der Bezirksvertretung viele Anträge auf Baumpflanzungen gestellt hätten, die großteils auch angenommen worden seien: "Nicht nur in der Strozzigasse, sondern auch in der Blinden- und der Kupkagasse – dort gab es sogar einen einstimmigen Beschluss aller Parteien. Allerdings hat Bezirkschefin Mickel-Göttfert bisher keinen Antrag umgesetzt."
Die MA 28 (Straßenbau) schickte am 17. April ein Schreiben an Veronika Mickel-Göttfert (ÖVP), wonach in der Strozzigasse vor den Hausnummern 30 und 32 Baumpflanzungen genehmigt wurden. Weil dort aus Sicht der MA 28 aber noch weitere Bäume möglich sind, will man nun von der Bezirksvorsteherin wissen, ob man die bereits geplanten Bäume vorab realisieren oder weitere Baumplanungen abwarten soll. "Leider hat Mickel-Göttfert die Baumpflanzungen noch nicht in die Wege geleitet, und so ist bis jetzt nichts geschehen", sagt Spritzendorfer.
In der Bezirksvorstehung erklärt man, dass man auch die Kosten weiterer Baumpflanzungen bei der MA 28 angefragt habe und nur noch auf die Antwort warte.
Vor dem Modegeschäft "Atelier cadê" in der Strozzigasse sind einige Grünpflanzen aufgestellt. "Viele Kunden freuen sich da-rüber", erklären die Verkäuferinnen. "Die Arbeit unserer Bezirksvorsteherin schätzen wir sehr. Aber über Baumpflanzungen würden wir uns ganz besonders freuen."
Du möchtest selbst beitragen?
Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.