Betreuung für Autisten gefährdet
Für autistische Menschen ist es sehr schwer, sich in der „normalen“ Welt zurecht zu finden. Sie haben besondere Bedürfnisse und benötigen ständige, intensive Betreuung. Umso unverständlicher erscheint es, dass die Stadt Wien Vereinen wie „Rainman´s Home“ keine zusätzlichen Mittel bewilligen will.
Für das Jahr 2010, so der Verein, hätte der für die Auszahlung der Fördergelder zuständige Fonds Soziales Wien (FSW), angekündigt, wegen sinkender Einnahmen die Förderbeträge nicht zu erhöhen. Aber Jahr für Jahr steigen die Kosten, und auch der Verein „Rainman´s Home“ zur Integration und Rehabilitation autistisch und anders behinderter Menschen, bildet da keine Ausnahme.
Konkret geht es in diesem Fall um die Anpassung der Löhne der Angestellten an die Inflationsrate. „Wir finanzieren den laufenden Betrieb praktisch zu 100 Prozent aus den Förderungen, die wir von der Gemeinde Wien erhalten“, sagt Dr. Therese Zöttl, die Leiterin des Vereins. „Der überwiegende Teil der Einnahmen kommt dabei dem Personal zu, denn Anschaffungen von speziell benötigten Geräten werden ohnehin meist aus Spenden finanziert. Ohne die notwendigen Anpassungen können wir uns den Betrieb im bisherigen Umfang einfach nicht mehr leisten. Im schlimmsten Fall müssten wir dann sogar jemanden entlassen. Was das für unsere Klienten bedeutet, können Sie sich ja vorstellen.“ Für das Jahr 2008 etwa hatte der Verein rund 600.000 Euro alleine an Personalkosten zu bestreiten.
Zurzeit jedenfalls liegen die Gehaltsverhandlungen mit der Gewerkschaft auf Eis, wodurch es gerade Vereinen wie „Rainman´s Home“ droht, unter die Räder zu kommen.
Zusätzlich erschwert wird die Situation durch den am 14. Jänner von der Gewerkschaft ausgerufenen Aktionstag, wodurch für den Verein zusätzliche finanzielle Nachteile entstehen könnten. Denn obwohl der Verein von der Gewerkschaft mit vertreten wird, konnte sich das Personal aufgrund der notwendigen intensiven Betreuung der behinderten Menschen selbst nicht daran beteiligen. Dennoch drohte der FSW allen Organisationen, bei denen es durch den Aktionstag der Gewerkschaft zu eingeschränkten Leistungen kommt, für diesen Tag nichts zu zahlen.
Die BZ versuchte auch, eine Stellungnahme seitens des FSW zu bekommen. Der Fonds wollte zu dem konkreten Fall jedenfalls keine Angaben machen, versprach aber eine Überprüfung der Situation des Vereines. Generell verwies der Fonds aber darauf, dass man Angestellte nicht selbst bezahlen würde, das sei Sache des jeweiligen Vereines.
Sollte sich an den bisherigen Positionen nichts ändern, droht das laufende Jahr jedenfalls zu einer besonderen Belastung für die Angestellten und betreuten Menschen des Vereines zu werden. Die BZ wird Sie über die weiteren Entwicklungen auf dem Laufenden halten. Autismus ist eine besonders schwerwiegende Verhaltensstörung, die wahrscheinlich genetische Ursachen hat. Autisten fehlt der „Filter“, der es Menschen ermöglicht, mit der Umwelt zurecht zu kommen. Statt geordneter Informationen entsteht Chaos, die Reaktion darauf sind Schrei- und Wutanfälle, Tätlichkeiten, Selbstbeschädigung, und zwanghaftes, ritualisiertes Verhalten.
Der US-amerikanische Schauspieler Dustin Hoffman hatte 1988 im Film „Rainman“ überzeugend die Probleme eines von dieser Erkrankung betroffenen Menschen dargestellt. Der Titel des Filmes wurde damit auch zu einem Synonym für an Autismus erkrankte Menschen und gab dem Verein, der seit 1991 besteht, seinen Namen. Bislang kümmern sich 19 speziell geschulte Mitarbeiter um die rund vierzig von der Krankheit betroffenen Menschen. In zwei Einrichtungen des Vereins in der Semperstrasse und Teschnergasse können sie einer geregelten und sinnvollen, aber auch für sie befriedigenden Tätigkeit nachgehen.
Der Verein finanziert sich ausschließlich aus Spenden und Fördergeldern und ist daher in besonderem Maße von den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen abhängig. Lassen wir nicht zu, dass die Schwächsten unserer Gesellschaft darunter zu leiden haben.
Roland Granser
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