„Heute wäre das undenkbar“
Elisabeth Raab-Steiner erforscht die Lebenswelt der Wiener Pflegekinder
Nach dem Bericht über Kinderheime soll nun die Geschichte der Pflegekinder aufgearbeitet werden. Warum?
Elisabeth Raab-Steiner: „Wir haben von der Stadt den Auftrag erhalten, den Betroffenen eine Stimme zu geben. Dabei geht es nicht um juristische Ansprüche, sondern um die Darstellung der Lebenswelt dieser Kinder.“
Welche Rolle spielen Gewalterfahrungen?
„Sie sind ein Teil davon, aber nicht nur. Es geht um die Erfahrung der Übergänge im Allgemeinen. Die Kinder wurden zwischen den Institutionen hin- und hertransferiert.“
Wie gehen Sie vor?
„Wir interviewen zwölf Betroffene, die von ihren Erfahrungen erzählen sollen. Der Kontakt wird von der Opferorganisation Weißer Ring hergestellt. Zusätzlich werden Experten befragt und Akten studiert.“
Worin besteht die Schwierigkeit?
„Bei den Interviews besteht das Risiko einer Retraumatisierung, da die Opfer lieblose bis gewaltvolle Erlebnisse wieder aufarbeiten müssen.“
Wie begegnen Sie dem?
„In unserem Team sind Sozialarbeiter, Soziologen und Psychologen. Die Interviews werden auf einem sehr professionellen Level geführt.“
Wie sieht es bei Pflegefamilien heute aus?
„Ich komme selbst aus der Sozialarbeit und kann sagen: Heute wären solche Zustände wie damals undenkbar.“
Elisabeth Raab-Steiner (42) ist Studiengangsleiterin für Sozialraumorientierte und Klinische Soziale Arbeit an der Fachhochschule Campus Wien. Als Leiterin des Kompetenzzentrums Soziale Arbeit erhielt sie den Auftrag, die Geschichte der Pflegekinder aufzuarbeiten.
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