Gerhard Schmid im Interview: "Wünsche mir eine Pickerlzone nach Penzings Vorbild"
S-Bahn-Stationen, Parkpickerl und Kultur: Hietzings SPÖ-Vorsitzender Gerhard Schmid im Gespräch.
HIETZING. Die sich hinziehenden Verbesserungspläne für die Verbindungsbahn bewegen seit Jahren die Hietzinger. Gibt es hier einen Fortschritt?
GERHARD SCHMID: Meines Wissens nach haben sich der Bund und die Stadt Wien auf das Projekt geeinigt und jetzt sind die operativen Maßnahmen notwendig. Also die Information der Bevölkerung, der Dialog mit den Anrainern und die ganzen notwendigen Genehmigungsverfahren. Das ist sicher ein Jahrhundertprojekt für Hietzing.
Und es geht etwas weiter?
Ja, und ich habe auch die Hoffnung, dass es rasch weitergehen wird. Weil im Projekt auch die Sanierung der bestehenden Strecke inkludiert ist und wir drei Haltestellen in Hietzing bekommen werden – also eine wird verlegt und zwei sind neu. Und es ist meines Wissens nach das Ziel der ÖBB, möglichst viele Eisenbahnkreuzungen aufzulösen. Damit fällt das Trennende der Verbindungsbahn weg.
Was bedeutet das?
Die Verbindungsbahn hat seit ihrem Bau im 19. Jahrhundert Hietzing praktisch in zwei Teile geteilt. Durch die neuen Pläne wird man in wenigen Minuten von Hietzing aus bei der U-Bahn und im Stadtzentrum sein. Das wird für zehntausende Menschen eine Erleichterung ihrer Anreisewege zum Arbeitsplatz bedeuten.
Ein weiteres Verkehrsthema ist das Parkpickerl. Wie steht die SPÖ zu der Einführung?
Man soll überlegen, ob man in bestimmten Teilen des Bezirks das Parkpickerl einführt. Dort, wo die Parkplatzsituation aufgrund der Einpendler und der Penzinger Pickerlsituation dramatisch ist, sollte das Pickerl eingeführt werden. Das geht aber nur im Dialog mit der Bevölkerung.
Wo würden Sie in Hietzing die Grenze ziehen?
Das müssen die Experten definieren, wie viele Straßenzüge das wären. Dafür braucht man zuerst eine Analyse der derzeitigen Situation – dass man sich wirklich ansieht, ab wo es lockerer wird. Die Penzinger haben ja auch eine Art Korridor, wo es das Pickerl gibt, gebildet. So etwas wäre meiner Meinung nach auch für Hietzing sinnvoll.
Wien wächst. Neuer, leistbarer Wohnraum ist gefragt. Gibt es hier Möglichkeiten?
In Hietzing wird es keine großen Wohnbauprojekte geben, weil der Raum dazu nicht da ist. Aber wo es die Möglichkeit gibt und wo das im Einklang mit den Gegebenheiten und der Natur ist, werden wir uns natürlich schon für den Wohnbau einsetzen.
Wo ist bereits etwas geplant?
Große Programme, wie sie in Floridsdorf oder der Donaustadt passieren, sind in Hietzing nicht Realität. Beim Julien-Hof wird schon gebaut. Auch die freie Fläche bei der Preyergasse wird so ein mögliches Projekt sein. Dazu müssen aber erst die Planungen der ÖBB für die Station Speising und die Verbindungsbahn im Detail vorliegen. Mir ist es ganz wichtig, dass man dort einen wesentlichen Beitrag zur Nahversorgung leistet.
Was stellen Sie sich vor?
Dass dort Angebote wie ein Supermarkt, eine Trafik, Ärzte und eine Geschäftszeile sind. Ich halte die Tatsache, dass in der Speisinger Straße die wahrscheinlich wichtigste Haltestelle der Verbindungsbahn entsteht, für eine Riesenchance für den ganzen Bereich. Man kann das Grätzel wesentlich beleben, man kann dort Gastronomie hinbringen. Um die ehemalige Baustelle für den Lainzer Tunnel herum ist es ja wirklich nicht so hübsch. Da muss etwas passieren. Nach Fertigstellung wird das sicher ein Schmuckkasterl werden. Auch die nahegelegene Volkshochschule Hietzing wird weiter an Bedeutung gewinnen.
Eines Ihrer Anliegen ist mehr Kultur für den Bezirk. Sie unterstützen die „Rote Kapelle“. Was passiert dort?
Die ehemalige evangelische Kapelle wird als Veranstaltungszentrum im ehemaligen Geriatriezentrum Am Wienerwald genutzt. Der Begriff „Rote Kapelle“ hat übrigens nichts mit der SPÖ zu tun, sondern kommt wahrscheinlich von der Rotfärbung des Ziegelwerks.
Zur Person:
Gerhard Schmid (56) ist seit 1976 in der SPÖ Hietzing aktiv, bis 1983 als Vorsitzender der Sozialistischen Jugend. Der Doktor der Politikwissenschaften war von 2007 bis 2015 Bundeskanzler Werner Faymann unterstellt. Im April 2011 hat er das Ruder der SPÖ im Bezirk übernommen. Seit Juni 2015 ist er außerdem SPÖ-Bundesgeschäftsführer und unterrichtet regelmäßig an der Universität Wien.
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