Paralympics-Sieger in der Schule Ungargasse zu Gast
(mum). „Alles ist dem möglich, der glaubt“, so fasst der vielfache Welt- und Europameister Thomas Geierspichler sein Erfolgsrezept zusammen. Bevor er sich jedoch in kürzester Zeit an die Weltspitze des Rennrollstuhlfahrens kämpfte, war sein Lebensweg mit vielen Prüfsteinen gepflastert.
„Der 4. April 1994 war mein Schicksalstag“, so Geierspichler und erzählt den Landstraßer Schülern von jener Nacht, in der er mit einem Freund von der Disco auf dem Heimweg verunglückt und im Wrack eingeklemmt ist: „Ich hab gemerkt, wie es an den Fußen kribbelt – dieses Gefühl stieg über die Beine und den Unterleib bis zum Oberkörper hoch und ich dachte dabei voller Schreck: Bloß nicht in den Rollstuhl!“
Verkriechen nach der Reha
Im Reha-Zentrum wird er mit der Diagnose konfrontiert, nie wieder laufen zu können – der vorher leidenschaftliche Fußballspieler verkriecht sich wieder zu Hause in Anif. Sogar mit seiner Freundin macht er Schluss: „Ich konnte mich selbst nicht lieben – wie soll man da für jemand anderen Gefühle haben?“ Geierspichler kommt mit Menschen in Kontakt, für die Alkohl und Marihuana einen wichtigen Stellenwert haben.
Mehr als nur ein Neujahrsvorsatz
Drei Jahre später, wenige Tage vor Silvester ist er bei Bekannten eingeladen. Als er viele Stunden später erstmals wieder zur Zigarette greift, denkt er über die Gespräche des Nachmittags nach, die sich um Gott gedreht haben. Er beschließt spontan mit dem Rauchen aufzuhören: „Denn dort ging‘s dir neun Stunden auch ohne Zigarette gut.“
Aus diesem guten Vorsatz wurde eine echte Lebenswende. „Und wo ich schon dabei war, hab ich mir vorgenommen, auch das Saufen und das Kiffen sein zu lassen.“
Die Goldene mit Weltrekord
Geierspichler beginnt in der Bibel zu lesen und nützt die Energie, die er daraus zieht für Liegestütz- und Hanteltraining. „Ich bin nicht mehr vor der Realität davon gelaufen – ich konnte mich akzeptieren so wie ich bin“, fasst er diese Phase seines Lebens zusammen. Wenig später wird er auf den Rennrollstuhl-Sport aufmerksam und kämpft sich in kürzester Zeit an die Elite heran.
Bei den Paralympics in Sydney holte er überraschend die Bronzemedaille. Bei der Siegerehrung nimmt er seine Vision mit, die er 2008 in Peking in die Realität umsetzt: Er holt Gold im Marathonbewerb – und das sogar mit Weltrekord! „Ich hab die Goldene geschafft, als eigentlich alles dagegen gesprochen hat. Ich habe einfach das Vertrauen auf Gott gelegt. Denn wenn man auf Gott vertraut, kann alles passieren ...“
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