Lotte Tobisch ist seit der ersten Stunde emanzipiert
Die "echte Wiener Lady" über Emanzipation, Willenskraft und den Internationalen Frauentag.
INNERE STADT. Schauspieler Michael Heltau hat selbst gesagt Lotte Tobisch sei emanzipiert auf die Welt gekommen. „Ich war emanzipiert bevor die heutigen Emanzen konzipiert waren“, sagt Lotte Tobisch stolz. Der Internationale Frauentag ist ihr eigentlich egal und "#metoo" oder aufmüpfige Männer hat es im Leben von Tobisch laut eigener Aussage nicht gegeben. „Die haben schon gemerkt, wenn ich nichts mit ihnen zu tun haben wollte“, scherzt Tobisch. Natürlich gab es Männer, die nicht locker gelassen haben, die sei sie aber allemal losgeworden: „Ich kann mich erinnern, dass ich einmal einem Mann eine Ohrfeige gegeben habe, aber das würde ich heute auf keinen Fall machen", sagt die 92-Jährige.
In Österreich sollen Frauen unglaubliches Glück haben. „Heutzutage kann jede Frau alles erreichen. Auch der Vorstand ist kein Hindernis mehr“, so Tobisch. Dennoch müsse man Kompromisse eingehen. „Es gibt zum Beispiel nach wie vor die Frage: Karriere oder Kind?“ Zu diesem Problem wünscht sich die "echte Wiener Lady" Lösungen. „Dabei gibt es aber einige Hindernisse.“ Lotte Tobisch vertritt die Meinung, dass es für ein Kind gut ist, wenn die Mutter die ersten Jahre zu Hause bleibt. Das sei aber schwierig, denn „da müsste man das Pensionsproblem lösen und den Wiedereinstieg ins Berufsleben für Frauen erleichtern", so Tobisch. Die Gewerkschaften sollten sich ihrer Meinung nach eher darum und um den Gehaltsunterschied als um die Politik kümmern.
Emanzipation seit Tag 1
So etwas wie eine reine Männerwelt gäbe es heute sowieso nicht mehr. „In Österreich zumindest. Im Osten sieht die Geschichte natürlich ganz anders aus“, betont sie. Für Tobisch selbst gilt im Berufsleben der Grundsatz: „Qualität vor Quantität.“ Von Quoten halte sie nicht viel. „Was mach ich mit Quoten? Wenn ein Mann etwas besser kann als eine Frau, dann soll er es machen. Dasselbe gilt umgekehrt.“ Mittlerweile gebe es genügend erfolgreiche Frauen auf oberster Ebene. "Man schaue nur zu unserem Nachbarn. Da steht eine integere Pfarrerstochter an der Spitze." Auf höchster Ebene funktioniere das schon ganz gut, aber "auf mittlerer Ebene fehlt es noch."
Mut zur Entscheidung
Das genaue Erfolgsrezept für Frauen hat sie nicht, aber möglich sei alles. „Jeder Schritt im Leben ist eine Entscheidung. Man muss sie aber auch treffen“, so Tobisch. Mit Zielstrebigkeit und dem Mut, das zu sagen, was man sich denkt, kommt man durchaus voran. "Klar sind nicht alle davon begeistert, aber wie gesagt: Entscheidungen." Und umsonst gäbe es nichts. "Das Glück liegt auf der Straße. Man muss sich nur bücken um es aufzuheben", schließt Tobisch ab.
Du möchtest selbst beitragen?
Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.
1 Kommentar
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.