30. Juli
Equal Pension Day: 42 Prozent weniger Pension für Frauen
Anlässlich des Equal Pension Day, heute am 30. Juli rufen Parteien nach finanziellen Verbesserungen für Frauen auf. Denn Frauen erhalten um 41,86 Prozent weniger Pension als Männer – in Österreich ist der Unterschied besonders stark.
ÖSTERREICH. Der Equal Pension Day markiert jenen Tag, an dem Männer bereits so viel Pension erhalten haben, wie Frauen erst bis Jahresende erhalten haben werden. Dieser Tag fällt 2020 österreichweit auf den heutigen 30. Juli. Damit hat sich die Höhe der Frauenpensionen im Vergleich zum Vorjahr österreichweit zwar um einen Tag nach hinten verschoben, also „verbessert“– die Veränderung kommt bei der Berechnung aber aufgrund des Schaltjahres zustande, de facto sind die Frauenpensionen nahezu gleich niedrig geblieben. Das zeigt eine Aufstellung, der Stadt Wien für den Österreichischen Städtebund. Frauen bekommen demnach durchschnittlich um 825 Euro im Monat weniger Pension als Männer, das entspricht einer Differenz von 41,86 Prozent. „Frauen erhalten im Schnitt immer noch um knapp 42 Prozent weniger Pension als Männer. Dagegen müssen wir unbedingt etwas tun“, so Frauenministerin Susanne Raab (ÖVP) in einer Aussendung.
In allen Bundesländern hat sich der Equal Pension Day zumindest um einen Tag nach hinten verschoben, was allerdings dem Schaltjahr geschuldet ist. Wien ist das einzige Bundesland, das den Equal Pension Day erst im September (2.9.) feiert, Kärnten am 4. August, alle anderen Bundesländer begehen diesen Tag zwischen 7. Juli (Vorarlberg) und 29. Juli (Salzburg).
Eine neue Studie verweist darauf, dass Österreich im EU-Vergleich einen besonders großen Pensions-Gap aufweist: In nur drei anderen Staaten (Luxemburg, Malta und Niederlande) klaffen die Pensionen von Frauen und Männern noch weiter auseinander. Bei den Frauenpensionen zeigt sich einmal mehr, was sich bereits bei der Einkommensschere abzeichnet: Alle Maßnahmen, die Frauenerwerb fördern, fördern auch die eigenständige Absicherung im Alter, also qualitative Kinderbetreuung, flexible Arbeitszeiten, ausbildungsgerechte Entlohnung, weniger Teilzeit-Arbeit, so der Städtebund.
Coronavirus verschärft Benachteiligung
Raab drängt auf eine rasche Umsetzung des geplanten automatischen Pensionssplittings. Im Kampf gegen Altersarmut bei Frauen seien eine ausreichende Pension „und die weitere Reduktion des Gender Pension Gap wesentliche Bausteine“, so die Ressortchefin. "Der Equal Pension Day macht uns darauf aufmerksam, dass Frauen in Österreich eine durchschnittliche Alterspension von rund 1.100 Euro erhalten, bei Männern sind es knapp 2.000 Euro brutto im Monat."
Auch Sozialminister Rudolf Anschober (Grüne) meldete sich zur Tatsache, dass Pensionen von Frauen in Österreich um rund 42 Prozent geringer ausfallen als jene der Männer. „Durch die Coronavirus-Krise befürchten wir eine weitere Verschärfung der Benachteiligung von Frauen in vielen Bereichen“, sagte er und forderte betriebliches und gesellschaftliches Umdenken ein.
"Pensionssplitting bringe nichts"
Die SPÖ-Frauen fordern in dem Kontext erneut einen Krisengipfel mit ExpertInnen und Frauenorganisationen. Nach ihren Vorstellungen braucht es 50 Prozent der AMS-Mittel für Frauen, Mindestlohn von 1.700 Euro steuerfrei, Lohntransparenz nach dem Vorbild Islands, kürzere Vollzeit für eine gerechte Aufteilung der bezahlten und unbezahlten Arbeit, Rechtsanspruch auf einen ganztägigen Gratiskinderbetreuungsplatz und 50 Euro mehr Pension jeden Monat für eine höhere Anrechnung der Kinderbetreuungszeiten. Von einem verpflichtenden Pensionssplitting hält SPÖ-Frauenvorsitzende Gabriele Heinisch-Hosek wenig, denn gerade bei niedrigen Einkommen bringe das nichts und sei kein wirkungsvolles Mittel, um Altersarmut von Frauen zu verhindern.
Pensionsantrittsalter für Frauen angleichen
Die NEOS verlangen grundlegende Reformen im Pensionssystem: „Das niedrigere Pensionsantrittsalter von Frauen, die Mehrverantwortung von Frauen bei Kindererziehung sowie bei der Betreuung von Angehörigen im Alter und die grundsätzlich niedrigere Arbeitsmarktpartizipation drücken das Einkommen im Alter massiv. Wir NEOS fordern deshalb schon lange ein automatisches Pensionssplitting, einen Rechtsanspruch auf einen Kinderbetreuungsplatz ab dem ersten Lebensjahr, mehr Anreize für Väter, in Karenz zu gehen und sich an der Kindererziehung zu beteiligen, damit Frauen nicht mehr in die Teilzeitfalle tappen“, sagte NEOS-Frauensprecherin Henrike Brandstötter. Für FPÖ-Seniorensprecherin Rosa Ecker sei weder ein künstlicher Generationenkonflikt noch einen Geschlechterkampf sinnvoll. Vielmehr müsse die soziale Absicherung im Alter durch die Mindestpension zu gewährleistet werden.
Mehr zum Equal Pension Day in den Bundesländern hier
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