Rodung am Himmelhof: Pilzbefall gefährdet Bäume im Naturschutzgebiet
Rätselraten unter Anrainern wegen Fällungen: Kranke Bäume beim Carolaweg wurden aus Sicherheitsgründen gefällt.
HIETZING. Geht es Bäumen plötzlich an den Kragen, ruft das aufmerksame Anrainer schnell auf den Plan. Am Himmelhof – eigentlich ein Naturschutzgebiet – sind im Laufe der vergangenen Wochen zwischen dem Carolaweg und dem Bundesinternat "Am Himmelhof" einige Eschen gefällt worden.
Anrainerin Erika U. befürchtet nun, dass durch die Fällungen bei dem Wanderweg nur die Zufahrt in das Gebiet erleichtert werden soll. Sie vermutet, dass auf dem Gelände dahinter Wohnungen entstehen sollen, und macht sich Sorgen um "die Lungen ihrer Nachkommen". Die Bezirksvorstehung sowie das zuständige Magistratsamt 49 für Forstamt und Landwirtschaftsbetrieb begründen die Abholzung mit einem tödlichen Pilzbefall, dem sogenannten "Eschentriebsterben".
Krankheit in ganz Europa
Die bz hat sich beim Forstamt schlaugemacht. Pressesprecher Florian Hutz erklärt, dass bei einer weiteren Ausbreitung des Pilzbefalls unter Umständen auch noch mehr Bäume am Himmelhof abgeholzt werden müssen. Bei dem sogenannten "Eschentriebsterben" handelt es sich um eine Krankheit, die sich derzeit in ganz Europa ausbreitet. Sind die Bäume einmal krank, sterben sie schnell ab, werden morsch und drohen, umzufallen. Leider gibt es derzeit keine Möglichkeit, die Krankheit einzudämmen. Das Bundesforschungszentrum für Wald arbeitet jedoch zurzeit an einem größeren Forschungsprojekt zu diesem Thema.
Da das Naturschutzgebiet Himmelhof in den Bereich Wald fällt, gebe es auch keine gesetzlichen Verpflichtungen, entsprechende Nachpflanzungen zu leisten, so Hutz. In diesem Fall warte man darauf, bis sich die vorhandenen Jungbäume künftig wieder zu einem Baumbestand entwickeln werden, so Hutz.
Experten vertrauen
Matthias Prabitz, Büroleiter der Bezirksvorstehung Hietzing, erklärt, dass es sich bei diesem Fall vor allem um eine Haftungsfrage handele. Durch den Pilzbefall geht von den Bäumen ein erhöhtes Gefahrenpotenzial aus, da Äste abbrechen und zu Boden stürzen könnten. Um einer mögliche Gefährdung von Spaziergängern vorzubeugen und eine weitere Ausbreitung der Krankheit zu unterbinden, wurden die betroffenen Bäume gefällt. "Wir müssen hier auf die Experten vertrauen", so Prabitz.
Mit dem Vorwurf konfrontiert, die Rodung könne, wie von der Anrainerin behauptet, nur als Vorwand dienen, um eine Zufahrt zum Baugebiet freizumachen, entgegnet Prabitz: "Nach dem, was wir jetzt wissen, braucht man diese Angst nicht zu haben."
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