Hietzinger Juwel
Jetzt geht es los mit der Sanierung der Villa Beer
Die Sanierung der Villa Beer ist gestartet. MeinBezirk.at durfte noch einmal das Haus in seinem aktuellen Zustand besichtigen und wurde von Lothar Trierenberg, Geschäftsführer der Villa Beer Foundation, durch das Architekturjuwel geführt.
WIEN/HIETZING. Wer von Lothar Trierenberg durch die Villa Beer geführt wird, spürt seine Begeisterung für dieses einzigartige Haus. Jedes Detail, jede Geschichte über die große Villa in der Wenzgasse 12, über seine Architekten sowie Bewohnerinnen und Bewohner kennt der Hietzinger. Er hat sich seit rund drei Jahren auch der Erhaltung dieses Juwels der sogenannten "Zweiten Wiener Moderne" angenommen. Als Geschäftsführer der Villa Beer Foundation hat er die Sanierung des Gebäudes angestoßen. Die Vorarbeiten dazu sind schon gestartet – MeinBezirk.at durfte trotzdem noch das Haus besichtigen.
Trierenberg hat vielversprechende Pläne für die Zeit nach der Renovierung, die Ende 2025 abgeschlossen sein soll. Zuallererst soll ein "Hausmuseum" entstehen, wobei die Villa allen Interessierten und auch Forschenden zugänglich gemacht werden soll. Im Zuge dessen soll im erweiterten Keller des Hauses ein Archiv zum Werk von Architekt Josef Frank entstehen. Neben Führungen und Vermittlungsprogrammen sind auch kulturelle und wissenschaftliche Veranstaltungen geplant. Sogar mieten soll man die Villa künftig können – unter bestimmten Bedingungen. "Ich will, dass dieses Haus lebendig wird", sagt Trierenberg.
Intensive Vorbereitung auf Sanierung
Die Villa Beer wurde 1929 im Auftrag der Industriellenfamilie Beer gebaut. Geplant wurde sie von Josef Frank und Oskar Wlach. "Wobei die Planungen zu ungefähr 90 Prozent auf Josef Frank zurückgehen." Schon bei den Arbeiten im Garten zeigt sich die Akribie, mit welcher der originale Zustand erhalten werden soll. Denn dort werden gerade die Steinplatten des Gartenwegs entfernt – nachdem die Steinmetze die exakte Anordnung der Steine dokumentiert haben.
Expertinnen und Experten haben intensiv sämtliche Materialien und Oberflächen, Befundungen der Wasserführung und die Haustechnik studiert. Die Sanierung wird in Kooperation mit dem Bundesdenkmalamt realisiert und vom Büro CP Architektur geleitet. Der großzügige Garten der Villa wird von "Auböck + Kárász Landscape Architects" aufbereitet.
Im Inneren ist das Gebäude gut erhalten. "Zwar sind viele originale Möbel mit der Zeit verschwunden. Aber die eingebauten Schränke und die Fliesen in den Bädern sind zum Großteil noch erhalten", sagt der Eigentümer begeistert. Dass das ursprüngliche Mobiliar weitgehend fehlt, sieht er nicht als Manko – im Gegenteil. "Wir wollen ein Haus, wo sich die Besucherinnen und Besucher auch hinsetzen können." Zudem unterscheide sich der herausragende Stil von Frank ja gerade dadurch von seinen Vorgängern wie Adolf Loos, dass die Innenwände so neutral gestaltet seien, dass sie nach Belieben ausgestattet werden können.
Einzigartige Architektur
Die Raumaufteilung der Villa Beer ist einzigartig. Zuerst tritt man durch den Haupteingang in einen niedrigen und engen Vorraum. Erst wenn man durch die kleine Tür geht, öffnet sich das Haus in seiner ganzen Größe, und zwar bis in den Garten hinein: Riesige Fenster lassen die Natur in den repräsentativen Raum im Erdgeschoss hineinragen.
Da die Fassade weitgehend erhalten und nicht neu isoliert werde, und wegen der großen Fenster, sei die Beheizung eine Herausforderung. Geplant ist eine Beheizung mittels Wärmepumpe. Die originalen Heizkörper bleiben, sie werden gerade von einer darauf spezialisierten Firma auf Vordermann gebracht. Auf das Dach kommt eine Photovoltaik-Anlage, die nur von oben zu sehen ist – das Dach wurde übrigens bereits erneuert.
Bekannt ist das Teezimmer, das auch als Musikzimmer diente – Margarethe Beer war Pianistin, erzählt Trierenberg. Während in einem Zimmerteil eine intime Atmosphäre herrscht, dient am anderen Ende eine Plattform als Bühne, die vom Erdgeschoss einsehbar ist. Vollendet wird das Zimmer mit dem ikonischen runden Fenster an der Straßenseite.
Fotos und Möbel gesucht
Nach der Sanierung möchte Trierenberg auch die Geschichte der Beers und das Schaffen von Frank vermitteln. Zusammen mit seinem Team hat er umfassend recherchiert und Material gesammelt. "Für mich ist die Geschichte der Villa auch eine Geschichte über das jüdische Bürgertum, das sich in den 1920er-Jahren in Hietzing etabliert hat", so Trierenberg. Auch der Beitrag jüdischer Architekten an der Wiener Moderne – Frank und Wlach mit eingeschlossen – war wesentlich.
Die Beers lebten nur kurz in der Villa, aus finanziellen Gründen mussten sie das Haus bald vermieten. Es folgten zahlreiche Eigentümerwechsel. Das Haus stand zwar in jüngster Vergangenheit rund zehn Jahre leer, wurde dazwischen aber rege bewohnt. "Das spricht auch für das Haus: Es ist so gemütlich und wohnlich." Ein Glück, dass dennoch das Haus so gut erhalten sei.
Trierenberg lädt auch Hietzingerinnen und Hietzinger dazu ein, sich an dem Projekt zu beteiligen: Wer alte Fotos mit Ansichten der Villa besitze, könne sich gerne melden. Auch werden noch passende Möbelstücke aus der Zeit gesucht. Bei Fragen zur Renovierung könne man sich ebenfalls melden, so Trierenberg.
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