Linz09 eine Stadt lebt Kunst und Kultur

Eine schier unüberschaubares Angebot steht dem Besucher der Europäischen Kulturhauptstadt zur Verfügung

Linz Kultur-Hauptstadt von Robert Jindra

Längst vorbei sind die Zeiten, als Linz nur für Schwerindustrie und rekordverdächtige Luftverschmutzung bekannt war. Die Stadt an der Donau hat sich inzwischen zu einer wahren Perle weiterentwickelt!

Bereits lange vor der Ernennung zur Europäischen Kulturhauptstadt 2009 setzte die Politik auf Kunst und Kultur, um vom Image der Industriestadt wegzukommen. So entanden mit dem Brucknerhaus, dem Ars Electronica Center und dem Lentosmuseum bedeutende Kulturstätten, die weit über die Grenzen Österreichs hinaus Bekanntheit erlangten. Im Vorfeld des Kulturjahres wurden 288 Millionen Euro in Infrastruktur investiert, etwa weitere 70 Millionen stehen für das Programm zur Verfügung, erläutert Ulrich Fuchs, der stellvertretende Intendant von Linz09, das ernorme Ausmaß der jüngsten Investitionen.

Prozess Stadtentwicklung
Und tatsächlich, an vielen Plätzen wird gebaut und renoviert, so etwa am Schlossberg, der über der Altstadt thront und einen herrlichen Ausblick auf die träge dahinfließende Donau gewährt. Kulturhauptstadt ist ein Prozess und ein Motor der Stadtentwicklung, eine Art Entwicklungsstipendium. Es geht nicht darum, einen fertigen Status zu präsentieren, erläutert der erfahrene Kulturmanager das Konzept. Und das scheint anzukommen, denn allein zur Eröffnungsveranstaltung zu Silvester waren 130.000 Besucher gekommen, mehr als doppelt soviel als erwartet. Und auch die laufenden Veranstaltungen erfreuen sich ausgezeichneter Auslastung, wie eine erste Bilanz zeigt.

Überblick bewahren
Damit man bei der ungeheuren Vielfalt an Events nicht den Überblick verliert, hilft einem einerseits der Blick ins Internet (www.linz09.at) oder man lässt sich persönlich im zentral am Hauptplatz gelegenen Infocenter beraten. Überhaupt sind die meisten Kulturstätten bequem per Fuß zu erreichen, und ansons-ten kann man auf ein hervorrangend ausgebautes öffentliches Verkehrsnetz zurückgreifen, um etwa den Kulturhauptstadtteil des Monats zu besuchen. Denn Linz09 soll nicht ausschließlich ein isolierter Event des Kulturbetriebs sein, sondern die ganze Stadt wird in zahlreichen Veranstaltungen und Aktionen eingebunden. Auch durchaus kontroverse Themen werden nicht ausgelassen, so ist der Auseinandersetzung mit der besonderen Bedeutung der Stadt während der NS-Zeit einer der Themenschwerpunkte gewidmet. Hitler hatte nämlich große architektonische Pläne für die Stadt seiner Jugend, von denen außer der Nibelungenbrücke mitsamt den Brückenkopfgebäuden aber kaum etwas umgesetzt wurde.

Zahlreiche Highlights
Unter dem Titel Best of Austria bietet das Lentos Kunstmuseum im Frühjahr eine Komposition verschiedenster Exponate von über dreißig österreichischen Museen und Sammlungen. Die Auswahl wurde hierbei nicht zentral getroffen, sondern man überließ es den jeweiligen Verantwortlichen, ihre Idee von best of nach Linz zu entsenden. Herausgekommen ist ein sehenswerter Mix, der durch seine Vielfalt und gerade das Fehlen einer zentralen inhaltlichen Thematik seinen speziellen Reiz hat.

Unbedingt gesehen haben muss man das soeben wiedereröffnete Ars Electronica Center, das bereits von außen einen visuellen Augenschmaus bietet, besonders bei Nacht, wenn die Fassade in den buntesten Farben zu schillern beginnt. Neben den laufenden Ausstellungen ist das Festival Ars Electronica im Herbst ein unbestrittener Höhepunkt des Kulturjahres, ebenso wie die jährlich stattfindende Klangwolke im Rahmen des Brucknerfestes. Es wäre noch auf unzählige Veranstaltungen hinzuweisen, aber am besten plant man sich seinen ganz persönlichen Linz-Kultur-Aufenthalt individuell und nach eigenen Vorlieben, Auswahl gibt es genug. Erwähnt sei noch, dass für den Fall einer Kulturüberdosis ein Spaziergang durch die schöne Altstadt zum Schlossberg oder in einen der zahlreichen Parks hilft, die überreizten Nerven wieder abzukühlen.

Erschienen am 25.2.2009