Eine schnittige Tradition

Fehlt den Maibaum-Fladaranten etwa die Schneid?

Maibaum-Fladerer sind bei uns rar gesät. Wird heuer in unserer Region gar kein Baum entführt? Nur in Moosburg, Ebenthal und Wölfnitz wird Brauchtum noch gelebt.

KLAGENFURT-LAND/KLAGENFURT. Die Klagenfurter üben sich in puncto Maibaum-Stehlen in Zurückhaltung. Die Woche hat dennoch ein paar wenige Gruppen gefunden, die dieses beliebte Brauchtum aufrecht-#%erhalten.

Baum für ein Fass Bier

In Ebenthal kam es vor vier Jahren zu einem Vorfall, über den die Gemeinde noch heute kontrovers spricht. "Wir sind von einer Tanz-in-den-Mai-Feier der Landjugend Zollfeld zurückgekommen und wussten, wo der Baum für den 1. Mai liegt", sagt Alexander Schober von der LJ Ebenthal. Angefeuert von Übermut und dem Drang das Jahrhunderte alte Brauchtum am Leben zu halten, begaben sich die Jugendlichen mit Traktor und Anhänger in den Wald und luden den Baum auf. In der Nähe des Ebenthaler Wasserfalls lag der Maibaum und konnte sich gegen seine Entführung nicht wehren. Mit Traktor, Anhänger ging es ins Kalmusbad, um sich den Maibaum gegen ein Fass Bier auslösen zu lassen. Lange, fragende Gesichter hingegen bei der SPÖ Ebenthal, die statt eines stattlichen Maibaums nur einen Zettel mit der Forderung für ein Fass Bier vorfand. "Die SPÖ konnte über den Spaß zuerst nicht lachen, war sie doch beim Aufstellen des Maibaumes in Zeitnot", erinnert sich Schober. Doch Brauch bleibt Brauch und das "Diebesgut" wurde gegen ein Fass Bier ausgetauscht. "Es war aber unser erstes und letztes Mal, für heuer haben wir nichts ausgeheckt", verspricht Schober. Ob man diesen Schelmen Glauben schenken darf?

Kranz ist heiß begehrt

Die Landjugend Moosburg ist im Mai auch im Maibaumfieber. Kunstvoll wird von den Mitgliedern der Kranz für den Maibaum gebunden. In Moosburg ist es jedoch nicht der Baum, der bei den Maibaum-Fladerern heiß begehrt ist, sondern der Maibaumkranz. "Es wissen nur zwei Mitglieder unserer Landjugend, wo der Kranz in Moosburg versteckt ist", sagt Hannah Missoni, Mädelleiterin der LJ Moosburg. Denn es kam schon vor, dass der Kranz gestohlen wurde und gegen ein Pfand am ersten Mai ausgelöst werden musste. "Es sind zumeist ehemalige Landjugendmitglieder, die herausfinden, wo der Kranz gelagert ist und diesen dann entwenden. Voller Stolz fahren sie dann mit Oldtimern vor und verlangen eine Ablöse", lacht Missoni. Zwei Jahre lang gab es in Moosburg kein 1.-Mai-Fest, doch heuer wird wieder traditionell gefeiert. Ob der Kranz mit Maschen in den Moosburger Farben Grün und Gelb die Spitze des Maibaumes zieren wird, hängt von den zwei Mitgliedern – den Hütern des Kranzes – ab. Ob sie es schaffen, ihr Geheimnis für sich zu behalten?

Vespareifen-Werfen statt Fladern

Als progressiv und zugleich traditionell kann die 1.-Mai-Feier in der Gemeinde Krumpendorf eingeschätzt werden. Das Stehlen des Maibaums schließt man hier aus. Nach zwei Jahren pandemiebedingter Pause richten das Fest am Bachweg, beim Sportplatz die Vereine gemeinschaftlich aus. Die Singgemeinschaft, der Vespaclub, die Theatergruppe und die Feuerwehr ziehen dafür an einem Strang. Um 11 Uhr startet die Veranstaltung mit einem Umzug durch Krumpendorf bis zum Festgelände, wo nebst ökumenischem Auftakt der Maibaum aufgestellt wird. Danach sorgen die Vereine für ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm mit Kinderprogramm, Maibaumkraxeln und Vespareifen-Weitwurf.

FF Wölfnitz als Ehrenretter in der Stadt

Nur die FF Wölfnitz hält in der Stadt dagegen und will alles tun, um zu verhindern, dass der Maibaum gefladert wird. "Bisher wurde bei uns noch kein Baum umgeschnitten oder gestohlen. Wenn es sein muss, setzen wir Videoüberwachung ein", zeigt sich Rene Rückbaum von der FF Wölfnitz zuversichtlich. Ab 14 Uhr beginnen die Feierlichkeiten mit Teilnahme der Singgmeinschaft Wölfnitztal, der Volkstanzgruppe Wölfnitz und mit dem Chor der VS Wölfnitz. 20 Kameraden ziehen für eine gelungene Maibaumfeier an einem Strang. "Der Baum kommt ganz frisch aus dem Wald. Kamerad Bernhard Klingbacher sponsert den Maibaum", freut sich Rückenbaum. Sollte keiner den Baum stehlen oder umschneiden, wird der Baum gegenüber des Gasthofes Wölfnitzer Hof in Wölfnitz thronen.