Pörtschacher Großprojekt

See-Erweiterung: noch viele offene Fragen

Gemeindechefin Silvia Häusl-Benz gibt sich zu See-Erweiterung bedeckt und will naturschutzrechtliche Prüfung abwarten. Bürgerinitiative will private Umwidmungen stoppen. Neues zu Widmungen bei Kreisverkehr.

PÖRTSCHACH. Auf Granit beißt man bei Bürgermeisterin Silvia Häusl-Benz (ÖVP), wenn man sie auf die geplante See-Erweiterung anspricht. Trotz mehrfacher Nachfrage ist von der Gemeindechefin nicht mehr als "die naturschutzrechtliche Verhandlung war geplant und wurde verschoben. Diese fällt aber nicht in unseren Wirkungsbereich. Es liegt nichts auf unserem Tisch, es gibt weder einen Akt noch ein Ansuchen. Solange das nicht in meinen Wirkungsbereich fällt, ist das für mich kein Thema im Gemeindeamt." Verwunderlich, will doch ein Unternehmer den Wörthersee in Pörtschach vergrößern.

Abwartende Haltung

Sie gibt an, von den Plänen in ihrer Gemeinde selbst nur aus der Zeitung zu erfahren. Häusl-Benz weiß auch nicht mehr von der bevorstehenden Prüfung der Bezirkshauptmannschaft Klagenfurt Land, die über die Machbarkeit des Projekts im sogenannten Buberlemoos entscheidet, als dass diese "irgendwann Ende des Sommers" stattfinden soll. Erst danach will sie zum Großprojekt Stellung beziehen, mit der Prüfung wird ein weiterer wesentlicher Punkt geklärt: Kommt es zu einer Umwidmung der Fläche? Auch von den kolportierten Plänen, dass hier am neuen Wörtherseeufer Einfamilienhäuser entstehen sollen, will die Gemeindechefin nur aus Zeitungsberichten erfahren haben, über "ungelegte Eier will ich nicht sprechen".

"Sehen Bodenversiegelung kritisch"

Selbst zum Thema Flächenwidmungen gibt sich Häusl-Benz nicht sonderlich auskunftsfreudig, was sie aber sagt: "Das Thema Bodenversiegelung wird in der Gemeinde sehr kritisch betrachtet. Wenn es einen Mehrwert für die Gemeinde oder die Bürger hat, geht man in einen Dialog, dann schaut man, was es der Gemeinde bringt." Die WOCHE hakt bei der Bürgermeisterin nach: "Zuerst müssen Experten dies bewerten, ob das dem Wörthersee guttut. Dann mache ich mir Gedanken für die Bürger." Sie schiebt den Ball an die Behörden weiter. Umwidmungen ohne Begründungen kommen für die Gemeindechefin jedoch nicht mehr in Frage.

Blau-Grünes Bündnis

Eine ungewöhnliche Allianz hat sich im Pörtschacher Gemeinderat formiert: Die Grünen mit GR Gabriele Hadl und GR Florian Pacher (FPÖ) haben mit Gertraud Wiederschwinger (Anm.: Pörtschacher Bürgerin) ein Gemeindevolksbegehren mit dem Titel "Umwidmungsstopp für kommerzielle Bauprojekte" ins Leben gerufen. Dabei wird von der Initiative von "massivem Überschuss von unverbautem Bauland im Ausmaß von 460.000 Quadratmetern" gesprochen. Zudem lautet der Vorwurf, dass in den "letzten sechs Jahren neuerlich riesige Flächen von Bauland umgewidmet und auch momentan wieder etliche kommerzielle Bauprojekte zur Diskussion stehen". Mehrere "Megaprojekte in der Seeuferstraße" sollen laut der Bürgerinitiative geplant sein, "in einem Fall sollen fast 20.000 Quadratmeter in Bauland umgewidmet werden". Die WOCHE hat die Bürgermeisterin auf die Aussagen der Bürgerinitiative angesprochen. "In der letzten Periode haben wir im Vergleich zu anderen Perioden wenig umgewidmet. Und wenn, dann immer mit Begründung. Nicht jeder Umwidmungswunsch wird blind umgesetzt", antwortet Häusl-Benz. Dass es "Altlasten ohne Bebauungsverpflichtung" gegeben hat, bestreitet sie nicht. Dass die Äcker in der Nähe des Hofer-Supermarktes beim Kreisverkehr umgewidmet werden sollen, bestätigt Häusl-Benz: "Dazu liegen Umwidmungsanträge am Tisch. Es geht in die Richtung Lebensmittelproduktion. Eine Erweiterung beim Kreisverkehr in diese Richtung war immer angestrebt. Nur ein Hofer ist zu wenig." "Wir benötigen 140 gültige Unterschriften für das Gemeindevolksbegehren", sagt Pacher. Das weitere Prozedere: Die gesammelten Unterschriften werden an die Bürgermeisterin übergeben, die Gemeindewahlbehörde prüft die Unterschriften, sind die 140 Unterschriften erreicht und gültig, kommt das Gemeindevolksbegehren als ein Tagesordnungspunkt in eine der nächsten Gemeinderatssitzungen.

Furcht vor "Dubaisierung"

Die Pläne am Wörthersee das Feuchtgebiet auszubaggern und damit neue Flächen für Luxusimmobilien zu schaffen, stößt den Grünen in Pörtschach sauer auf. Anrainer befürchten ein "Dubai am Wörthersee" - eine Anlehnung an die künstliche geschaffenen Inseln im Emiratstaat, welches große Umweltschäden als Folge hatte. "Die angekündigten Ausgleichsmaßnahmen seien eine Augenauswischerei. Gleich nach Bekanntwerden der Verhandlung ließen die Besitzer Mähmaschinen auffahren und haben alles Lebendige plattgewalzt. Nur die Krähen hatten Freude", berichtet die Grünen-Gemeinderätin in Pörtschach, Gabriele Hadl.

Zerstörte Flora & Fauna

Ganze 16 Meter des Schilfgürtel sollen weggebaggert werden und als "Ausgleich" dafür sollen künstliche Inseln mit Badeplätzen errichtet werden. Laut den Bauwerbern soll das Gebiet von Altlasten befreit werden und ein Naturjuwel geschaffen werden, das sieht Hadl aber anders: "Genau das Gegenteil ist der Fall. Das Buberlemoos ist bereits ein Naturjuwel, das sich über ein halbes Jahrhundert auf Bauschutt regeneriert hat. Hier gibt es Würfelnattern, Falken, Graugänse sowie seltene Lilien und Gräser. Rasen, Stege und Betonklötze werden diesen Lebensraum zerstören. Ein paar Schilfbüschel zwischen Stegen ersetzen nicht den zusammenhängenden Lebensraum in der Kopperbucht." Erleichtert sind die Grünen darüber, dass sich der Naturschutzbeirat und die Umweltanwaltschaft jetzt mit der Sache beschäftigen und die Bezirkshauptmannschaft die Verhandlungen vertagt hat und die Anträge der Anrainer geprüft werden.