Sozialprojekt
Alle Menschen wollen "Voll im Leben" sein

Voll im Leben: Das Projekt von Edith Reitzl, Sabine Grünberger und Martin Steinthaler unterstützt Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen beim Eintritt ins Berufsleben, wie Marie aus Althofen | Foto: tinefoto.com/Martin Steinthaler
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  • Voll im Leben: Das Projekt von Edith Reitzl, Sabine Grünberger und Martin Steinthaler unterstützt Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen beim Eintritt ins Berufsleben, wie Marie aus Althofen
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Ein neues Sozialprojekt will junge Menschen mit Beeinträchtigungen unterstützen, im Berufsleben oder der Ausbildung Fuß zu fassen.

KLAGENFURT (vep). Ein Herzensprojekt, das in Kärnten einzigartig ist, hat Unternehmens-Coach und Modelschulbetreiberin Edith Reitzl nun ein Jahr lang gemeinsam mit der Mobilen Kinderkrankenpflege (Moki) und Fotograf Martin Steinthaler vorbereitet. Jetzt geht das Pilotprojekt "Voll im Leben - zeig uns deinen Superhelden" an den Start. Reitzl und Moki-Leiterin Sabine Grünberger wollen damit Jugendliche bzw. junge Erwachsene mit körperlichen Beeinträchtigungen unterstützen und bestärken, in der Lehre und dem Berufsleben Fuß zu fassen. Denn, so Reitzl: "Diese jungen Menschen unterscheiden sich nicht von anderen. Sie haben die selben Bedürfnisse, wollen beruflich tätig sein, wahrgenommen, angenommen und akzeptiert werden." 

Von Mut und dem "an sich glauben"

Mit "Voll im Leben" wird in Workshops mit den Jugendlichen aus ganz Kärnten gearbeitet. "Wir helfen, ihre Stärken, Talente und Fähigkeiten herauszuarbeiten. Dafür müssen sie sich selbst als Person definieren und sich mit ihrem Selbstwert auseinandersetzen. Die Verletzlichkeit, die diese Menschen durch ihre Benachteiligung oft haben, versuchen wir in Vorteile zu verwandeln", erläutert Reitzl. MOKI-Leiterin Grünberger erläutert: "Durch ihre chronischen Erkrankungen und körperlichen Beeinträchtigungen haben diese Kinder viel mitgemacht und nicht jenes Selbstbewusstsein entwickelt, das andere haben. Meist haben sie viele Krankenhausaufenthalte erlebt und viele Rückschläge in der Gesellschaft erfahren."

Gearbeitet wird auch an der Kommunikation und wie man mit Konflikten umgeht. Zudem wird mit den Jugendlichen definiert, wo sie sich überhaupt im Berufsleben sehen und welche Voraussetzungen sie brauchen, um dorthin zu gelangen. Reitzl: "Es geht auch um Mut und eigenverantwortliches Handeln. Den Mut, sich ins Leben zu begeben und dort verantwortungsvoll zu handeln, trotz ihrer Beeinträchtigung. Die Botschaft ist ganz klar: Glaub an dich!"

Unternehmen haben Verantwortung! 

Gleichzeitig sollen mit dem Sozialprojekt Unternehmer in Kärnten aufgerüttelt werden. Nach wie vor hätten laut Reitzl Menschen mit Beeinträchtigungen das Stigma an sich haften, dass sie als Arbeitnehmer hohe Aufwände, besondere Berücksichtigungen etc. benötigen. Und unkündbar sind. "Das ist Blödsinn, auch die Kündigungsregeln wurden schon lange gelockert. Es ist einfach zeitgemäß, sich mit dieser Gruppe der Gesellschaft konstruktiv und aktiv auseinanderzusetzen. Denn sie haben wie jeder andere Fähigkeiten, die für Betriebe wertvoll sind. Und wir tragen unseren Teil dazu bei, in dem wir diese Jugendlichen mental arbeitsfit machen." 
Möglich sind laut Reitzl dann auch abschließende Gespräche zwischen Jugendlichen und Unternehmern. "So können beide Seiten voneinander lernen und erfragen, was der jeweils andere von ihnen eigentlich erwartet."

Pilot mit Ausbauplänen

Der Workshop startet am 5. Oktober mit vorerst fünf Jugendlichen zwischen 13 und 18, er ist aber an Menschen von 12 bis 25 gerichtet. Denn auch die ganz Jungen will das Projekt unterstützen, etwa, wenn sie eine Lehre anstreben. Grünberger: "Wir wollen den Jugendlichen hier helfen, sie entweder auf mittlere Schulen, die landwirtschaftliche Fachschule oder mögliche Lehrverhältnisse vorzubereiten." 
Schon jetzt gibt es Ausbaupläne, verrät Reitzl: "Moki ist in ganz Österreich tätig. Und aus den Bundesländern wird bereits jetzt großes Interesse bekundet, das Projekt auch dort zu starten."
"Voll im Leben" hat vergangenes Jahr übrigens auch den 3. Platz beim Sozialpreis der Bank Austria abgeräumt, beim Bundesministerium für Soziales haben Reitzl und Grünberger nun um eine Förderung angesucht.  

Zeig uns deinen Superhelden 

Die Workshops sind aber nicht alles. Ein wesentlicher Teil des Projektes ist, die Stärke dieser Menschen auch visuell abzubilden. Der Fotograf Martin Steinthaler inszeniert die Jugendlichen in einem Fotoshooting kraftvoll und stark - als sozusagen Superhelden. Dabei werden ihre Beeinträchtigungen nicht versteckt, sondern - im Gegenteil - vergoldet. "Marie aus Althofen, unser Testimonial für die ersten Bilder, ist 20, sie möchte eine Ausbildung zur Visagistin machen. Wegen einer Stoffwechselerkrankung trägt sie eine Magensonde. Diese haben wir, nach Vorbild der französischen Künstlerin Helene Gugenheim, vergoldet", erklärt Reitzl. Sie betont, keinesfalls wolle man jemanden zur Schau stellen, im Gegenteil. "Wir führen die Jugendlichen langsam und wertschätzend zu ihren Stärken. Mit dem Bild können sie am Schluss auch für sich selbst visualisieren, welch starker Mensch in ihnen steckt."
Reitzls Vision bzw. großes Ziel ist, irgendwann dann auch eine österreichweite Ausstellung mit diesen Fotos zu machen und noch weiter das Bewusstsein für dieses Thema zu schärfen.

Sozialprojekt braucht noch Unterstützer 

"Voll im Leben" ist ein Sozialprojekt, das ausschließlich über Spenden finanziert wird. Entsprechend sind die Verantwortlichen auf der Suche nach Unterstützern. "Einer der ersten war der Ilsenhof am Klopeinersee, aber auch Sandwirth-Chefin Helvig Kanduth, die uns die barrierenfreien Workshopräumlichkeiten für das Pilotprojekt zur Verfügung stellt", ist Reitzl dankbar. 
Sie appelliert vor allem an Unternehmer: "Zum einen, weil sie es sind, die wir gewinnen wollen, den Jugendlichen eine Chance zu geben. Zum anderen trägt die Wirtschaft auch Verantwortung. Wenn diese jungen Menschen in das Arbeitsleben integriert werden können, wird ihnen ein eigenständiges Leben ermöglicht. Die Jugend ist unsere Zukunft."

Für das Projekt gibt es auch ein Spendenkonto bei der BKS Bank: 
Projekt Voll im Leben, IBAN: AT41 1700 0001 0011 9951

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