Verkürzung der Sommerferien
Unterricht statt Ferien im Sommer, verlorener Stoff durch geschlossene Schulen

Einfach war das Home-Schooling nicht. Valeria und Valentina Lehner gehen wieder gern in die Schule und freuen sich, ihre Freunde zu sehen. | Foto: Tanja Lehner
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  • Einfach war das Home-Schooling nicht. Valeria und Valentina Lehner gehen wieder gern in die Schule und freuen sich, ihre Freunde zu sehen.
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Sollen die Sommerferien verkürzt werden?

49,8 Prozent der Niederösterreicher fordern eine Verkürzung der Sommerferien, damit in der Schule Lernstoff nachgeholt werden kann. Keine Defizite haben laut Direktor Bernhard Aschinger die Schüler der Mittelschule Hollabrunn. Eltern und Schüler finden die Idee gut.

BEZIRK HOLLABRUNN. Homeschooling und Distance Learning - diese Worte befinden sich erst seit rund einem Jahr in unserem Wortschatz, doch lief wirklich alles reibungslos ab oder herrscht an manchen Kinder-Schreibtischen das blanke Chaos.

Die Schüler der NMS Hollabrunn wachsen mit dem technischen Fortschritt auf. | Foto: NMS Hollabrunn
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Keine Defizite

"Alles läuft mittlerweile hervorragend", sagt zumindest der Direktor der Mittelschule Hollabrunn Bernhard Aschinger. Was am Anfang noch Neuland war, gehört jetzt schon fix zum Alltag. Der digitale Fern-Unterricht klappt und nur wenige Kinder hatten keinen entsprechenden Laptop. Einer Verkürzung der Sommerferien sieht Direktor Aschinger gelassen entgegen: "Bereits im Vorjahr haben wir die "Summerschool" für zwei Wochen angeboten. In Kooperation mit den Eltern konnten zehn Schüler unserer Schule Lernstoff nachholen und vertiefen. Auch heuer werden wir das noch viel breiter aufstellen und verstärkt anbieten. Wichtig sind die Ferien allerdings schon. Wenn eine Verkürzung der Ferien für alle Schüler kommt, werden wir das natürlich auch wie vorgeschrieben umsetzen. Allerdings denke ich nicht, dass unsere Schüler generell Defizite aufweisen und somit Unterricht statt Ferien erforderlich macht."

Foto: NMS Hollabrunn

Kein Online-Unterricht

Anders und dramatischer sehen das Tanja Lehner und Viktor Franc aus Wolfsbrunn für ihre beiden Kinder. Valentina besucht die dritte, Valeria die erste Klasse Volksschule und stellen gleich zu Beginn klar: "Die Lehrerinnen haben ihr bestes gemacht und sind nach wie vor sehr engagiert." Die komplette Schließung im ersten Lockdown war für die berufstätige Mutter eine Katastrophe und wäre mit Homeoffice absolut nicht vereinbar gewesen: "In der Volksschule gibt es keinen Online-Unterricht. Ich musste tatsächlich Pädagogin spielen. Ein pädagogisch wertvoller Unterricht war das aber nicht, weil ich ja auch mit Herz bei meinen Töchtern bin."

Einfach war das Home-Schooling nicht. Valeria und Valentina Lehner gehen wieder gern in die Schule und freuen sich, ihre Freunde zu sehen. | Foto: Tanja Lehner
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Basiswissen nicht aufholbar

Den direkten Vergleich bringt Valeria, die in der ersten Klasse bis Weihnachten acht Buchstaben erlernte, hingegen hatte Valentina zwei Jahre zuvor zu dieser Zeit schon das ganze Alphabet durch." Aufgrund des fehlenden Unterrichts sei bei den beiden Mädchen eine Lücke entstanden.

Bewegung und Kontakte fehlen

"Nicht nur die sozialen Kontakte fehlen extrem, auch der Turnunterricht und das fehlende Basiswissen sind nicht nachholbar. Sehr schade finde ich, dass bei unserer 9-Jährigen die Motivation und die Freude und Lust an der Schule gekillt wurde und die 7-Jährige gar nie wirklich in der Schule angekommen ist. Der idealistische Glaube an die Schule ist weg", so empfindet Viktor Franc den "Schulentzug" seiner Töchter. Auch zusätzliche Möglichkeiten, wie Theaterfahrten, Museumsbesuche, Sport, Freigegenstände fehlen seit einem Jahr gänzlich.

Ja zu kürzeren Ferien

Eine Verkürzung der Sommerferien um drei Wochen würden die Francs für alle Schüler gut finden, auch für die Einser-Schüler und hätten es auch begrüßt, wenn die Herbstferien ins Wasser gefallen wären.

Lernen muss jeder selber

Leichter fiel der Fern-Unterricht oder das Distance-Learning Jugendlichen in der Oberstufe. Marlene Zeinler geht in die vierte Klasse der HAK Hollabrunn und hält nichts von einer generellen Verkürzung der Sommerferien: "Meiner Meinung nach sollte jeder frei entscheiden dürfen, ob er in den Sommerferien den verpassten Stoff nachholen will. Ich würde es toll finden, wenn Schulen für ihre Schüler freiwillig Kurs anbieten, wo der Stoff vertieft werden kann. Jeder soll selbst entscheiden ob er dieses Angebot annehmen möchte. Die meisten von uns haben in den Sommerferien schon genug zu tun, wie etwa ein Pflichtpraktikum, Diplomarbeit schreiben oder lernen für die vorgezogene Matura. Wir haben den Stoff verständlich beigebracht bekommen und lernen muss jeder selber."

Interview mit Direktor der Mittelschule Bernhard Aschinger

Bezirksblätter Hollabrunn (kurz BB): Wie verlief der Anfang der Pandemie im März 2020 an Ihrer Schule?
Dirketor NMS Hollabrunn Bernhard Aschinger: "Zu Beginn der Pandemie war alles für uns Neuland, es hat aber der digitale Fern-Unterricht gut funktioniert. Sehr schnell haben wir den wenigen Kindern, die keine entsprechenden Laptops und Internet hatten, dabei geholfen. Im letzen Jahr haben wir viel, was das digitale Lernen betrifft, dazugelernt. Meine Kollegen sind sehr engagiert an die Sache herangegangen, und haben mit viel Kommunikation die Kinder erreicht."

BB: Welche positiven Effekte ziehen Sie aus der Krise?" 
Aschinger:
"Obwohl die Situation für alle belastend ist, sehe ich es als riesige Chance für unsere Schule, weshalb wir auf der digitalen Schiene intensiv weiterarbeiten werden. Unsere Kinder sind perfekt unterwegs und erledigen großteils hervorragend die Arbeitsaufträge. Klar ist, dass mit diesem Alter der digitale Unterricht besser funktioniert als in den Volksschulen. Aus jeder Krise gibt es auch positives, das hervorkommt und das ist zum einen der digitale Fortschritt und auch die Selbständigkeit unserer Schüler, denn wir können nicht verlangen, dass die Eltern statt uns den Unterricht halten und sich um die Erledigung der Arbeitsaufträge ausschließlich kümmern. "

BB: Wie läuft derzeit der Unterricht und die regelmäßigen Tests ab?
Aschinger:
"Derzeit wird die Gruppe A Montag und Dienstag und die Gruppe B Mittwoch und Donnerstag unterrichtet, die Woche drauf dann umgekehrt. Freitags ist digitaler Unterricht für alle laut Stundenplan. Die Schüler, die nicht in der Schule sind arbeiten Hausübungen und Arbeitsaufträge ab. Gerade in Mathematik und naturwissenschaftlichen Fächern ist das Erlernen von neuem Stoff schwieriger über digitales Lernen. Hier wird dann der Klassenunterricht und das Tafelbild nach Hause übertragen. Nur zwei Kinder möchten keine Test, und das von 300 Schülern."

BB: Was halten Sie von der Verkürzung der Sommerferien, um Defizite aufzuarbeiten?
Aschinger:
"Die Verkürzung der Sommerferien haben wir schon im Vorjahr im Rahmen der "Summerschool" für zwei Wochen angeboten. In Kooperation mit den Eltern konnten zehn Schüler unserer Schule Lernstoff nachholen und vertiefen. Auch heuer werden wir das noch viel breiter aufstellen und verstärkt anbieten. Wichtig sind die Ferien allerdings schon. Wenn eine Verkürzung der Ferien für alle Schüler kommt, werden wir das natürlich auch wie vorgeschrieben umsetzen. Allerdings denke ich nicht, dass unsere Schüler generell Defizite aufweisen und somit Unterricht statt Ferien erforderlich macht."

BB: Haben Sie von Schülern mitbekommen, dass es zu Hause zu Konflikten kommt?
Aschinger:
"Ein geringer Anteil unserer Schüler hat nicht die Unterstützung aus der Familie. Hier springen unsere Lehrer ein und helfen in diesen außergewöhnlichen Situationen noch intensiver."

BB: Haben Sie den Eindruck, dass die Schüler unter der Situation leiden?
Aschinger:
"Ich muss unseren Schülern ein Lob aussprechen - wenn wir Erwachsene uns so verhalten würden wie unsere Schüler, hätten wir weniger Probleme mit dieser Pandemie. Egal welche Hygienemaßnahmen, sie wurden diszipliniert mitgetragen. Allerdings ist es richtig, dass den Kindern der soziale Kontakt mit Freunden sehr fehlt. "

BB: Was könnnten Sie sich vorstellen, könnten Sie aus der Pandemiezeit in eine "normale" Unterrichtszeit mitnehmen?
Aschinger:
"Künftig kann ich mir auch vorstellen, dass es vielleicht einen digitalen Lerntag pro Woche geben wird."

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