Außerordentlicher Glaube

Vor einigen Jahren reiste meine Schwägerin 1900 Kilometer nach dem Staat Utah (in den Vereinigten Staaten), wo ich und meine Frau wohnten. Sie kam nicht, um uns zu besuchen, sondern bei der Hochzeit ihrer Tochter anwesend zu sein. Ihre Tochter studierte an einer Universität, und konnte sich nicht leisten, für eine Hochzeit nachhause zu gehen. Sie beschloß sich zu verheiraten, wo sie lebte. Das war ebenfalls ein Opfer für meine Schwägerin, die Reise zu machen. Für diese alleinstehende Mutter gab es nie Extrageld.
Meine Schwägerin, Maria (nicht ihr wahrer Name), kam mit dem Flugzeug. Bei der Gepäckausgabe, wartete sie eine lange Zeit auf ihr Gepäck, aber es war nicht da. Sie lernte bald, daß es gestohlen worden war. Unter ihrer täglichen Kleidung waren neue Schuhe und ein besonderes Kleid für die Hochzeit. Auch im Koffer waren die Geschenke, die sie für das neue Ehepaar gekauft hatte. Ihre Tochter war gekommen, um sie abzuholen, und mit schwerem Herzen fuhren sie die 75 Kilometer zur Wohnung ihrer Tochter. Es gab keine Hoffnung, daß sie das Gepäck je wieder sehen würde. Möglichst bald kaufte sie sich eine Kleid an einem gebrauchten Bekleidungsgeschäft.
Maria ist eine außergewöhnliche Person. Sie hat einen starken Glauben an den Gott der Bibel und des Buches Mormon. Sie glaubt, was darin gelehrt wird, nämlich, daß Gott ihr Vater im Himmel ist, und daß er unsere Gebete hört und nach seiner eigenen Weisheit beantwortet. Sie hat uns oft gesagt, daß sie ihm vertraut, und daß es ihr klar ist, daß er ihr mehrmals im Leben geholfen hat.
Sie akzeptierte die Tatsache, daß sie ihr Kleid und ihre Schuhe nicht zurückbekommen würde, aber sie wollte doch mit ihrem himmlischen Vater über den Rest ihres Gepäcks sprechen.
So ging sie auf die Knie und sagte unter anderem ungefähr folgendes: “Vater im Himmel, ich weiß, daß diese eine unwichtige Sache für dich sein mag, aber wenn du willens bist, mir zu helfen, dann möchte ich mein Gepäck zurück haben. “
Sie spricht immer mit Gott als einen liebenden Vater. (So hat sein Sohn Jesus Christus auch mit ihm gesprochen.) Sie zweifelt nie, daß er da ist, und bittet immer mit Vertrauen, Liebe, und Verehrung.
Der nächste Tag war Sonntag, und Maria ging wie üblich in die Kirche. Als sie wieder nach Hause kam (zur Wohnung ihrer Tochter), da vor der Tür stand ihr Gepäck. Es gab auch ein Blatt mit einer Erklärung darauf geschrieben.
Der Schreiber erklärte (nicht seine genauen Worte): “ Ich hatte gerade mein Auto an einer Tankstelle gefüllt. Es gab in der Nähe einen Müllcontainer, und als ich ihn blickte, hatte ich das starke Gefühl innen, daß ich hineinschauen sollte. Ich habe nicht die Angewohnheit, in Mülltonnen hineinzublicken, aber das Gefühl war stark und klar. Als ich hineinschaute, sah ich sofort ein Paar Schuhe auf einem Koffer sitzend. Ich holte die Schuhe und das Gepäck und nahm sie mit mir. Zu Hause sah ich hinein, um herauszufinden, wem dieses Gepäck gehörte, und mitten im Ihnalt fand ich ein Papier mit einer Adresse darauf, die ungefähr 75 Kilometer weit weg war. Ich wusste, daß ich das Gepäck zu dieser Adresse bringen sollte, aber als ich hier ankam, fand ich niemand zu Hause. Bitte, stellen Sie sicher, daß das Gepäck wieder zum seinem Besitzer zurückkommt.” Weiteres hat er nicht geshrieben.
In unserer Familie sprechen wir gelegentlich über unseren Glauben an Gott. Im Alten Testament sprach Gott durch die Propheten, daß er seine Kinder liebt und ihnen mit all ihren Schwierigkeiten und Herausforderungen hilft, wenn sie ihm gehorchen und vertrauen. Man findet, zum Beispiel, in Deuteronomium 30:16 folgendes:
“Wenn du auf die Gebote des Herrn, deines Gottes, auf die ich dich heute verpflichte, hörst, indem du den Herrn, deinen Gott, liebst, auf seinen Wegen gehst und auf seine Gebote, Gesetze und Rechtsvorschriften achtest, dann wirst du leben und zahlreich werden und der Herr, dein Gott, wird dich in dem Land, in das du hineinziehst, um es in Besitz zu nehmen, segnen.”
Das Buch Mormon bestätigt diese Lehre. In Helaman 12:1 lesen wir:
“... ja, wir können sehen, daß der Herr in seiner grossen, unendlichen Güte diejenigen segnet und gedeihen lässt, die ihr Vertrauen in ihn setzen.”
In beiden Büchern steht das als eine Hauptlehre, und meine Schwägerin is mit ihr gut vertraut. Der Herr hat ihr oftmals geholfen, sagt sie, wo die Hilfe von keiner anderen Quelle hätte kommen können.
In der heutigen Welt gibt es viele Menschen, die behaupten, daß es keinen Gott gibt. Der Versuch, Maria zu sagen, es gibt keinen Gott ist wie der Versuch, Ihnen (dem Leser) zu überzeugen, es gibt keine Sonne oder keinen Mond. Ich gehöre auch zu denen, die glauben nicht nur, daß Gott lebt, aber, daß er uns mit Freude und innerem Frieden segnen wird, wenn wir seinen Geboten gehorsam sind. Nephi der Führer eines rechtschaffenes Volkes sagte in diesem Bezug (im Buche Mormon, 2 Nephi 5:27):
“Wir lebten nach der Weise der Glückseligkeit.”
Jesus sagte einmal: “Frieden hinterlasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch; nicht einen Frieden, wie die Welt ihn gibt, gebe ich euch.” (Johannes 14:27)
Maria und ihre Familie haben sich diesen Grundsatz zu Herzen genommen. Ich kann es in ihrer freudigen Leben sehen. Das Prinzip gilt für allen Kindern Gottes, glaube ich.
Und hin und wieder, wenn man ein sonderliches Bedürfnis hat, und im Glauben fragt, wird Gott einen Wunsch, wie das Zurückbekommen von gestohlenes Gepäck, barmherzig gewähren.