Flüchtlingsgeschichte
Von Aleppo in das Theater in der Josefstadt
Die Geschichte eines syrischen Flüchtlings, der im Theater in der Josefstadt ein neues Zuhause gefunden hat.
(ds). Tamim Fattal, bekannt aus dem Theaterstück "Die Migrantigen", kam 2016 als syrischer Flüchtling nach Wien. Schon in Aleppo führte er als Straßenkünstler selbst geschriebene Stücke auf. In Österreich schaffte er den Aufstieg auf die große Bühne in der Josefstadt. Die bz hat Fattal einen Tag lang begleitet, um einen Einblick in die Arbeit hinter der Bühne zu bekommen.
"Ich wollte nicht zum Militär und auf gar keinen Fall töten. Es war eine klare Entscheidung", erklärt Fattal schon zu Beginn des Tages. "Ich wollte Schauspieler werden, nichts anderes." Der syrischen Armee des Machthabers Bashar al-Assad beizutreten und in den Krieg zu ziehen, sei für ihn keine Option gewesen.
Soziales Engagement
Als er im Jahr 2016 in Wien ankam, verbrachte er anfangs seine Zeit mit freiwilliger Arbeit für das Rote Kreuz. "Was hätte ich anderes machen sollen, als zumindest die Hilfe zurückzugeben, die auch ich empfangen hatte?", führt er seine Gedanken aus.
Ende 2016 nahm der talentierte Jungschauspieler an einem Casting im Theater an der Wien teil und steht seit diesem Zeitpunkt endlich wieder auf der Bühne. 2017 wechselte Fattal ans Theater in der Josefstadt. Derzeit studiert er dort Robert Schneiders Einpersonenstück "Dreck" ein. Darin dreht sich alles um den Araber Sad, der durch den Verkauf von Rosen sein Studium finanziert. In einem Monolog erzähltdieser von seiner Herkunft, seinen Erinnerungen und seinen Hoffnungen.
Emotionen gibt es genug
"Ich bin ein sehr gefühlsbetonter Schauspieler", sagt Fattal. "Es kann sein, dass ich eine Szene jedes Mal anders spiele." Wenn er zum Beispiel traurig sei, könne er das in solchen Szenen gut nutzen und dadurch in seiner Rolle voll aufgehen, das Gleiche gelte für jede andere Emotion, so der Mime. "Auf der Bühne ein Stück zu inszenieren, bedeutet viel Vorbereitung, viele Stunden und Wochen an Proben", führt der Akteur weiter aus.
Nach dem Ende seiner Probe geht es weiter, der Feierabend muss noch etwas warten. Es folgt ein Videodreh im Wiener Eislauf-Verein, in dem es um eine Liebesgeschichte geht. Fattal stand noch nie auf dem Eis – genauso wie der Protagonist des Films. Sein Date soll es ihm beibringen –Romantik pur. "Das ist authentisch. Damit muss ich es nicht spielen, weil ich ja wirklich noch nie auf dem Eis gestanden bin", so der Schauspieler. Auf einmal stürzt Fattal und zerreißt sich die Hose. "Tja, so ist das halt, wenn man alles gibt", lächelt er und macht sich wieder bereit für den nächsten Take.
Text und Bild von Daniel Schaler
Du möchtest selbst beitragen?
Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.
1 Kommentar
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.